Kriegsende am 8. Mai: Kleine Abordnung gedenkt auf dem Nagolder Friedhof der Opfer der beiden Weltkriege
Zum Gedenken an das Kriegsende vor 76 Jahren traf sich coronabedingt nur eine kleine Abordnung der Nagolder Omas gegen Rechts am Samstag mit Masken und Abstand zu einer Mahnwache auf dem Nagolder Friedhof – und das mit ordnungsbehördlicher Genehmigung. "Wir haben deshalb auch nicht öffentlich für die Mahnwache geworben", erklärte Organisatorin Anna Ohnweiler
Nagold. Unter der Überschrift "Selig sind, die Frieden stiften" aus der Bergpredigt legten die Teilnehmer Blumenschalen vor dem Mahnmal der Nagolder Gefallenen der beiden Weltkriege und am Gedenkstein für die in Nagold beerdigten Zwangsarbeiter nieder. "
Das war für uns jetzt wichtig, auf dem Nagolder Friedhof der Kriegstoten und Zwangsarbeiter zu gedenken", machte Anna Ohnweiler deutlich. Wie die Gründerin der zwischenzeitlich bundesweit aktiven Omas gegen Rechts hinzufügte, sind hier auch 44 Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion begraben – darunter sechs Kinder.
Mit einigen Schlaglichtern erinnerte Helmut Luckert, dessen Vater in Russland verschollen ist, an die Wochen vor dem Kriegsende am 8. Mai 1945 in Nagold. Da gab es die Angst vor drohenden Luftangriffen – und 203 Steinkreuze auf dem Nagolder Friedhof erinnern an die Soldaten, die bei Kämpfen rund um Nagold oder in den hiesigen Lazaretten gestorben waren. Nicht unerwähnt ließ Helmut Luckert ebenfalls die 394 Namen der in beiden Weltkriegen gefallenen Nagolder auf den Steinblöcken vor der vier Meter hohen Gedenkstelle. "Da wurden junge Leben gewaltsam zerstört", rief Helmut Luckert in Erinnerung.
"Hitler hinterließ Deutschland als Trümmerfeld", machte Anna Ohnweiler mit Blick auf fünf Millionen zerstörte Wohnungen, zerbombte Fabriken und Verkehrswege deutlich. Gleichzeitig wies sie auf die geschätzt 55 Millionen Kriegstoten in Europa und Asien hin sowie auf die zwölf Millionen Menschen, die sich bei Kriegsende 1945 auf der Flucht befanden. Bei dieser Gelegenheit sprach Anna Ohnweiler von der Pflicht, "dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt". Denn man müsse immer daran denken, dass "die Täter nicht die Opfer sind".
Im kommenden Jahr ist dann eine ganz andere Form der Mahnwache geplant. "Ich hoffe, dass wir bis dahin die Stolpersteine für Euthanasieopfer in Nagold und den Ortsteilen haben", erklärt Anna Ohnweiler, dass dann ein "Spaziergang von Stolperstein zu Stolperstein" geplant ist.