Käsespätzle müssen es sein – darauf fahren die japanischen Jugendlichen wie wild ab. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Austausch: Jugendgruppe aus dem Land der aufgehenden Sonne eine Woche lang zu Gast im Kreis Calw

Sport verbindet auf vielfältige Weise. Mit dem 46. deutsch-japanischen Sportjugend-Simultan-Austausch zum Beispiel. Während neun Jugendliche aus der japanischen Region Tokai im Kreis Calw sind, besucht eine gleichgroße deutsche Gruppe Japan.

Nagold. Momentan sind sogar 14 japanische Gruppen in Deutschland unterwegs – überall im Land. Und ebenso viele deutsche Jung-Sportler machen Japan unsicher. Allerdings heuer keine aus dem Kreis Calw. Denn der Nordschwarzwald als Gastgeber – das war in diesem Jahr eine "Notlösung", eine "Rettung in letzter Sekunde", wie Anne Köhler, Vorsitzende der Württembergischen Sportjugend, sagt. Denn der eigentlich gastgebende Landkreis Rems-Murr musste kurzfristig aus organisatorischen Gründen passen. Da sprang man in Calw eben ein.

Weshalb Jürgen Prchal beim großen Abschieds-Bankett für die japanischen Gäste im Nagolder Jugendhaus Youz von Köhler vor versammelter Mannschaft neben reichlich Dankesworten ein Präsent erhält. Er nämlich hat das kleine Wunder zustande gebracht, in kürzester Zeit geeignete Gastfamilien aufzutreiben für die neun Jugendlichen aus Japan. Prchal ist Sportkreisjugendleiter, Sportkreisvizepräsident – und Vorstandsmitglied der Württembergischen Sportjugend.

Eine dieser kurzfristig eingesprungenen Gastfamilien ist die von Lisa (16), Hannah (14) und Max (12). Sie hatten Eri (16), eine junge Frau aus der Stadt Ogaki, zu Gast. "Läuft sehr gut", sagt Lisa. Auch wenn Eri weder deutsch und "eher kein Englisch" spricht. Wie klappt es dann mit der Verständigung? "Voice-Translater" – Übersetzung-Apps, erläutern die Geschwister. "Klappt tadellos". Wofür sich Eri so hier im Nordschwarzwald interessiert habe? "Schokolade in allen erdenklichen Formen". "Und Käse-Spätzle!", schiebt Lisa hinterher. "Auf Käse-Spätzle fahren die alle wie wild ab".

Was überraschen mag. Laut Volksmund haben die in Fernost es doch angeblich nicht so mit dem Käse. Als mit etwa einstündiger Verspätung das von den deutschen und japanischen Jugendlichen zubereitete deutsch-japanische Festessen für sich, die Gasteltern, Betreuer, Dolmetscher und Funktionäre im Youz fertig ist, stürzen sich die jungen japanischen Gäste augenblicklich auf die Käse-Spätzle. Da scheint eine Spätzlesierung der japanischen Jugend stattzufinden. Wobei auch Maultaschen, panierte Schnitzel und Fleischbällchen bei den Schlemmermäulern aus Nippon bestens ankommen.

Umgekehrt treffen die gefüllten Reisbällchen (und -herzchen) und die Teriyaki-Pfannen ebenfalls auf reichlich Neugier – wobei die Gäste aus Fernost wohl so ihre Probleme hatten, die schieren Mengen für ein echt schwäbisches Abend-Büffet zu kalkulieren. Aber das gleichen ihre deutschen Gastgeschwister locker aus, gerade auch mit reichlich Crêpes-Teig (mit Schoki) für den Nachtisch.

Makoto Miyazaki ist auf japanischer Seite das Pendant zu Jürgen Prchal. Für seine Dankesworte sucht er all seine Deutschkenntnisse zusammen: "Deutschland ist unglaublich." Für alles weitere muss dann aber doch der Dolmetscher helfen: Sehr herzlich sei hier der Empfang gewesen, "die Gastfreundschaft hat uns sehr berührt." Ein Mädchen habe ihm sogar gesagt, sie wolle gar nicht mehr nach Hause.

Wobei dieser herzzerreißende, gegenseitige Enthusiasmus der deutschen und japanischen Sportjugend Jürgen Prchal nun auch vor ein ganz ungewöhnliches Problem stellt: Für die Bereitschaft, als Gastfamilien japanische Jugendliche in diesem Jahr eine knappe Woche zu betreuen, stehen der Sportjugend Calw für den Simultan-Austausch im kommenden Jahr vier Plätze für den Gegenbesuch in Japan zur Verfügung – aber sechs Familien, beziehungsweise deren Kinder, haben bereits Interesse angemeldet. "Das wird verdammt schwierig, da die richtige Auswahl zu treffen", sagt Prchal während er seine Stirn in tiefe Falten legt.