Fotos: Fleig Foto: Schwarzwälder Bote

Nagolder Schüler tragen das Regionalfinale von Jugend debattiert aus

Die Kommunal- und Europawahlen werfen bereits ihre Schatten voraus, da zeigen die Nagolder Schüler beim Regionalfinale von Jugend debattiert, wie lebendige Demokratie funktioniert.

Nagold. Mit Schlagfertigkeit, Sachverstand und schlüssigen Argumenten versuchen die Schüler nicht nur eine Jury, sondern auch ihre Mitschüler von ihrem Standpunkt zu überzeugen.

Dieser muss nicht ihrer Meinung entsprechen, dafür aber mit fundierten Fachkenntnissen untermauert werden. "Gerade in Zeiten von ›Fake News‹ (zu deutsch: Falschmeldungen) zeigt ihr, dass kontroverse Debatten ein wichtiger Beitrag zu unserem gesellschaftlichen Zusammenleben sind", unterstreicht Regionalkoordinator Sebastian Kipke. Er zollt den vier Schülern der ersten Debattierrunde seinen Respekt: "Das ist ein ganz großes Ding, sich da hin zu stellen."

Ein bisschen Nervosität ist dann auch im Spiel, als die vier Debattanten mit ihren zweiminütigen Eröffnungsplädoyers beginnen. Immerhin sind die Stuhlreihen in der Stadthalle gut gefüllt. Viele Mitschüler, Eltern und die Sponsoren sind gekommen, um die Teilnehmer zu unterstützen.

Trotz der vielen aufmerksamen Augenpaare behalten die vier Schüler aber einen kühlen Kopf und zeigen sich nicht nur bestens vorbereitet, sondern auch rhetorisch stark.

"Klare Gedanken und überraschende Wenden"

Sehr zur Freude der anwesenden Schulleiter. Hatte sich Walter Kinkelin, Direktor des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG), doch auf "klare Gedanken, überraschende Wenden, Schlagfertigkeit und kultivierte Debatten" gefreut.

Das liefern die vier Schüler der Sekundarstufe II mit Blick auf die Kommunalwahlen auch ab. Zur Frage, ob Bürger per Losverfahren zur Mitarbeit im Gemeinderat verpflichtet werden sollten, haben sie in den folgenden zwölf Minuten einiges zu sagen. Maria Schanze (OHG) und Gisa Ludat (Kaufmännische Schulen Nagold) vertreten die Ansicht, dass durch ein Losverfahren eine ausgewogenere Zusammensetzung der Räte gewährleistet werden könne. Diese Regelung wäre verfassungswidrig, halten Nicolas Bubser (OHG) und Raphael Wiedemann (KSN) dagegen. Es folgt eine angeregte Diskussion über verschiedene Gesetzestexte, mögliche Sanktionen und die Ursprünge der Parlamente in der Antike.

Die Mitglieder der Jury, die sich aus Lehrern und wettkampferfahrenen Schülern zusammensetzt, machen sich eifrig Notizen. In die Bewertung der Finalisten, die sich an ihren Schulen qualifiziert haben, fließt nicht nur deren Sachkenntnis, sondern auch die dargebotene Rhetorik und Gesprächsbereitschaft mit ein.

Raphael Wiedemann und Lara Fröhlich überzeugen die Jury

Letztlich setzt sich Raphael Wiedemann gegen die anderen Teilnehmer durch. Er zieht gemeinsam mit der zweitplatzierten Gisa Ludat ins Landesfinale ein. Nicolas Bubser belegt den dritten, Maria Schanze den vierten Platz. "Wir haben eine Debatte auf einem sehr hohen Niveau gesehen", hält Juryvorsitzender Markus Matern (OHG) fest.

Und auch die Schüler der Sekundarstufe I machen der Jury die Entscheidung nicht leicht. Sie debattieren über die Frage, ob der öffentliche Busverkehr in Nagold möglichst bald elektronisch betrieben werden soll. Am Ende setzt sich Lara Fröhlich (OHG) durch. Mit der zweitplatzierten Mitschülerin Anna Wahl (OHG) fährt sie am 5. April zum Landesfinale nach Stuttgart. Auf dem dritten und vierten Platz landen Martin Ullrich (KSN) und Dominik Flug (KSN).

Unabhängig von den Platzierungen ist für OHG-Direktor Kinkelin aber bezeichnend, dass mit dem Regionalfinale ein Stück Diskussionskultur Einzug in die Stadthalle hält.

Dass runde Tische auch ihre Ecken und Kanten haben können, stellt Philipp Baudouin, Kulturamtsleiter, fest. "Und das ist gut so." Er ermutigt die Schüler zu einer lebendigen Debatte: "Eine Demokratie wie wir sie kennen und leben, braucht kritische Menschen."