Das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum schreibt seit Jahren rote Zahlen. Liegt die Lösung in einer Privatisierung? Foto: Priestersbach

Verluste des städtischen Gertrud-Teufel-Seniorenzentrums in Nagold sorgen bei den Stadträten für klare Worte.

Nagold - Der Nagolder Gemeinderat winkte den Prüfungsbericht des Jahresabschlusses 2012 für das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum zwar durch, doch die Zahlen selbst stießen einigen Räten sauer auf – zumal die ansonsten hoch geschätzte Einrichtung seit Jahren rote Zahlen schreibt.

Nachdem das Eigenkapital des Seniorenzentrums aufgebraucht und auch die Baufinanzierung aufgebraucht ist, muss der Verlust aus dem Jahr 2012 in Höhe von 490 579 Euro zum größten Teil aus dem städtischen Haushalt 2015 abgedeckt werden. Wie den Ausführungen von Prüfer Ernst Schanz weiter zu entnehmen ist, waren die Kostensteigerungen 2012 höher als die Erträge – eine Entwicklung, die im Prüfungsbericht als "nicht mehr zufriedenstellend" beschrieben wird.

"Ich hoffe, dass diese Zahlen uns nicht bange werden lassen", meinte Finanzbürgermeister Hagen Breitling. Doch genau das Gegenteil war beim CDU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäfer der Fall. "Uns ist in allergrößtem Maße bange", sagte er und erinnerte daran, dass man in der Hoffnung auf schwarze Zahlen von einer Privatisierung Abstand genommen hatte. Nachdem das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum seit 2009 inklusive der Prognose für 2013 rund 1,6 Millionen Euro Verlust gemacht habe, betonte Schäfer: "So kann es nicht weiter gehen, das Haus frisst uns die Haare vom Kopf". Deshalb müsse die Stadt seiner Meinung nach die Trennung vom Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum in Angriff nehmen, und "das duldet keinen Aufschub".

Wie Eberhard Haizmann als Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler anmerkte, "sehen wir das ähnlich". Daher müsse die Stadt mit Betreibern von Seniorenzentren Kontakt aufnehmen, um zu prüfen, ob man das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum in private Hände geben könne. Ulrich Mansfeld (FDP/Grüne) fand es im Interesse der Mitarbeiter und Bewohner nicht hilfreich, das Thema öffentlich zu diskutieren – zumal dem Kultur-, Umwelt und Sozialausschuss ein Konzept vorliege, "das Aussicht auf Erfolg hat".

Für Oberbürgermeister Jürgen Großmann war die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht glücklich. Zwar "haben wir nichts zu verbergen, aber wir wollen das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum auch nicht an die Wand nageln", machte der OB deutlich. Zudem war die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, in der ja lediglich der Prüfungsbericht auf der Tagesordnung stand, nicht darauf vorbereitet, das Thema vertiefend zu beraten. So will die Verwaltung in der Mai-Sitzung mögliche Wege aufzeigen, wobei Jürgen Großmann nicht verhehlte, dass der "klare Wink mit dem Zaunpfahl" aus den Fraktionen angekommen sei.