Spannende Debatten erlebten sowohl die Zuschauer als auch die Jury in der Nagolder Stadthalle bei "Jugend debattiert". Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Jugend debattiert: Nagolder Stadthalle ist Austragungsort des Regionalfinales Nordschwarzwald / Quali für das Landesfinale

Nagold. Es ging munter zu in der Nagoler Stadthalle. Die Teilnehmer von "Jugend debattiert" stellten Thesen auf, bauten die eigene Argumentation auf und zerlegten die des "Gegners". Eine gelungene Veranstaltung, die vor allem den Schülern viel bringt.

"Es geht hier nicht um den Cola-Automaten an der Schule", fasst Realschullehrer Gabriel Stängle treffend zusammen, was bei "Jugend debattiert" auf der Bühne diskutiert wurde. Und in der Tat hatten es die Themen, mit denen sich die Schüler von Otto-Hahn-Gymnasium, Christiane-Herzog-Realschule, der Kaufmännischen Schule Nagold und der Rolf-Benz-Schule beschäftigten in sich. Auch Nagolds Bürgermeister Hagen Breitling lobte die Diskussionsthemen als top-aktuell.

Wichtig dabei: Die Debatten folgen klaren Regeln. Die Redezeit ist begrenzt, die Themen und Positionen werden mitunter zugeteilt, die Schüler haben also die schwere Aufgabe nicht immer ihre eigenen Meinung vertreten zu können.

Die Sekundarstufe II begann dann zum Thema "Sollen in stark belasteten Großstädten Diesel-Fahrverbote erlassen werden?" Nach einer lebhaften Debatte lobten die Jury-Mitglieder die Beiträge der Schüler, mahnten aber auch eine tiefergehende Argumentationsstruktur an. Schlussendlich wurde Sarah Lutz vom Wirtschaftsgymnasium zur Siegerin gekürt. Auf den weiteren Plätzen folgten Gisa Ludat, Carolin Schmiedgen (Rolf-Benz-Schule) und Heiko Schmidt (CHR).

Nach einer kurzen Pause wurde die zweite Debattenrunde eröffnet. Die Schüler der Sekundarstufe I traten auf die Bühne. Thema nun: "Soll Videoüberwachung an Bahnhöfen mit automatisierter Gesichtserkennung ausgestattet werden?"

Die vier "Debattanten", wie sie Regionalchef Günther Koch bezeichnete, legten sogleich los, hauten sich die Argumente um die Ohren. Nico Bubser (OHG) holte in seiner Eröffnungsrede weit aus, sah als Grund für ein "Ja" zur Überwachung das Attentat von Anis Amri. Mit einer Gesichtserkennung hätte man den Islamisten aufhalten können. Sein Kontrahent auf der anderen Seite, Kevin Katz (CHR), entgegnet: "Durch eine Kamera kann die Tat auch nicht verhindert werden, das hilft höchstens bei der Aufklärung." Anstatt Kameras wünsche er sich mehr Polizisten. Sein Kompagnon Marlon Dost (CHR) stimmte da zu.

Die Mitstreiterin von Bubser, Tabea Reich (OHG), befand die Polizistenidee für nicht zielführend. Das würde doch nur noch mehr Angst in der Bevölkerung schüren. In der weiteren Zeit entspann sich eine lebendige Debatte, die mitunter steile Thesen zu Tage förderte. Da fliehen einmal sämtliche Verbrecher per Bahn, weshalb die Gesichtserkennung an Bahnhöfen alternativlos sei. Dann sägen Kameras an den Grundpfeilern der Demokratie, weil die Sicherheit so über der Freiheit stehe.

Als die Diskussion abzudriften drohte, stellte Tabea Reich die Teilnehmer wieder aufs richtige Gleis und rief in Erinnerung, dass eigentlich über die Videoüberwachung an Bahnhöfen und nicht im Allgemeinen diskutiert werde.

Da stimmte Katz zu, der sogleich zum Gegenschlag ansetzte und trocken meinte: "Schön, dann verlegen die Kriminellen ihre Geschäfte eben vom Bahnhof weg." Zerknirscht räumte das Pro-Duo die Richtigkeit des Einwurfs ein. Schlussendlich brachte Marlon Dost das Kernproblem auf den Punkt: "Wie wir das Problem ändern sollen, darin sind wir uns nicht einig. Man muss eben abwägen zwischen dem Recht auf Freiheit und dem Wunsch nach Sicherheit."

Ganz im Stile der Debattenkultur startete daraufhin die Stormlight Band der Christiane-Herzog-Realschule eine musikalische Kurzintervention und überbrückte die Wartezeit bis zur Bewertung durch die Jury. Die ehrte Nico Bubser und Kevin Katz mit dem ersten und zweiten Platz, sah dahinter Tabea Reich vor Marlon Dost.

Die ersten beiden bekamen jeweils von Günther Koch einen Büchergutschein, ein Rhetorikseminar und vor allem den "Recall"-Zettel für das Landesfinale in Stuttgart. Koch lobte dann noch die Debattenkultur und dankte den Sponsoren.