Hier könnte sie aufgebaut werden: Nagolds Eisbahn zur Winterzeit. Foto: Fritsch

Gemeinderat stimmt für temporäre Einrichtung an der Nagold. Stadt muss Sponsorengelder sammeln.

Nagold - Nagold bekommt eine weitere Attraktion. Auf dem Platz zwischen Ankerareal und Longwy-Platz soll rund um Weihnachten eine Eisbahn die Besucher anlocken. Einen Haken hat die Sache aber noch. Binnen weniger Wochen muss die Stadt 50.000 Euro an Sponsorengeldern sammeln.

Christoph Römmler, Geschäftsführer der Eventagentur KAROevents, die die Eisbahn betreiben wird, stellte die Pläne dem Nagolder Gemeinderat vor. Römmler ist in Sachen Eisbahn beileibe kein Anfänger. Seine Agentur betreibt bereits zwei solcher Bahnen in Emmendingen und in Müllheim im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald.

Diesen Plänen zufolge soll die etwa 330 Quadratmeter große Eisfläche mit den transparenten Banden zwischen Longwy-Platz und Anker-Areal entstehen. Andere Standorte wie der Vorstadtplatz oder der Parkplatz Calwer Straße waren schon im Vorfeld aus praktischen Gründen aus dem Rennen. Neben der mit bis zu 100 Weihnachtsbäumen und 200 Lichterketten geschmückten Bahn soll es ein Gebäude für Ticketverkauf und Schlittschuhverleih geben, dazu mehrere Gastronomiestände und eine Bühne, auf der ein Musikprogramm die Gäste der Bahn unterhalten soll. Möglich sei als weitere Aufenthaltsmöglichkeit auch die Errichtung eines Schwarzwald- oder Alpen-Chalets.

Nach den Vorstellungen von Christoph Römmler sollte die Bahn im Zeitraum vom ersten Adventswochenende bis zum 6. Januar in Betrieb sein. Den Betrieb um mehrere Wochen bis Februar zu verlängern, wie dies mehrere Räte angeregt hatten, erteilte der Geschäftsführer der Agentur eine deutliche Absage. Seinen Erfahrungen nach breche der Zuspruch nach dem 6. Januar deutlich ein. Danach sei die Bahn kaum kostendeckend zu betreiben. Als Kosten für jede zusätzliche Betriebswoche stellte er 15.000 Euro in den Raum.

Insgesamt wird das Projekt Eisbahn Nagold laut Römmlers Kalkulation Kosten von 151.000 Euro verursachen. Davon entfallen unter anderem gut 59.000 Euro auf die eigentliche Eisbahn, 35.000 Euro für Personal – etwa für Eismeister, Aushilfen und die Bewachung des Geländes – gut 19 000 Euro auf das Programm inklusive Catering. Dazu kommen dann noch die Kosten für Marketing, Infrastruktur und GEMA-Gebühren.

Diese 151.000 Euro Kosten sollen von drei Säulen getragen werden. Die Stadt zahlt einen fixen und gedeckelten Zuschuss von 50.000 Euro, der gleiche Betrag soll über Sponsoren akquiriert werden. Als dritte Säule kommen die Einnahmen des eigentlichen Betriebs von Bahn und Catering dazu. Sollte die Stadt mehr als 50.000 Euro an Sponsorengeldern akquirieren, würde sich ihr eigener Beitrag reduzieren. Die Agentur, die als Betreiber der Bahn das finanzielle und wirtschaftliche Risiko übernimmt, kalkuliert für sich mit einem Überschuss aus dem Projekt von etwas mehr als 16 000 Euro.

"Damit setzen wir ein Highlight, das uns gut tut"

In dem vorgestellten Konzept sind die Zuständigkeiten schon klar geregelt: KAROevents übernimmt die Gesamtorganisation, den Betrieb, die Projektleitung und die Verantwortung. Auf die Stadt kommen die Finanzierung, die Sponsorenakquise sowie das Einbringen von lokalen Komponenten – etwa in Sachen Rahmenprogramm oder Catering – zu. Der Bauhof soll sich unter anderem um die Beschilderung, Absperrungen, Reinigung und den Auf- und Abbau der Hütten kümmern.

Bei den Gemeinderatsfraktionen stieß das vorgestellte Konzept fast durchweg auf Zustimmung. Es sei wichtig, dass Nagold im Winter neue Angebote auf die Beine stelle, denn in dieser Zeit falle die Stadt im Vergleich mit anderen Jahreszeiten deutlich ab, meinte CDU-Fraktionschef Wolfgang Schäfer. In der Vergangenheit habe sich Nagold, was Veranstaltungen angeht, einen gewissen Status erarbeitet. Und um den zu halten, müsse man ständig Neues anbieten. In diesem Zusammenhang "ist die Eisbahn ein tolles Projekt, das unterstützt werden muss", stellte Schäfer klar. Tirza Theurer vom Jugendgemeinderat zeigte sich "voll davon überzeugt", dass die Eisbahn bei der jungen Generation Nagolds ankommen wird.

Gert Streib von der SPD nannte das Konzept "überzeugend" und bezeichnete die Haltung seiner Fraktion zu dem Vorhaben als "grundsätzlich positiv". Euphorischer war da Eberhard Haizmann von den Freien Wählern, der die Eisbahn als weiteres "Alleinstellungsmerkmal" für die Stadt bezeichnete, das er und seine Fraktionskollegen "außerordentlich begrüßen". Ins gleiche Horn stieß auch Jürgen Gutekunst von der FDP: "Damit setzen wir ein Highlight, das uns gut tut", sagte der Fraktionschef. Etwas schwer tun sich die Grünen mit dem Vorhaben – aus ökologischen Gründen. In Zeiten des Klimawandels sei eine solche Eisbahn ein "falsches Signal", sagt Thomas Ebinger.

Was den Energieverbrauch der Bahn angeht, versuchte Römmler zu beruhigen. Die Energiekosten seien sehr gering. "Da kosten uns die GEMA-Gebühren mehr", sagte der Chef der Agentur.

Oberbürgermeister Jürgen Großmann mahnte, dass für die Umsetzung des Projekts die Sponsorengelder enorm wichtig seien. Die 50 000 Euro müsse die Stadt binnen weniger Wochen zusammen bringen. Bleibe man deutlich unter dieser Summe, stünde das Projekt wieder in Frage. In der Sitzungsvorlage war die Stadt da noch etwas rigider: "Ist bis Ende Mai 2018 absehbar, dass der kalkulierte Betrag in Höhe von 50 000 Euro nicht erreicht werden kann, wird das Projekt nicht durchgeführt", heißt es dort.

Am Ende war es für das Gremium eine klare Sache. Abgesehen von vier Räten, die sich der Stimme enthielten, stimmten alle für die neue Nagolder Eisbahn.

 Geplante Öffnungszeiten für die Eisbahn sind werktags von 14 bis 20 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 20 Uhr.

 Der Eintritt für die Eisbahn soll vier Euro kosten. Eine Karte gilt für einen Tag.

 Die Leihe von Schlittschuhen soll ebenfalls vier Euro kosten.