Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte in Nagold viel zu erklären. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Kultusministerin Susanne Eisenmann zu Gast an der Christiane-Herzog-Realschule in Nagold

Bildung ist ein wichtiges Thema, natürlich auch in der Region rund um Nagold. Deshalb war Kultusministerin Susanne Eisenmann zu Gast, um über Probleme in der Schullandschaft zu diskutieren – und zwar mit denen, die täglich an der Tafel stehen.

Nagold. Erste Probleme gab es schon bei der Anreise der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), die sich den Weg zur Schule von CHR-Rektor Andreas Kuhn telefonisch erklären lassen musste.

Doch schlussendlich rollte die Kultusministerin mit ihrem Dienstwagen zielsicher auf den Schulhof der Christiane-Herzog-Realschule – das Anfahrtsproblem war gelöst.

Auch bei der anschließenden Diskussion mit Lehrern und Rektoren aus Nagold und der teils weiteren Umgebung taten sich so einige Probleme auf in der Schullandschaft. Und genau weil hierbei oftmals Defizite quer durch alle Schularten zur Sprache kommen, betonte Eisenmann vorneweg: "Ich schätze solche Gesprächsformate. Und ich bin nicht hier, um mir die grünen Bäbber mit Smiley abzuholen." Mit dieser Ankündigung machte Eisenmann auch ernst. Denn die Gesprächsrunde wurde keine Selbstbeweihräucherung der Ministerin, sondern ein offener und kritischer Austausch, in dem Eisenmann den Anregungen zuhörte und klar Stellung bezog.

Den Reigen der Wortmeldungen eröffnete Reinhard Maier, Schulleiter der Rolf-Benz-Schule. Er klagte, dass er als Rektor im "dunkelroten Belastungsbereich" agiere, eingekeilt zwischen Innovationsdruck auf der einen und schwindenden Schülerzahlen auf der anderen Seite.

Eisenmann zeigte Verständnis und versprach ein Programm zur Stärkung der Rektoren. "Wir werden Schulleitungen entlasten, aber das geht nicht alles auf einmal. Es braucht da einen Zielbeschluss", so die Ministerin, die die Maßnahmen dann doch konkretisierte. Die Themen Besoldung, pädagogische wie organisatorische Entlastung, ein Co-Rektoren-System sowie das Berufsbild des Rektors selbst stünden auf der Agenda des Kultusministeriums.

Ein weiterer Punkt der sowohl den anwesenden Schuloffiziellen als auch der Ministerin wichtig war, ist die Standorterhaltung im ländlichen Raum. Dazu sei das Ministerium gar bereit unter den Klassenteiler von 16 zu gehen – häufig ein Problem an Grundschulen. "Zweistellig sollte es dann aber schon bleiben", mahnte Eisenmann. Außerdem werde ihr Ministerium die Standorte schwerpunktmäßig stärken, also zum Beispiel in einer Stadt mit starken beruflichen Schulen eben dort die Investitionslast konzentrieren.

Doch, und da dämpfte die CDU-Politikerin die Hoffnungen auf baldige Problemlösung, hätte man Schwierigkeiten bei allen Maßnahmen, da schlichtweg die Lehrkräfte fehlten. "Aber wir ergreifen alles, was wir ergreifen können, um Verbesserungen zu realisieren." Auch das Thema Geld kam in der Runde auf. Landrat Helmut Riegger fragte die Ministerin ganz unverblümt, was denn aus den versprochenen "Wanka-Milliarden" geworden sei, die eigentlich für die Digitalisierung der Schulen verwendet werden sollte. Eisenmann räumte ein, dass hier ein "harter Kampf" mit dem Bund ausgefochten werde. Einst im Mai 2017 habe die Kultusministerkonferenz Aufklärung über die zugesagten fünf Milliarden für den Digitalausbau gefordert – "seitdem still ruht der See", meinte Eisenmann. Und überhaupt: Im jetzt ausgehandelten Koalitionsvertrag sei nur noch die Rede von 3,5 Milliarden Euro. Es dauert also noch eine ganze Weile, bis die Milliarden der geschäftsführenden Bundesbildungsministerin Johanna Wanka fließen.

Nagolds OB Jürgen Großmann meldete sich ebenfalls zu Wort, um nach den finanziellen Mitteln des Landes zu fragen. Immerhin habe die Stadt Nagold in den nächsten Jahren rund 40 Millionen Euro an Schulsanierungskosten zu stemmen. "Die Gelder sind auf dem Gleis. Wir haben in drei Jahren, also 2017 bis 2019, 385 Millionen Euro zur Verfügung gestellt", rechnete Eisenmann vor. Doch und da ist auch der Haken, das Geld muss eben fürs ganze Bundesland reichen. Da bleiben für die einzelnen Kommunen keine Unsummen über.

Die zwei letzten großen Themen in der Austauschrunde waren Fortbildung und Lernstandserhebung. Ulrich Hamann, stellvertretender Rektor des Nagolder Otto-Hahn-Gymnasiums, bemängelte, dass teils nützliche Fortbildungen schlicht zu weit entfernt seien. "Zwei Stunden nach Mannheim fahren geht eben nicht", monierte er. Eisenmann räumte ein, dass diese Kurse "ausreichend angeboten werden" müssten. Für den Inhalt der Fortbildungen seien im Land 21 Stellen verantwortlich, sie wünsche sich da auch "weniger Ikebana und Bauchtanz", stattdessen seien Themen wie Inklusion von größerer Bedeutung.

Bei den Lernstandserhebungen, die nach dem Geschmack von einigen in der Runde nicht immer das prüften was sie sollten, versprach Eisenmann ebenfalls Neuerungen: "Wir machen das ja nicht um des Prüfungswillens, sondern wollen wirklich sehen, wo die Kinder stehen. Deshalb werden diese Erhebungen in Zukunft wieder benotet, aber wir lassen den Schulen Freiraum, ob das als Klausur oder mündliche Note zählt." Die Zahl der Schulwechsler in den Klassen sechs, acht und zehn sei "erschreckend". Da solle mit den Erhebungen gegengesteuert werden.

Schlussendlich und nach knapp zweistündiger Diskussion endete Susanne Eisenmann mit einem Dank: "Ihr Job ist nicht leichter geworden und für das, was Sie leisten, erhalten Sie zu wenig Respekt und Anerkennung."