Schlachtreife Sau springt aus dem rollenden Viehanhänger / Kein Happy End

Nagold. Das Schicksal meinte es nicht gut mit der Sau. Zur Schlachtbank sollte sie an diesem Tag geführt werden. Doch so einfach wollte sich das arme Schwein seiner Bestimmung nicht fügen. Es trat die Flucht nach vorne an.

Ums vorweg zu nehmen: Die Sau konnte dem Schlachter letztlich wohl doch nicht entrinnen. Aus Schweinesicht hat diese Geschichte also kein Happy End. Doch sorgte die Schweine-Dame für einen Abgang, von dem die Beteiligten wohl noch in Jahrzehnten erzählen werden.

Alles begann damit, dass der 41-jährige Besitzer seine Sau auf den Viehanhänger packte. Die Tour sollte über die Bundesstraße 28 zu einem Schlachthaus im Kreis Freudenstadt führen. Dass etwas nicht stimmte, ahnte die Sau wohl sofort. Und so entschloss sie sich zur Flucht.

Der 41-Jährige Schweinezüchter fuhr gerade von Jettingen kommenden über Nagolds Viadukt in Richtung Kreisverkehr, da nahm die Schweine-Dame allen Mut zusammen und sprang über den Verschlag des Vieh-Anhängers – und das bei 60 bis 70 Stundenkilometer Fahrtgeschwindigkeit wohlgemerkt.

So ein spektakulärer Fluchtversuch kann eigentlich nicht unbemerkt bleiben. Oder etwa doch? Zumindest der Schweine-Besitzer fuhr munter weiter in Richtung Schlachthaus – 25 Kilometer weit, bevor er das Fehlen des Tieres bemerkte und umkehrte. Ganz anders die hinter ihm fahrenden Verkehrsteilnehmer. Die hatten das abtrünnige Schwein sehr wohl beobachtet und versuchten auch noch, den davonfahrenden Besitzer durch Hupen auf seinen Verlust aufmerksam zu machen. Vergebens. Das schlachtreife Schwein lag unterdessen nach dem todesmutigen Sprung ganz benommen am Straßenrand.

Kurze Zeit später war dann auch schon die Nagolder Polizei bei der Sau. "Der traumatisierte Vierbeiner hatte sich bei seinem waghalsigen Sprung leichte Verletzungen am Hinterlauf zugezogen", attestierte Pressesprecher Winfried König in einer Pressemitteilung. Und seinen Polizeikollegen vor Ort bescheinigte er, dass sie sich liebevoll um das Tier gekümmert hätten. Davon zeugt im Übrigen auch ein Foto vom Einsatz, das Polizeihauptmeister Hubert Kreidler zeigt, wie er das Tier an einer roten Leine führt.

Letztendlich holte der Besitzer das Schwein an Ort und Stelle wieder ab. Und so mutmaßt der Polizeipressesprecher, dass es für das Tier kein Happy End mehr gab: "Letztlich hatte die arme Sau mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit doch kein Schwein."