Foto: Fritsch

Durch Aktion "Schule als Stadt" lernen Schüler praktische Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Gesellschaft.

Nagold - Mit den Gesetzen nimmt man es hier ernst. Es herrscht Ausweispflicht. An der Stadtgrenze wird Eintritt verlangt. Und auch der erste Fall von Schwarzarbeit ist aufgeflogen. Dennoch: Burg-City ist ein wunderschöner Ort.

"Schule als Stadt" heißt die Aktion, in deren Rahmen sich in dieser Woche die Nagolder Burgschule in eine Stadt verwandelt hat. Da gibt es einen Bürgermeister, einen Stellvertreter, einen Bank-Chef und vor allem jede Menge kreative Menschen. "Wir haben Projektwoche", erzählt Thomas Frickel. Er ist 14 Jahre alt, und in dieser Woche ist er der Boss in der Schule – also in Burg-City. Denn Thomas ist der Bürgermeister. Und in den Redaktionsräumen der örtlichen Burg-City-Zeitung gibt er ein Pressegespräch für die Journalisten aus der Nachbarstadt Nagold.

Ein Fall von Schwarzarbeit ist aufgeflogen

Sein Stellvertreter, Schulleiter Paul Miller, überlässt dem Chef das Reden. Ab und an schaut er vorbei. Doch Bürgermeister Thomas hat die Situation bestens im Griff. Er erzählt von den schönen Seiten des Lebens in seiner Stadt, vom Spaß, den alle in Burg-City hätten, verschweigt aber auch nicht die Schattenseiten. Wer ohne Ausweis angetroffen wird, muss zum Beispiel einen Burgtaler Strafe zahlen – oder für 15 Minuten ins Gefängnis und dort einen Text abschreiben. Ja, und auch mit Schwarzarbeit habe man zu kämpfen. Ein erster Fall ist aufgeflogen. Auch die Journalisten der lokalen Presse schlachteten den Fall groß aus.

In Burg-City jedenfalls ist viel geboten. Es wuselt auf den Fluren und in den Klassenzimmern. Die Idee ist klar: Die Schule wird zu einer Stadt im Kleinen. Es gibt eine eigene Währung, eine eigene Verwaltung und Polizei, aber auch Unternehmen, die das Zusammenleben bereichern, zum Teil auch erst ermöglichen. Die Schüler lernen schnell: Nur gemeinsam, wenn jeder seinen Teil beiträgt, funktioniert das Stadtgebilde. Und ganz nebenbei lernen die Erst- bis Neuntklässler auch noch ganz praktisch jede Menge Zusammenhänge zwischen Nachfrage und Angebot kennen, sowie das Zusammenspiel von Wirtschaft und Gesellschaft.

Es gibt auch einen Beauty-Salon

In Burg-City hat eigentlich jeder einen Job. Und wenn nicht, dann wird er umgeschult. Es gibt auch viele Selbstständige. Zum Beispiel betreiben mehrere Schülerinnen einen Beauty-Salon. Von der Massage bis zur Gesichtsmaske reicht hier die Angebotspalette. Hektisch geht es im Küchenbereich des Restaurants zu. Chili con Carne gibt es hier, zudem werden Hot Dogs zubereitet. Salat mit Putenstreifen oder Schupfnudeln runden das Angebot ab. Der Laden jedenfalls brummt.

Höchst beliebt ist als Zeitvertreib in Burg-City auch der Besuch des Kinos. Leckere Snacks kann der Besucher hier ebenso erwerben. Popcorn zum Beispiel. Selbstgemacht, versteht sich. Und direkt gegenüber kommen die Freunde des Glücksspiels auf ihre Kosten. Roulette, Kniffel und Bingo wird hier gezockt. In einem abgedunkelten Raum, bei schummrigem Licht. Aber nicht um Geld, versteht sich. Gewinne werden in Burg-City in Süßigkeiten ausgezahlt.

Es gibt noch eine Bank, ein Fotostudio, eine Bar, die Bäckerei, den Deko-Shop, den Großhandel oder auch die Maskenhersteller. Vielbeschäftigt sind auch die Handwerker. Die Stadt hat ein neues, beleuchtetes Schild in Auftrag gegeben. Hinzu kommt der Bau der Utensilien für die stadteigene Theatergruppe. "Wir kommen kaum hinterher", sagt der betreuende Lehrer, der irgendwie verblüffende Ähnlichkeit mit dem Foto des überführten Schwarzarbeiters aufweist.

Große Fasnets-Party beendet das Projekt

Am heutigen Freitag geht das Stadtleben aber schon zu Ende. Der Höhepunkt in Burg-City ist die große Fasnets-Party. Die ganze Stadt steht da Kopf und treibt in bunten Kostümen ihr närrisches Unwesen. Und zumindest in diesem Punkt unterscheidet sich Burg-City dann doch ganz gewaltig von seiner völlig unnärrischen Nachbarstadt Nagold.