In den Kliniken Nagold würde sich bestimmt auch ein Platz für die Notfallpraxis finden. Diese könnte mir ihrem hausärztlichen Notdienst das Gebiet von Wildberg bis Horb abdecken. Foto: Fritsch

Kassenärztliche Vereinigung will hausärztliche Notfallversorgung am liebsten am Krankenhenhaus Nagold ansiedeln.

Nagold - Es ist ein heiß diskutiertes Thema: Sollte der hausärztliche Notdienst in Zukunft zentral im Krankenhaus Nagold bereit stehen? Erste Verhandlungen haben schon begonnen, dennoch gibt es weiterhin Skepsis gegenüber der Umstrukturierung.Die hausärztliche Versorgung auf dem Land hat ein Problem: Es fehlt am Nachwuchs. Der junge kosmopotitische Mediziner von heute überlegt es sich sehr gut, wo er seinen Dienst am Menschen bestreitet. Übermäßige Wochenenddienste machen den Standort dabei nicht wirklich attraktiver. Das ist einer der Gründe, warum die Kassenärztliche Vereinigung plant, den hausärztlichen Notdienst, der bisher von verschiedenen Praxen im Raum Nagold abgedeckt wurde, zentral ins Krankenhaus nach Nagold zu verlegen. Das Gebiet der neuen Notfallpraxis wird dabei den südlichen Kreis Calw ab Wildberg, bis zum Horber Teil des Kreises Freudenstadt umfassen.

Martina Tröscher, Pressereferentin der Kassenärztlichen Vereinigung, sieht bei der Zentralisierungsmaßnahme klare Vorteile: "Der Patient muss nicht erst recherchieren, wo er im Notfall hin muss, und bei Überweisung zur ambulanten Behandlung sind die Wege um einiges kürzer. Außerdem werden die Ambulanzen entlastet." Denn laut Tröscher gehen sowieso 40 Prozent aller Notfallpatienten direkt ins Krankenhaus, ohne vorher den hausärztlichen Notdienst in Anspruch zu nehmen. Zum derzeitigen Stand der Planung eines Notdienstes im Nagolder Krankenhaus kann Tröscher noch wenig Konkretes sagen: "Derzeit werden Gespräche mit dem Krankenhaus geführt, das die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen müsste und ein Dialog mit der Ärzteschaft angestoßen."

Aufgrund von Erfahrungswerten bei ähnlichen Zentral-Notfallpraxen wie in Herrenberg, Freudenstadt oder Calw geht Tröscher davon aus, dass es drei bis sechs Monate dauern kann, bis die Pläne zur Umsetzung kommen. "Das kommt ganz auf den Verlauf der Verhandlungen an", so Tröscher. Zumindest was die Verhandlungen mit dem Klinikverbund Südwest angeht, dürften dem Zentralisierungsvorhaben keine großen Brocken in den Weg gelegt werden. Elke Frank, Geschäftsführerin des Klinikverbund Südwest: "Grundsätzlich sind wir bereit, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen und freuen uns nach Calw und Sindelfingen auf einen weiteren Standort in Nagold." Die genauen Aspekte eines zentralen Hausärztlichen Notdienstes müssten auch hier noch geklärt werden: "Die Ärzte werden sich praktisch ihre eigene Praxis im Krankenhaus einrichten. Wie gewohnt wird es einen Arzt vor Ort und einen Arzt geben, der Hausbesuche macht. Inwiefern sich hier Kooperationsmöglichkeiten mit dem Krankenhauspersonal ergeben, ist Verhandlungssache." Vorstellbar wäre, dass in Nachtschichten auch ein Assistenzarzt der Klinik einspringen könnte, um die Hausärzte zu entlasten, so Frank. Was den zeitlichen Horizont angeht, sieht die Geschäftsführerin den Anfang des kommenden Jahres für die Umsetzung des geplanten Konzeptes als realistisch.

Die Verhandlungen mit der Ärzteschaft werden dagegen kein Sonntagsspaziergang. Auch wenn noch kein offizielles Statement vorliegt und die Beschlusslage noch offen ist, gibt es wohl einige Gegner in den Reihen der Hausärzte. Der Vorsitzende der Nagolder Freiberufler und Allgemeinmediziner, Albrecht Rieber, formuliert die Bedenken seiner Kollegen so: "Keine der bisherigen Zentralpraxen arbeitet bisher ohne Fördermittel, auch werden die beteiligten Ärzte die Einsätze mit ihrem eigenen Honorar stützen müssen. Das sehen einige sehr kritisch." Sollte es aber zur Umsetzung einer neuen Notfallpraxis in Nagold kommen, "werden wir uns im Zweifelsfall solidarisch zum Standort Nagold zeigen und der Sache nicht im Weg stehen", so Rieber weiter.