Der Platanenkubus in Nagold erinnert nicht nur an die Landesgartenschau sondern ist auch als innovativer Baukörper in der Region ein interessantes Objekt. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Die Stadt könnte von der Internationaler Bauausstellung profitieren

Eigentlich sollte es in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses (TA) des Nagolder Gemeinderates "auch" um den Haushalt 2018 gehen. Aber, wie OB Jürgen Großmann sagte, die Räte wollten wohl ihr "Pulver noch nicht verschießen".

Nagold. Die große öffentliche Generaldebatte über die Nagolder Finanzen ist bis zur nächsten Sitzung des Gesamt-Gemeinderat am 19. Dezember vertagt . Nicht einmal letzte Nachfragen zum Haushaltsentwurf konnte der Oberbürgermeister seinen Räten entlocken. Weshalb man flugs ein paar sonstige "Arbeitsthemen" im TA abhandeln konnte.

"Erschöpfend" geklärt

"Erwerb eines Feuchtstreuers für die Parkierungsanlage Waldachpassage" etwa. Zwar auch kein "diskussionswürdiges" Thema – der exakt 13 246 Euro teuren, außerplanmäßigen Ausgabe wurde ohne weiterer Erörterung einstimmig zugestimmt – allerdings hatte die Verwaltung in der entsprechenden Sitzungsvorlage auch alle Aspekte des Sachverhalts "erschöpfend" erklärt: Splitt darf im Parkhaus der Waldachpassage bei Frost nicht mehr angewendet werden, weshalb dort künftig nun – wie im Rest der Stadt – nasses ("feuchtes") Salz verstreut werden soll. Das an einem Schlepper montierbare Gerät ist ein Novum auf dem Markt.

Ähnlich straff wurde vom Ausschuss auch der außerplanmäßigen Anschaffung eines neuen Transporters für den Bauhof mit Kosten von 56 300 Euro zugestimmt. Das bisherige Fahrzeug ist ziemlich betagt, öfter in der Werkstatt als im Einsatz – da ist der Neukauf absolut opportun. Warum man ein Fahrzeug der Marke Iveco Daily 70C18D eines Verkäufers aus Glatten gewählt hat, erläutert ebenfalls wieder die erschöpfend ausführliche Sitzungsvorlage: niedrigere Kosten als Konkurrenz-Fahrzeuge, erreichbare Werkstatt, hohe Zuladung, niedriger Verbrauch. Zustimmung des TA: natürlich einstimmig.

Verwaltung top vorbereitet

Womit man bei der Vergabe von Architektur- und Ingenieurleistungen für die anstehende Überplanung des Schulhofes der Lembergschule angekommen war. Eine Grobplanung gibt es, die eine echte Nachfrage aus den Reihen des Rates zeitigte: Wie denn die im eigentlich bereits ziemlich detailreichen "groben" Plan eingezeichneten Parkplätze auf dem Schulhof zu erreichen seien? Top vorbereitet, gibt’s von der Verwaltung die Antwort anhand eines Präsentations-Charts. Garniert mit der Auskunft vom OB, dass man nur die nötigste Anzahl Parkplätze eingeplant hätte – was gar nicht gefragt oder gar in Frage gestellt worden war. Zustimmung also wieder prompt und einstimmig – und die 137 085 Euro Planungs-Bruttohonorar für ein Rottenburger Büro waren vom TA genehmigt.

Womit man gleich bei drei Tagesordnungspunkten zum Thema "Bebauungspläne Riedbrunnen" angekommen war. Zwar ist das dortige Neubaugebiet "im Prinzip voll", so der OB, aber ein paar offene Teilflächen gibt es noch – die man jetzt auf den Wegbringen möchte. Am Ende der von der Schillerstraße nach Osten abgehenden Stichstraße "Heinestraße" etwa – wo Bauherren zwei Mal zwei Mehrfamilienhäuser in der riedbrunnen-typischen Kubusbauweise planen. Ähnlich auf einem direkt südlich angrenzenden Areal, wo ebenfalls noch zwei Kubus-Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen.

Allein ganz am Ende der Schillerstraße, östlich des dortigen Kita-Gebäudes – direkt oberhalb des Platanenkubus – wird ein im städtischen Besitz befindliches Grundstück "bewusst offengehalten" und nicht (gleich) bebaut werden. Weil – und da wurde es kurz richtig spannend im TA – die Stadt derzeit wohl intensive Gespräche mit der Stadt und Region Stuttgart führt, sich an der dort für das Jahr 2028 geplanten "Internationalen Bauausstellung" zu beteiligen. In einem Prospekt für die Bewerbung von Stuttgart um dieses Renommee-Projekt taucht der Nagolder Platanenkubus als Beispiel für einen innovativen Baukörper in der "Region Stuttgart" bereits auf. Ein Pfund, mit dem man in Nagold möglicherweise in noch spektakulärerer Weise wuchern könnte als mit der bekanntlich so erfolgreichen Landesgartenschau.

Tief beeindruckt

Weshalb der OB andererseits in einer öffentlichen TA-Sitzung auch noch nicht zuviel verraten wollte. Nur soviel: "Die Fläche" – am Platanenkubus, die noch nicht bebaut ist – "könnte in diesem Zusammenhang noch eine gewisse Rolle spielen", klang’s doch arg geheimnisvoll. Gespräche darüber liefen ganz aktuell im Hintergrund. Weshalb die TA-Mitglieder auch mit der nun auf einmal richtig prominenten bleibenden Baulücke ebenfalls keine Probleme hatten, sogar ausdrücklich Zustimmung ausdrückten. Und auch diese Planung einstimmig absegneten.

Womit die bei dieser TA-Sitzung übrigens anwesenden Teilnehmer eines Seminars über "aktive Gremienarbeit" der Hochschulen für Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg sich tief beeindruckt zeigten über die zumindest im öffentlichen Teil straffe Sitzungsführung im Nagolder Gemeinderat und seinen Ausschüssen. Schließlich wurden – mit Bekanntmachungen und "Verschiedenes" – nicht weniger als zehn Tagesordnungspunkte in nicht einmal 25 Minuten zur Zufriedenheit aller Teilnehmer abgehandelt. Allerdings durfte die Seminaristen – anders als die übrige Öffentlichkeit – auch zum nicht öffentlichen Sitzungsteil bleiben. Dauer und Ende: offen; eben nicht öffentlich.

Und in Nagold, so sieht es zumindest aus, werden die echt haarigen Themen im Gemeinderat oder auch TA sehr viel lieber hinter verschlossenen Türen verhandelt – wohl des guten öffentlichen Eindrucks wegen.