OB Großmann hatte Rekordzahlen im Gepäck. Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: 26. Nagolder Wirtschaftsgespräche vor Rekordkulisse im Festzelt der Hochdorfer Kronenbrauerei

Das war schon ein echtes Feuerwerk an positiven Nachrichten und Superlativen, die OB Jürgen Großmann vor Rekord-Kulisse im Festzelt der Hochdorfer Brauerei zu den 26. Nagolder Wirtschaftsgesprächen abfeuerte. Beispiel: 2018 wird’s Rekord-Gewerbesteuereinnahmen geben.

Nagold. Zum Stichtag 30. Juli hätten diese bereits die 20-Millionen-Euro-Marke (exakt: 20,4 Millionen) gerissen. Geplant hatte man fürs gesamte Jahr ursprünglich mit rund 15 Millionen Euro, man sei also bereits jetzt gut 5,5 Millionen Euro über Plan. Die aktuellen Werte überflügelten sogar das bisherige Ausnahme- und Rekordjahr beim Gewerbesteuer-Aufkommen 2005, als man am Ende 18,6 Millionen Euro eingenommen hatte. Einziger Wermutstropfen: Nur 20 Prozent dieser Einnahmen bleiben auch direkt in der Stadt, der Rest geht über Umlagen an Bund und Land – komme "aber auch wieder zurück" über Fördermittel und Zuwendungen, so der OB.

Nächster Superlativ: Nagolds Einwohner-Entwicklung. Beim ersten Wirtschaftsgespräch mit Jürgen Großmann als Oberbürgermeister 2009 gingen das Rathaus und das Statistische Landesamt noch von einem massiven Bevölkerungsrückgang in der Stadt aus. Seit 2012 (21 648 gemeldete Einwohner) ist die Trendwende geschafft: Nagold wächst, und zwar "wie verrückt". Ende 2017 seien es bereits 22 775 gemeldete Einwohner gewesen – Tendenz klar steigend.

Denn die Stadt investiert massiv in die Bereitstellung von Grundstücken – sowohl für Gewerbe, als auch vor allem für den Wohnbau. Das Neubaugebiet Hasenbrunnen im Iselshauser Tal ist bereits in der Umsetzung, für weitere (großflächige) Neubaugebiete auf dem Oberen Steinberg, in Hochdorf ("Hochdorf-Ost") und Vollmaringen ("Obere Röte III und IV") habe man bereits die Rahmenplanung auf den Weg gebracht. Wobei Großmann für November eine (von der CDU-Fraktion beantragte) Klausur-Tagung des Gemeinderats ankündigte, in der es speziell um eine künftige Strategie Nagolds auch für den Sozialen Wohnungsbau gehen soll.

"Dieses Jahr werden wir die meisten Bauplätze verkaufen seit 1995."

Klar, dass sich der anhaltende Nagolder Bau-Boom aus den Immobilienmarktzahlen ablesen lässt – mit weiteren Rekorden. Auf 90,5 Millionen Euro wuchsen beispielsweise 2017 die Umsätze in der Stadt, die im Grundstücksverkehr – also bei Verkauf von Grundstücken und Immobilien – umgesetzt wurden. Im Jahr 2013 waren das noch 52,5 Millionen Euro; seitdem wächst diese Zahl stetig. Wobei nicht alles an diesem Wachstum der allgemeinen Preissteigerung auf dem Immobilien-Markt geschuldet sei – denn auch die Zahl der Transaktionen im Immobilien-Bereich wächst in Nagold: von 370 in 2013 auf den bisherigen Spitzenwert 524 in 2016. Und für 2018 konnte Großmann verkünden: "Dieses Jahr werden wir die meisten Bauplätze verkaufen seit dem Rekordjahr 1995."

Apropos: Preis-Explosion bei Immobilien in Nagold. Der aktuell in Vorbereitung befindliche erste Immobilien-Bericht der Stadt weise nach, so der OB, dass die Preise für Wohnungen und Häuser vor allem im Kernstadtbereich von Nagold anzögen. In den Randbereichen der Innenstadt und den Ortsteilen sei das Preis-Niveau noch "freundlich". Nagold profitiere insgesamt massiv von der Entwicklung in den Metropolen wie Stuttgart, wo es keine freien Wohnbauflächen mehr gebe. Und was da aus Stuttgart komme, sei "sehr gut für Nagold", so der OB.

Interessent wollte den ING-Park vor Jahren komplett übernehmen

Womit Großmann bei den eigentlichen Wirtschaftszahlen angekommen war. 11 279 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gebe es in Nagold – rund 2000 mehr als noch vor zehn Jahren. Wobei ein leichter Trend zum schleichenden Verlust von Arbeitsplätzen im produzierendem Gewerbe (28,5 Prozent) gegenüber Dienstleistungen (34,5) und Handel, Verkehr und Gastronomie (37,1) zu verzeichnen sei, dem man sicher entgegensteuern müsse, wolle man den bisherigen "guten Drittel-Mix" der Arbeitsplätze in den Wirtschaftsbereichen für Nagold langfristig erhalten.

Und ähnlich, wie die Stadt Nagold massiv in die Bereitstellung von Wohnbauflächen investiert, soll auch der Ausbau von Gewerbe- und Industrieflächen angegangen werden. Beispiel: ING-Park. "Wir haben das ehrgeizige Ziel, dieses Industriegebiet in wenigen Jahren komplett erschlossen zu haben." Wobei man bei der Vergabe der Grundstücke an Unternehmen "sehr wählerisch" sei: bevorzugt würden ansässige Unternehmen, die Expansionen planten – wie in der Vergangenheit das Unternehmen Endrich. Wobei Großmann auch davon berichtete, dass es vor zwei Jahren eine Anfrage von einem Interessenten an die Stadt gegeben habe, das komplette ING-Park-Areal auf einen Schlag für eine Großansiedlung zu übernehmen – eine Offerte, die man "voll Überzeugung abgelehnt" habe, um hier bei den Ansiedlungen weiter auf einen breiten Branchen- und Unternehmens-Mix zu setzen.

Um aber auch "mit langem Blick" Flächen-Angebote für die heimische Wirtschaft vorhalten zu können, kündigte Großmann einen Ausbau des ING-Parks in Richtung Süden an. Der ING-Park sei klar "ein wachsender Standort – einmalig für die gesamte Region." Allerdings werde man ergänzend auch in den Ortsteilen Hochdorf und Vollmaringen die Ausweisung von Gewerbegebieten in Angriff nehmen, um hier vor allem örtlichen Handwerksbetrieben eine Wachstumsperspektive bieten zu können.