"Wir sind wie eine Familie": Im Nagolder Jugendhaus sind Freiwillige und Praktikanten fest in die Aufgaben eingebunden. Foto: Pieske

Unterschiedliche Begriffe, Arbeit bleibt dieselbe: Helfer lernen im Jugendhaus in Nagold fürs Leben.

Nagold - Kochen, putzen, aufräumen, erziehen, betreuen, unterhalten, spielen. Was nach dem täglich Brot elterlichen Programms klingt, ist im Jugendhaus "Youz" in Nagold unter anderem Angelegenheit sieben Freiwilliger.

Immer nach den Sommerferien weht wieder frischer Wind durch das Jugendhaus in der Burgstraße. Seit September wirbeln vier neue Bundefreiwilligendienstleistende, zwei Sozialpraktikanten und ein europäischer Freiwilliger durch das Youz. Unterschiedliche Begriffe, die Arbeit der Freiwilligen bleibt aber dieselbe. Jeder ist gleich gefordert, jeder bringt sich ein. Der bunte Haufen hilft in allen Bereichen des Jugendhauses, ob in der Kinderkiste oder in der Schulsozialarbeit. Bei aller Gemeinsamkeit der zu erledigenden Aufgaben, die Freiwilligen, die dahinter stehen, sind grundverschieden. Sozial ist eben nicht gleich sozial. Auch wenn unter diese Eigenschaft wahrscheinlich jeder seine Unterschrift setzen würde.

Frederic Winter (19) aus Nagold zum Beispiel ist der Computerspezialist unter ihnen. Zusammen mit Max Ließmann absolviert er ein sechsmonatiges Sozialpraktikum. "Das Luft- und Raumfahrttechnik-Studium habe ich abgebrochen und bis zum Uni-Neustart wollte ich die Zeit sinnvoll überbrücken", erzählt er. Aaron Diederichs (19) aus Schwäbisch Gmünd dagegen möchte sich durch das Jahr im Youz seinen Ausbildungsplatz verdienen: Er will Jugend- und Heimerzieher werden und braucht für die Ausbildung ein Jahr Erfahrung in einem sozialen Beruf. "Die Arbeit mit Jugendlichen finde ich total cool", erzählt er. Apropos cool, da wäre noch Gianluca Schröder (19) aus Vollmaringen. Das ist der Typ mit der Schirmmütze. Der Musiker. Der, der eigentlich einmal Gitarren bauen und mit Holz arbeiten möchte. Er ist oft im Proberaum zu finden und bringt das musikalische Element in die Gemeinschaft. Er schätzt an der Arbeit besonders, dass er wichtige Erfahrungen für die Zukunft sammelt. "Schließlich hat man später auch mal Kinder", sagt er. Cara Haast (18) aus Würzbach wirkt im Vergleich zum extrovertierten Gianluca etwas zurückhaltender. Sie war nach ihrem Realschulabschluss auf der Suche nach etwas Abwechslungsreichem, etwas, wo der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Suche führte sie über ein Altenheim zum Youz. "Mir gefällt dieses familiäre Verhältnis, das hier herrscht". Hier könne man mehr aus sich herauskommen und die Persönlichkeit entwickeln, erzählt sie. Um im Youz ihren Bundesfreiwilligendienst zu leisten, ist sie auch bereit, zwei Stunden täglich zu pendeln.

Eine etwas längere Distanzmusste auch Theresa Anzer (18) überwinden, um im Jugendhaus zu landen, denn sie kommt eigentlich aus Bayern. "Ich kann hier meine eigenen Projekte verwirklichen und aus den vielfältigen Möglichkeiten schöpfen", sagt sie. Da sie von außerhalb kommt, wohnt sie zusammen mit dem Spanier aus La Coruña, Juan Chao (24), unter dem Dach des Jugendhauses. Der Älteste unter den Freiwilligen versprüht Internationalität im Jugendhaus. Bevor er nach Deutschland kam, hatte er fünf Jahre Sportwissenschaften studiert und ist ein Jahr mit dem Erasmus-Programm in Portugal gewesen. Zurück aus Porto sei ihm klar geworden, dass er noch einmal die Erfahrung in einem anderen Land suchen wolle. "Das Ausland hat mir den Kopf geöffnet", sagt er. Eine deusch-spanische Methapher, die aber auf den Punkt passt. Einzig die urbanen Seiten fehlen ihm dann doch manchmal in Nagold, erzählt er. Gut, dass bei so vielen Freiwilligen schwer Langweile aufkommen kann. Eine soziale Einrichtung mit so vielen Freiwilligen sei nicht selbstverständlich. "Wir sind wie eine Familie", sagen sie. Sie ergänzen sich mit ihren Stärken und gleichen ihre Schwächen aus.

Begleitet wird ihre Arbeit mit mehreren Seminaren, die in Karlsruhe stattfinden. Dort kann man fachlich dazu lernen und sich gleichzeitig mit anderen austauschen. "Da sehen wir immer, wie gut wir es hier haben."