Die Vertreter der am Bau beteiligten Firmen, der Stadt, des VfL Nagold sowie Mäzen Reinhold Fleckenstein (stehend, Vierter von links) sehen der Fertigstellung des Stadionumbaus optimistisch entgegen. Foto: Bernklau

Mit Berliner Blau und Inter Mailands Rasen: In Nagold entsteht für 1,2 Millionen Euro das wohl modernste Stadion im Kreis Calw.

Nagold - Der Rasen wäre fast bei Inter Mailand gelandet. Und die Bahn gleicht der im Berliner Olympiastadion. Für 1,2 Millionen Euro entsteht in Nagold das wohl modernste Stadion des Kreises Calw – auch dank eines großzügigen Mäzens. Früher trug das Nagolder Stadion den Namen des ehrwürdigen Altbürgermeisters Eugen Breitling. Doch der Name ist jetzt ebenso Geschichte wie das alte Stadion am nördlichen Ortseingang von Nagold.

Dass die Sportstätte inzwischen Reinhold-Fleckenstein-Stadion heißt, hat seinen handfesten Grund. Der Nagolder Textilunternehmer, der gleichzeitig Freund, Mitglied und Haupt-Sponsor des VfL Nagold ist, hat einen nicht unwesentlichen Teil der Baukosten übernommen. Wie groß der war oder ist, darüber hüllt man in Nagold in den Mantel des Schweigens.

Formell ist die Baumaßnahme zwar eine Sanierung am bereits bestehenden Ort. Doch selbst Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann bezeichnet das Vorhaben als "Neubau". Immerhin wurden oder werden alle Sportanlagen von Grund auf neu gebaut. Das gilt für den Kunstrasenplatz und den Rasenplatz genauso wie für die Leichtathletik-Anlagen. Und dabei begnügt man sich in Nagold nicht mit Dutzendware. Für den Rollrasen, der inzwischen im Stadion liegt, reiste man eigens zu einer Spezialfirma ins Bayerische. Dort besichtigte man verschiedene Varianten von Rasenplätzen, entschied sich rasch für eine bestimmte und griff zu. Und schnappte damit ausgerechnet dem großen FußballKlub Inter Mailand seinen zukünftigen Rassen weg. Denn die Vertreter des vielfachen italienischen Meisters waren Tage zuvor ebenfalls bei der Rasenfirma zu Gast gewesen und hatten sich eigentlich auch diesen Rasen ausgeguckt, jedoch um Bedenkzeit gebeten. Und in dieser Zeit schnappte Nagold den Italienern den Rasen vor der Nase weg.

Auch bei der Laufbahn hat man sich für etwas Besonderes entschieden – was nicht wundert, ist Mäzen Reinhold Fleckenstein doch ehemaliger Leichtathlet. Die Leichtathletik-Anlagen werden nicht wie in den meisten anderen Stadien in Rostrot daherkommen. In Nagold werden die Anlagen in dem Blau erstrahlen, in dem auch im Berliner Olympiastadion die Anlagen gestaltet sind. Blau macht nicht nur wegen Berlin Sinn. Blau ist auch eine der Vereinsfarben des VfL Nagold.

Bei den Nagolder Leichtathleten freut man sich schon jetzt auf diese Bahn. "Das Stadion wird in der Region seinesgleichen suchen", ist Hans- Dieter Wagler von der Leichtathletik-Abteilung überzeugt. "Es wird jede Menge Aufmerksamkeit erregen." Profitieren von dem neuen Schmuckstück sollen indes nicht nur die Nagolder Leichtathleten. Wagler will bei der Nutzung auch die umliegenden Vereine einbinden.

Eingebunden in die Nutzung werden auch die Nagolder Schulen, was einen "Quantensprung für den Schulsport in Nagold" bedeute, wie Nagolds Stadtoberhaupt Jürgen Großmann bei einem Pressegespräch vor Ort sagte.

Eingeweiht wird das neue Stadion freilich von den erfolgreichen Fußballern des VfL Nagold, denen nebenan auch noch ein Kunstrasenplatz mit verbandsligatauglicher Flutlichtanlage zur Verfügung steht. Für dieses Eröffnungsspiel auf dem Beinahe-Mailänder-Rasen habe man einen "einigermaßen adäquaten Gegner" gesucht, berichtete Reinhold Fleckenstein vor Ort. Nach einer schwierigen Suche steht nun fest: Das Eröffnungsspiel findet am 25. Juni um 18.30 Uhr gegen die Stuttgarter Kickers statt. "Die Blauen passen auch besser zum VfL Nagold als die Roten", kommentierte Fleckenstein das Ergebnis der Suche. Der Erlös des Spiels soll der Nachwuchsabteilung der Fußballer zugute kommen.

Groß gefeiert wird das neue Stadion beim Eröffnungswochenende, das am 28. und 29. Juni steigen wird – inklusive Jedermann-Turnier für Firmenmannschaften, Rahmenprogramm und ökumenischem Gottesdienst.

Dass man bis dahin die Bauarbeiten am Stadion fertiggestellt haben wird, davon sind die beteiligten Firmen, der Verein und die Stadt felsenfest überzeugt. Die Firmen sprechen dabei von einer geradezu optimalen Zusammenarbeit mit Verein und Stadt.

Nicht unmittelbar zu diesem Stadionausbau gehört die Klärung der Parkplatzsituation. Für den neuen Platz soll die ehemalige Seifenfabrik jenseits der Bundesstraße weichen, kündigte OB Großmann jetzt an. Um die Querung für die Stadionbesucher zu erleichtern, soll an dieser Stelle auf der B 463 ein Fahrbahnteiler entstehen.