OB Großmann zeigte beim Spaziergang durch Nagold Beispiele gelungener Sanierung – aber auch "nicht ausgeschöpfte Potenziale". Foto: Wind

OB Jürgen Großmann zeigt Entwicklungspotenziale der Stadt. Fördermittel in Höhe von 2 .666. 667 Euro.

Nagold - Auf einem Sanierungsspaziergang brachte OB Jürgen Großmann die Bevölkerung auf den neusten Stand in Sachen Sanierungsgebiet nordöstliche Innenstadt.

Seit 2016 stehen für die städtebauliche Sanierung des Gebiets "nordöstliche Innenstadt" Fördermittel in Höhe von 2 .666. 667 Euro aus dem Bund-Länder-Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" zur Verfügung. Auf einem Sanierungsspaziergang durch die Innenstadt zeigte OB Jürgen Großmann erste Ergebnisse und gab Anreize für weitere Neuerungen. Unterstützt wurde er dabei von Manuela Bader und Jan Currle vom Kompetenzzentrum Kommunalentwicklung, Bauamtsleiter Ralf Fuhrländer sowie Bernd Steudle vom Regierungspräsidium Karlsruhe.

"Es ist noch Geld da, die Stadt hält sich momentan noch zu Gunsten der Privateigentümer zurück", meinte Großmann. "Aber wenn die Stadt mal anfängt, räumt sie völlig ab." Dann wolle sich der Gemeinderat beispielsweise auf die Erweiterung des Otto-Hahn-Gymnasiums, die Sportanlagen und die Tiefgarage in diesem Bereich stürzen. Aber zuvor wolle man eben den Privaten den Vortritt lassen.

Gasse mit "Hinterhofatmosphäre"

Und hier sieht der Oberbürgermeister noch an einigen Stellen in der Innenstadt Potenziale. Dabei gehe es ihm nicht darum jemanden anzuschwärzen, sondern darum Impulse zu geben, so Großmann. Er zeigte den etwa 50 interessierten Bürgern die Gasse hinter dem Drogeriemarkt Müller, die zur Zeit noch eine starke "Hinterhofatmosphäre" aufweise. "Da könnte man sich vorstellen, das Warenhaus auch von hinten zu bespielen", sagte Großmann. Leider sei man mit diesem Anliegen noch nicht durchgedrungen.

Kräftig gewerkelt wird hingegen schon in der Kirchstraße zwischen dem Eiscafé Panorama und dem Schuhgeschäft Laufgut Hartmann. Hier wurde das Wohnhäusle abgerissen. Ursprünglich habe man überlegt, an dieser Stelle eine "überdachte Piazza" zu schaffen. Davon sei man wieder abgerückt. "Allerdings ist das woanders immer noch möglich." Dort könne man dann beispielsweise Flohmärkte veranstalten.

Schmuck zur Verbesserung des Stadtbilds

"Jetzt nutzt der Eigentümer die Chance zu erweitern und zwar so, dass es sich in die Umgebung einfügt", sagte Großmann. Dieses Einfügen könne auch im modernen Stil erfolgen. "Hier im Kernbereich der Innenstadt haben wir jedoch ein Satteldach als Bedingung festgelegt", so der OB. Generell sei diese Stelle eine "wichtige Querspange". "Wir stellen uns hier die Frage, wie kriegen wir die Verbindung zwischen Turm- und Kirchstraße besser hin. Und wie können wir die Kirche besser anbinden?" Denn nicht nur die Privateigentümer können zur Verbesserung des Stadtbilds beitragen. Die Stadt überlege bereits, was sie tun könne. "Wir wollen das dreidimensional anpacken", meinte Großmann und verwies auf Straßenschmuck wie Illumination, Weihnachtssterne oder Fahnen.

Verbesserungspotenzial sieht das Stadtoberhaupt auch am Traube-Center und im Zwingerweg. Das Traube-Center könne Mittel für die energetische Sanierung bekommen. Außerdem könne man sich überlegen, die Einfahrt zur Tiefgarage umzugestalten und etwa zu begrünen. Auf lange Sicht plant die Stadt im Traube-Center das Stadtarchiv einzurichten. "Wir haben Akten, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen", so Großmann. Allerdings seien diese momentan nicht vollständig zu erschließen, da die passenden Räumlichkeiten fehlen. Im Traube-Center sei ein richtiges Stadtarchiv mit Leseraum angedacht "und irgendwann dann auch mal mit einem Stadtarchivar".

Ein positives Beispiel für gelungene Sanierung sei der Gerichtsplatz. "Aber auch hier gibt es noch Potenzial", so Großmann. Um rechtzeitig zur Landesgartenschau fertig zu werden, habe man hier darauf verzichtet, die Bahnhofsstraße im Bereich des Platzes im selben Belag zu pflastern. "Deshalb fahren hier auch die Autos zu schnell durch." Ein angepasster Belag könne das ändern.

Durch Sanierung die Nebenkosten drücken

Der Sanierungsspaziergang führte auch am Leonhard-Center vorbei. Dessen Fassade wurde energetisch saniert. So könne man durch die geförderte Sanierung die Nebenkosten drücken. "Die Öffentlichkeit hat außerdem das Recht, ein Objekt ertragen zu können", sagte Großmann. Fördermittel werden daher auch für gestalterische Maßnahmen gewährt.

So sei die Stadt auch mit Mode Reichert 1850 Nagold im Gespräch. Das hintere Gebäude in der Bahnhofstraße gegenüber der Alten Post könne hochattraktiv erneuert werden, zeigte sich Großmann überzeugt. Etwa hundert Meter weiter Richtung Anker- Areal habe Intersport seine Fassade "toll geöffnet". Wohingegen dm die Scheiben zu mache, was doch gar nicht nötig sei. Schließlich sei der Handel in der Innenstadt auf Korrespondenz zwischen Läden und Straße angewiesen.

"Hier entsteht neuer Stadtraum", sagte Großmann bezüglich des Anker-Neubaus. Aber auch drumherum könne man noch einiges tun. So solle die Ankerbrücke geschliffen werden, die sich bei Hochwasser in ein richtiges Nadelöhr verwandle. "Leider wird es allerdings nicht möglich sein, das Parkhaus an der Waldachpassage nach oben zu erweitern", bedauerte der Oberbürgermeister. Das sei aus bautechnischen Gründen nicht machbar. Dafür stünden die Sponsoren für die Waldachstraße Schlange.

"Sie sehen, die Schritte, die wir gehen können, gehen wir beherzt und mutig", schloss Großmann die Stadtrunde und forderte alle sanierungs-oder verkaufswilligen Eigentümer in der Innenstadt auf: "Kommen Sie ins Rathaus und lassen Sie sich beraten." Ein Beratungsgespräch sei völlig unverbindlich möglich.