Auch das Outfit von Robbi Pawlik alias Bademeister Schaluppke passte perfekt zur Show. Foto: Martin Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Mit dem "Bademeister Schaluppke" startete die neue Saison der Alten Seminarturnhalle

Der Mann muss zahllose Sommer lang am Beckenrand gestanden haben – sollte man meinen. Aber der Bademeister Rudi Schaluppke ist zivil was ganz anderes. Am Freitagabend eröffnete der Komiker Robbi Pawlik die neue Saison in Nagolds Alter Seminarturnhalle.

Nagold. Es war ein noch eher kleines Publikum zum Saisonauftakt. Und es gehörte altersmäßig überwiegend zur Gruppe der Frühschwimmer. Trotzdem war die Stimmung ganz schnell so prächtig wie an einem Ferientag in einem Freibad dieses großen Sommers.

Nicht nur das Outfit des Bademeisters Schalluppke passte perfekt. Bis auf den eher blassen Teint vielleicht. Schon vom ersten Spruch an wirkte der Mann so, als sei er noch echter als echt, wenn er mit einer Stimme wie Donnerhall ruft: "Sportsfreunde, duschen!"

Sein Revier ist ein Kombibad in Köln-Süd im Stadtteil "Pfollstock". Dort, an einem sozialen Brennpunkt, "bin ich der Innen- und Außenbeckenminister und betreue ein buntes Badeklientel: meckernde Muttis, renitente Rentner und pöbelnde Pubertiere". Da gibt es den Zehner namens Acapulco Tower und eine musikbeschallte Wellness-Oase, die unter dem salzigen Namen "Totes-Meer-Chillout" läuft. "Unseren Bädern geht’s ja nicht wirklich gut", klärt Schaluppke auf.

Pawliks ist eigentlich Sportlehrer

Überall wird geschlossen. Und auch sein Berufsstand hat Nachwuchssorgen. Ganz abgesehen davon, dass in Nordrhein-Westfalen die Hälfte der Menschen nicht mehr schwimmen könne. (Robbi Pawlik übrigens ist gelernter Sportlehrer und Psychotherapeut.)

Ein paar HipHop-Nummern ("Im feuchten Milieu") machen die Musik seines Programms. Ein Slapstick in Zeitlupe bringt ballethafte Bewegung. Schaluppke kann nicht nur pfiffig reimen, er ist mit seinen "Zehn Jahren unterm Zehner" auch sonst ein absoluter Bademeister des Wortspiels. Und der Komiker hat ihnen allen so was von aufs Maul geschaut, dass man nicht glauben möchte, er sei nie wirklich dieser abgefahren coole Held vom Beckenrand in seinem "gechlorten Revier" gewesen. Wer Nachhilfe braucht im Jugendsprech, der ist bei Pawliks Schaluppke so was von richtig. Aber nicht nur. Auch seine betagtere Kundschaft bekommt ihre Dusche weg.

Schaluppkes Lieblingsrentner unter den Frühschwimmern zwischen sieben und acht heißt Opa Heinrich. "So wie sie arbeiten, möchte ich Urlaub machen", tönt der. Den muss er wegen seiner Rassistensprüche schon mal per Megafon auf die rechte Bahn verweisen, wo "seit sieben Uhr 45 zurückgeschwommen" werden darf. Oma Krause in ihrem Leoparden-Tanga beschreibt Schaluppke als "Stilberater", der er auch ist, noch ganz gnädig. Weniger Nachsicht hat seine Aufsicht mit den "Liegen-Blockierern".

Restzuneigung für "Alpha-Kevins"

Und auch mit den Helikopter-Mamas und Doppelnamen-Damen mit ihren Doppelvornamen-Kindern geht er etwas weniger sanft um. Die hat er schon deshalb gefressen, weil sie vorm Kombibad mit ihren geländegängigen "Hausfrauen-Panzern" notorisch zwei Parkbuchten belegen und vor blödem Stolz auf ihre stets hochbegabte Brut geradezu platzen.

Absolut unerreicht aber macht Schaluppke seine Hauptklientel nach – mit so einem bisschen Restzuneigung für die "Alpha-Kevins" und sein ebenso Testosteron gesteuertes wie grammatikfremdes Hauptpublikum. "Gib WLAN-Passwort für Liegewiese!" fordern die Jungs von ihm. Oder die Mädels, die – wenn sie nicht gerade mit dem Smartphone zur Badetuchnachbarin whatsappen, sich beschweren kommen: "Die dumme Nuss hat mich gerade ertrunken!"

"Beef" heißt das, wenn es Streit gibt. Weiß man jetzt. Und nach der zweiten Programmhälfte weiß man auch, dass der Bademeister mit dem Berliner Namen zwar ein Kölner Karnevalsverächter ist, aber man weiß nach einer Reihe von schwäbisch-alemannischen Zungenschlägen auch, dass der Komiker aus der Gegend von Villingen-Schwenningen stammt. Und dort hat ihn, in den 80er-Jugendjahren, der ehrwürdige Bademeister Ewald Ketterer inspiriert. Für ein Programm, dass die Nagolder Gäste heftig bejubelten.