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Mittendrin: Trendsportart bei "Bewegt im Kleb"

In diesem Sommer geht es im Kleb besonders sportlich zu: "Bewegt im Kleb" bietet mindestens zweimal täglich Sportangebote an. Ich habe das Programmheft gezückt und das kurioseste Angebot herausgesucht. "Piloxing" – eine Mischung aus Pilates und Boxen. Und Tanzen ist auch noch dabei.

Nagold. Unter Piloxing kann man sich erst mal wenig vorstellen. Auch ich wusste nicht so recht was mich erwartet. Irgendwas mit Figurenboxen vielleicht? Kursleiterin Tamara Gnauser klärt mich auf: "Piloxing ist ein Intervalltraining und beansprucht Beweglichkeit, Ausdauer und Muskelkraft." Piloxing kombiniere die kraftvollen, schnellen Bewegungen von Boxen mit den ästhetischen und feinen Übungen aus dem Pilates. Die Sportarten werden allerdings getrennt betrieben, in Blöcken zu je fünf Minuten. Im dritten Block wird getanzt. "Das dient zur Auflockerung, zum Spaß haben", so Tamara.

Dass ich mir zunächst nichts unter der Sportart vorstellen konnte liegt daran, dass "Piloxing" noch recht jung ist. "Das ist ein Hollywoodtrend, der um 2010 von einer Schwedin entwickelt wurde", weiß die Kursleiterin.

Nach und nach versammeln sich immer mehr Sportler – hauptsächlich Frauen – um das Boysen-Forum. Mit jedem Termin würden es mehr werden, freut sich Tamara: Einige kommen zum wiederholten Mal, immer wieder sehe sie aber auch neue Gesichter.

Voller Körpereinsatz

Zu Beginn legen wir Handschuhe mit Gewichten an – 250 Gramm an jeder Hand. "Die wiegen so viel wie echte Boxhandschuhe", erklärt die Kursleiterin. "Da wir dann viel mehr Gewicht dran haben, werden die Arme mehr trainiert." Und ich frage mich, ob ich am kommenden Tag meine Arme benötige oder ob ich mich wegen Muskelkater krank schreiben lassen muss.

Mit der einsetzenden rhythmischen Musik steigt auch Tamaras Motivation auf ein Maximum. Sie hüpft herum, möchte mit ihrer Begeisterung für den Sport anstecken, sodass auch der letzte in der Gruppe vollen Körpereinsatz zeigt.

In der ersten Einheit wird geboxt. Tamara macht die Kombinationen vor, die Sportgruppe imitiert ihre Bewegungen. Abseits von der Holzbühne bleiben Kinder stehen, schauen neugierig zu und versuchen die Bewegungen nachzumachen. Auch die ein oder andere Teilnehmerin hat ihren Nachwuchs mitgebracht, der währenddessen im Kleb spielt oder sich ebenfalls gelegentlich in das sportliche Geschehen einklinkt.

Die Übungen beginnen langsam, doch die Steigerung kommt im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag. Voller Elan feuert Tamara die Gruppe an, ruft die Anweisungen zu, die die Sportler nachmachen sollen: "Links – links – Cross" – Die Kombination der Boxschläge. Beim Kick mit dem Bein nach vorne rufen alle gemeinsam laut und entschlossen: "Hey!", quasi als Schlachtruf. Denn Tamaras gute Laune steckt an.

Die Boxeinheit fällt mir leicht, schließlich habe ich bereits Boxerfahrung. Mit einem Kampf hat das Fitnessboxen allerdings wenig zu tun, geht es doch hauptsächlich um Ausdauer und Schnelligkeit als um Präzision und Deckung.

Deutlich schwerer fällt mir die Pilates-Einheit. Da meine Balance nicht die Beste ist, habe ich bei den Übungen im Stehen besonders Schwierigkeiten, nicht umzufallen. Normalerweise gibt es auch Pilates-Übungen, die auf dem Boden ausgeführt werden, doch da nur die wenigsten Teilnehmer an eine Sportmatte gedacht haben, baut Tamara für "Bewegt im Kleb" nur Übungen im Stand in ihr Programm ein.

Im Gegensatz zur Boxeinheit geht es bei Pilates zwar ruhiger zu, allerdings nicht unbedingt weniger anstrengend. Pilates ist ein Ganzkörpertraining, bei dem vor allem die tief liegenden, kleinen und meist schwächeren Muskelgruppen angesprochen werden. Es geht um Körperspannung, Bewegungen sauber ausführen und Koordination – Dinge, die mir beim ersten Mal ziemlich schwer fallen. Ich gehe allerdings davon aus, dass diese Probleme mit ein wenig Übung zum Kinderspiel werden könnten, sodass man sich ganz auf die Muskulatur und Atmung konzentrieren kann. Zum Glück gibt es auch Übungen, die man mit seiner Nebenfrau ausführen kann, da habe ich wenigstens ein wenig Halt.

Die dritte Einheit – Tanz – soll der Abwechslung dienen. Es sind leichte, sich wiederholende Tanzschritte, die zwar weniger Muskeln beanspruchen als bei Pilates, dafür sind die Bewegungen schneller und dennoch anstrengend. Die Einheit ähnelt Aerobic oder Zumba.

In der Stunde wiederholen sich die Blöcke mit jeweils abwechselnden Übungen dreimal, am Ende werden die Muskeln gedehnt und der Kreislauf wieder beruhigt. Die frische Luft tut gut, die Bewegung hebt die Laune, Langeweile kommt auf jeden Fall keine auf und dank der Trainerin bleibt man bis zur letzten Minute verbissen und motiviert. Am Ende bin ich tatsächlich etwas stolz auf mich, den  "Frauensport" habe ich echt etwas unterschätzt.

Muskelkater

Obwohl ich wusste, dass die Gewichthandschuhe nicht ganz leicht werden, habe ich deren Wirkung etwas unterschätzt. Die Arme waren konstant in der Luft. Was anfangs "nur" 250 Gramm waren, fühlte sich nach einer dreiviertel Stunde wie fünf Kilo an. Dasselbe jammert der Muskelkater in Oberarmen und Schulterblätter am kommenden Tag.

Mit dem obligatorischen Schlussruf "Sleek" (für Pilates, wie Tamara erklärt), "Sexy" (für Tanzen) und "Powerful" (für Boxen) verbunden mit entsprechenden Bewegungen endet das "Piloxing"-Training nach einer Stunde.