Drei Männer wollen die Streuobstwiesen erhalten: Wolfgang Herrling (von links), Werner Miller und Wolfgang Ackerknecht. Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine Nabu-Gruppe arbeitet in Vollmaringen zurzeit auf Hochtouren / Obstbäume machen für sie die Landschaft aus

Von Dunja Smaoui

Nagold-Vollmaringen. Wolfgang Herrling, Werner Miller, Uwe Witzke und Wolfgang Ackerknecht: Vier Senioren, die sich mit tatkräftiger Arbeit in Nagolds Stadtteil Vollmaringen für die Erhaltung von Streuobstwiesen einsetzen. Und das zum Teil seit 30 Jahren.

"Bäume sind für mich Denkmäler. Sie sind unsere Tradition", sagt Wolfgang Herrling vom Naturschutzbund energisch. Seit langem ist der Mann mit Latzhose, Handschuhen und Spaten unter seinem Arm, im Vorstand der Gruppe Vollmaringen. Seine Energie steckt er vor allem in das Projekt Streuobstwiesen.

Diese, so sagt er, spielten im Nagolder Stadtteil eine bedeutsame Rolle. "Sie machen unser Dorf aus", so Herrling. "Die alten Bäume stehen teilweise bereits in der vierten Generation hier." Für den Erhalt der schwindenden Bestände seiner geliebten Obstbäume setzt sich der engagierte Rentner seit nunmehr als 30 Jahren ein. "Die Bäume sind der Bezug zu unserer Landschaft. Deswegen müssen wir etwas dafür tun", erklärt er.

"Wir schaffen lieber als zu schwätzen"

Unterstützung erhält Herrling von Uwe Witzke, Werner Miller und Wolfgang Ackerknecht. "Wir sind alle in Rente und haben ja sonst nichts zu tun", erzählt Werner Miller lachend. Er unterstützt den Verein seit 2007 aktiv mit seiner Hilfe im Streuobstprojekt. Bei Wind, Regen und Kälte auf dem Acker zu stehen und Bäume zuzuschneiden, einzupflanzen und zu pflegen, das macht den robusten Männern nichts aus.

"Wir schaffen lieber als zu schwätzen", witzelt Herrling. Und Wolfgang Ackerknecht fügt hinzu: "Außerdem ist das was für’s Herz. Die Arbeit ist unglaublich vielfältig und macht Spaß." Der Rentner ist seit 15 Jahren aktiv dabei und schätzt die Arbeit der Gruppe sehr. "Wir versuchen etwas zu bewegen und wollen, dass andere mithelfen", so Herrling.

Um das schleichende Schwinden der Obstbäume in Vollmaringen aufzuhalten, arbeiten die Rentner derzeit jeden Tag und wollen konkrete Ideen bei der Stadt einbringen, damit diese sich finanziell an dem Erhalt beteiligt.

Landschaftspflege, Öffentlichkeitsarbeit, Revitalisierungsmaßnahmen vergreister Bäume, Neubepflanzungen, Baumschnittkurse – und das ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit. "Wenn Bäume falsch geschnitten werden, kann das entscheidende Folgen haben, und die Bäume tragen dann irgendwann keine Früchte mehr", erklärt Herrling. "Bäume schneiden ist einfach eine Kunst." Er lacht.

Damit der Bestand weiter erhalten bleibt, unterstützen die vier Männer Privatleute und Landwirte beim Baumschnitt mit ihrer langjährigen Erfahrung. So versuchen sie, die Tradition des Dorfes – die Bäume – zu erhalten. "Streuobstwiesen bieten eine immense Vielfalt", sagt Herrling. "Nicht nur die Erträge und das schöne Ansehen, wenn alles blüht. Auch für die Tier- und Pflanzenwelt ist das ein wichtiger Lebensraum."

Für die Zukunft wollen die Aktiven zwischen den ansässigen Landwirten und dem Verein kooperieren und vermitteln. "Das ist manchmal schwierig", gibt Herrling offen zu. Denn für bewirtschaftende Landwirte seien Obstbäume oft ein Hindernis. "Wenn der Mostobstpreis dann bei fünf Euro für 100 Kilogramm Obst liegt, dann ist das natürlich auch kein Anreiz für die Landwirte", weiß Herrling.

Dabei ginge nichts über einen selbst gemachten Apfelsaft, der das beste sei, was es gibt. Die Gruppe ist sich einig: Für ihr Ziel gehen sie täglich raus und kämpfen für jeden Obstbaum. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.nabu-vollmaringen.de