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Das „Doppelmord-Duo“ begeistert im Nagolder Kubus die Gewinner der Bonus-Aktion für Abonnenten des Schwarzwälder Boten.

Nagold - Doppelmord im Nagolder Kubus! Weil es die Krimi-Autoren Edi Graf und Bernd Leix bei Lesungen nur im Doppelpack gibt. Beide lasen diesmal exklusiv für die Gewinner der jüngsten Bonus-Aktion für Abonnenten des Schwarzwälder Boten aus ihren neuesten Werken.

Toll, dass so eine Aktion diesmal zu uns gekommen ist“, sagt Heike aus Haiterbach (Kreis Calw). Eigentlich seien ja sonst eher historische Romane ihre regelmäßiges Leserfutter. Oder mal was Leichtes - „Liebesromane“. Aber ab und an ein guter Krimi „ist auch nicht zu verachten.“ Sohn Chris sieht das ähnlich, steht er doch vor allem auf Reißer von Dan Brown oder Ken Follet.

Die Heimat-Krimis von Graf und Leix, die heute dran sind, sind für ihn da eine echte Entdeckung. Weil auch Chris die Ecken ganz genau kennt, in denen zum Beispiel Leix seinen Kommissar Oskar Lindt zwischen Murgtal und den umliegenden Schwarzwaldhöhen ermitteln lässt. Die Leiche in diesem Fall liegt natürlich in der Murg höchstselbst. Und man merkt ziemlich schnell, dass dem Autor die Region um Baiersbronn ganz besonders am Herzen liegt – schließlich ist er genau hier geboren und aufgewachsen.

„Schwarzwald-Himmel“ heißt dieses neueste Buch von Bernd Leix. Und es ist überdeutlich, dass der Autor mit seinem behäbigen Kommissar, der eigentlich zum Wellness und zur Fitness aus seinem sonstigen „Jagdgebiet“ Karlsruhe in den Nordschwarzwald gekommen ist, hier ein echtes „Alter Ego“ von sich geschaffen hat. Was gut ist. Denn so wird während der Lesung mit nur einer Pfeife und zwei Badelatschen als Requisiten das Bild des literarischen Mordermittlers hier im Nagolder Kubus überraschend lebendig. Und da Leix zudem ein begnadeter Erzähler und aufmerksamer Beobachter ist, entsteht auch die gesamte Kulisse seiner fiesen kleinen Geschichte geradezu plastisch vorm eigenen geistigen Auge. Und es macht wirklich großen Spaß, Leix feiner (Selbst-)Ironie zuzuhören – gerade, wenn er seinen Kommissar Lindt immer wieder (wahrscheinlich absolut autobiografisch) über die verschiedensten schwarzwälder kulinarischen Leckereien straucheln lässt.

So realistisch Bernd Leix seine Kriminal-Szenarien zeichnet – bis hin zu ganz realen Menschen des Murgtals, die in seinem mörderischen Panorama ihren großen Auftritt feiern – so absurd, bizarr und skurril komponiert Edi Graf seinen „Russlandcup“. Start dieser Mords-Geschichte ist aber ebenfalls hier in der Heimatregion – auf einem Bolz-Platz unterhalb der Wurmlinger Kapelle, ja ganz in der Nähe von Nagold. Und dem kurzer Lacher von Sitznachbar Chris, der ihm entfährt, als Graf seine Leiche auf eben diesen Bolzplatz platziert, ist zu entnehmen, dass der junge Mann auch diesen Ort wohl aus eigenem Erleben gut kennt.

Aber „Lachen“ ist auch überhaupt das Stichwort für Grafs wildes Panoptikum seltsamer Typen, mit dem er seinen jüngsten Krimi zur anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland würzt. Allein die Namen, die der Autor seinen Helden gibt - die kann man nicht ohne mindestens einem Grinsen zur Kenntnis nehmen: sein Detektiv, der in einem alten Bier-Ausschank-Anhänger wohnt, heißt passenderweise „Kommissar (Rainer) Zufall“ - und der beherrscht vom Namen her ja immer wieder einmal die Schlagzeilen der Gazetten. Einen „Marzipan Steinsteiger“ lernen wir kennen – es geht ja um Fußball; von dem Graf, wie er erklärt, eigentlich überhaupt keine Ahnung hat. Und um Russland geht's ja auch – weshalb wir auch auf einen absoluten Top-Kicker von dort treffen, mit Namen „Jakob Machballrin“...

Wobei man Graf wirklich attestieren muss, dass er ein absoluter Meister, ein wahrer Virtuose des Aberwitzes ist – wenn er zum Beispiel seinen Notarzt, Leichenbeschauer und Begräbnisunternehmer „Doktor James Smrt“ (samt Leichen-Spür-Hyäne "Kurt" und Geier "Wallander"...) mit einen pechschwarzen Leichenwagen-Smart samt Blechsarg auf dem Dach auf dem „Spätzle-Highway“ (gemeint ist natürlich die A81) durch die Gegend rasen lässt – vom Schwarzwald bis ans Schwarze Meer sogar (ins russische Sotschi zur WM). Gespickt natürlich mit endlos viel „schwarzen“ Humor.

Was dagegen richtig gemein war – von beiden Autoren an diesem Abend: wie ihre Mordopfer sterben, das erfährt das Publikum haarklein und hinreißend erzählt. Aber wer es jeweils war - „das dürfen Sie selbst zu Hause nachlesen...“ Weshalb es sowohl in der Pause der Lesung als auch nach dem Ende des doppelten Krimi-Reigens richtig lebhaft zuging am Stand der Buchhandlung Zaiser im Foyer des Saals. Geradezu „säckeweise“ wurden die Bücher von Graf und Leix davon geschleppt (und anschließend von den Autoren signiert), so sehr war das Publikum wohl „angefixt“ von dieser ultimativen heimatlichen Spannungs-Literatur. Und wenn man einmal genau hinschaute – so manche(r) konnte es sich selbstverständlich nicht verkneifen, nur ganz, ganz kurz, versteht sich, einen raschen Blick noch auf die allerletzten Seiten von „Schwarzwald-Himmel“ und „Russlandcup“ zu werfen. Weil man's nicht aushielt. Und jetzt einfach unbedingt wissen musste, wie der Doppelmord im Kubus denn nun ausging.