"Sanfter Tourismus und Naturschutz stehen in keinem Gegensatz, die Marke Nationalpark ist dabei eine Chance für die ganze Region." Foto: dpa

Bei der Podiums-Diskussion im Naturfreundehaus gibt es fast keine Gegenstimmen.

Nagold - Die Meinung der 60 Anwesenden bei der Podiumsdiskussion war ziemlich deutlich: Der Nationalpark soll kommen. Zwar wurden die Gegenargumente der Gegner zum Teil dargelegt, aber keiner der Kritiker war der Einladung zur Podiumsrunde der SPD Nagold mit fünf Rednern im Naturfreundehaus gefolgt.

Die Stimmung war schon eingangs fast euphorisch: Die Arbeitskreise zum Thema Nationalpark Nordschwarzwald hatten ihre Ergebnisse vorgestellt und den Befürwortern ordentlich Rückenwind gegeben. Dennoch wurde die Diskussion von fünf Rednern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Den Anfang machte Martin Klatt von der Landesgeschäftsstelle des NABU, welcher in zwei der Arbeitskreise mitgearbeitet hat. In seiner Präsentation zeichnete er ein düsteres Bild: Mehr als ein Drittel der Arten in Deutschland sind gefährdet, die Ziele der Regierung, den Rückgang der Arten zu stoppen, sind gescheitert, und die gewollten 5 Prozent unberührter Waldfläche bis zum Jahr 2020 liegen in Baden Württemberg aktuell bei schmalen 0,5 Prozent. Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müsste sich also die Fläche der unberührten Wälder in Baden Württemberg verzehnfachen – nur um dem Durchschnitt gerecht zu werden. "Deswegen brauchen wir den Nationalpark", so die Aussage von Klatt.

Als Forstexperte nahm im Anschluss Manfred Senk das Argument der entgehenden Holznutzung von Nationalparkkritikern ins Visier. Er stellte zwei Zahlen gegenüber: 50 000 entgangene Festmeter Holz bei einem Jährlichen Holzeinschlag von acht bis zehn Millionen Festmetern. "Das geht schon in der Schwankungsbreite durch Zufallsereignisse wie Stürme oder Käferbefall unter", so der Experte.

Dieter Laquai, Referent der Naturfreunde Nagold machte auf die Diskussion um den Nationalpark vor 20 Jahren aufmerksam und dass sich die damals kritische Meinung der Vorstände des umliegenden Naturparks mittlerweile gewandelt hat: "Die sehen das jetzt als einen Diamanten im goldenen Ring und auch eine Chance, den Naturpark drum herum weiterzuentwickeln."

Der Sprecher des Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald e.V. Christian Klöppel machte auf die beiden Umfragen unter den Bürgern Baden Württembergs aufmerksam: 63 Prozent waren für den Nationalpark, 23 Prozent dagegen. Auch das Argument, die lokale Verwaltung würde die Entscheidungsgewalt verlieren konnte er entkräften: "Entscheidungen werden zu 50 Prozent kommunal und zu 50 Prozent von der Nationalparkleitung getroffen", so Klöppel.

Als fünfter Redner kam Nagolds ehemaliger Oberbürgermeister Rainer Prewo zu Wort. Der Wirtschaftsexperte beleuchtete die Vorteile für den Tourismus: "Sanfter Tourismus und Naturschutz stehen in keinem Gegensatz, die Marke Nationalpark ist dabei eine Chance für die ganze Region." Weiter meinte Prewo: "Der Tourismus boomt, nur nicht im Nordschwarzwald, hier haben wir seit 20 Jahren Stagnation. Ein Aushängeschild wie der Nationalpark kann das ändern."