Unter diesem Schachtgitter befindet sich die unbestimmte Menge Öl, die nach dem Unfall aufgefangen wurde. Foto: Breitmaier

Dank beherztem Eingreifen von Stadtverwaltung und Feuerwehr sind Folgen für Umwelt überschaubar.

Nagold - Es sind Zahlen, die jeden Umweltschützer erschaudern lassen: 9500 Liter ausgetretenes Öl. Dass das Unglück am Samstagmorgen im Industriegebiet Wolfsberg nach derzeitigem Stand vergleichsweise glimpflich ablief, ist vor allem der schnellen Reaktion von Einsatzkräften und Stadt zuzuschreiben. Jetzt geht es an die Entsorgung.

Die Schadensbegrenzung ist geglückt, darin waren sich alle Verantwortlichen einig. Auch die Vertreter von Landratsamt, Stadtverwaltung und der schnell herbeigeholten Firma für Industrieentsorgungen BaWü, die sich am Montag an der Ansammlung von Schächten kurz hinter dem Tunnel von Iselshausen Richtung Industriegebiet eingefunden hatten.

Unter einem Gitter neben den Anwesenden befindet sich der ölige Grund des Zusammentreffens: Durch die Unachtsamkeit eines Gefahrgutfahrers waren am Samstagmorgen auf dem Gelände eines Mineralölhandels im Industriegebiet Wolfsberg 9500 Liter Öl in die Kanalisation gelangt. Nach Polizeiangaben konnte das Austreten einer noch größeren Menge Öl durch das Eingreifen eines weiteren Mitarbeiters verhindert werden. Gegen den Fahrer werden noch diese Woche Ermittlungen eingeleitet, wie Polizeisprecher Winfried König von der Polizeidirektion Calw auf Anfrage bestätigte.

Laut Ralf Lampe vom Landratsamt Calw konnte durch das beherzte Eingreifen von Peter Haselmaier vom Baudezernat Nagold und Helmut Hermann, Klärmeister der hiesigen Kläranlage, ein Großteil des Öls in einem Regenrückhaltebecken bei Iselshausen eingeschlossen werden.

Genau dort trafen sich nun am Montagmittag die Verantwortlichen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Durch die derzeitigen Witterungsbedingungen herrsche dringender Handlungsbedarf, sagte Lampe.

Aus versicherungstechnischen Gründen war auch Umweltexperte und Gutachter Klaus Frank zugegen, der übereinstimmend mit Uwe Petersen, Geschäftsführer der BaWü Industrieentsorgung, das weitere Vorgehen beschreibt: "Das Rückhaltebecken fasst etwa 900 Kubikmeter Flüssigkeit und ist mit 450 Kubikmetern Öl-Wasser-Gemisch gefüllt. Wir können die genaue Menge des Öls nicht abschätzen, deswegen werden wir das saubere Wasser unter dem Ölfilm behutsam ablassen, während die Firma BaWü parallel das angesammelte Öl an der Oberfläche absaugt."

Zum Einsatz kommt auch eine mobile Separierungsanlage, die den Ölschlamm filtern soll. Das hat den Vorteil, dass nicht zu viel Gefahrengut abtransportiert werden muss. Denn die Entsorgung des Altöls birgt logistische Herausforderungen: Es müssen kurzfristig weitere Firmen mit Tanklastzügen gefunden werden. Und auch die Suche nach der passenden Entsorgungseinrichtung ist nicht so einfach. So konnte die nächstgelegene Firma Hirrle in Gaggenau wegen hoher Auslastung kein weiteres Altöl annehmen. "Deswegen zählt jeder Kubikmeter", so der Entsorgungsexperte Petersen.

Auch wenn die Trennung von Öl und Wasser durch Verwirbelungen erschwert werden kann, ist Frank sicher, dass das Vorgehen zum Erfolg führt: "Das wird funktionieren", sagte der Experte zuversichtlich. Dass durch die Trennung entstehende Abfallprodukt wird dann per Tanklastzug zu Unternehmen wie dem Entsorgungsbetrieb HIM in Stuttgart gebracht.

Was die Belastungen für die Umwelt angeht, geben der Umweltexperte sowie Klärmeister Helmut Hermann Entwarnung: Obwohl eine genaue Mengenbilanz nicht möglich sei, könne man davon ausgehen, dass die Natur mit der ausgetretenen Menge an Öl umgehen kann, sagen sie. Die Firma BaWü unter Geschäftsführer Petersen wird am heutigen Dienstag mit der Arbeit am ersten Auffangbecken beginnen: "Wir werden so früh wie möglich anfangen, am Abend sollten wir dann schon recht viel sehen", sagte Petersen. Die Reinigung zweier weiterer, weniger betroffener Auffangbecken wird dabei gleichzeitig geprüft und auch hier Reinigungsmaßnahmen eingeleitet.