Das Flaggschiff unter den Nagolder Hallen ist die Bächlenhalle, die sich im Besitz des Landkreises befindet. In ihrer Nachbarschaft könnte sich Nagolds OB auch gut den Neubau einer weiteren dreigliedrigen Halle vorstellen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Rat: Kritische Themen werden lieber nichtöffentlich verhandelt / Zum Beispiel beim Sportentwicklungsplan

Ein bisschen Normalität in Zeiten von Corona: Zumindest die jüngste Sitzung des Gemeinderats fand statt, auch wenn die Stadt sonst aktuell von Zusammenkünften aller Art dringend abrät. Aber der strenge Geruch von Desinfektionsmitteln im Ratssaal kündete auch hier von der grassierenden Ansteckungsgefahr.

Nagold. Die eigentliche Brisanz des Abends, die die Sitzung wohl unumgänglich und unaufschiebbar machte, verstecke sich aber im nichtöffentlichen Teil der Sitzung, raunten einige Ratsmitglieder – der sich der öffentlichen Tagesordnung anschließen würde. Fürs Publikum und die Ränge gab es eher "unkritischere" Themen – wie zum Beispiel den Abschlussbericht des Sportentwicklungsplans. Dem allerdings auch bereits eine (wohl ebenfalls nicht ganz diskussionsfreie) nichtöffentliche Erörterung im Kultur-, Umwelt- und Sozialausschuss des Gemeinderats bereits im Januar vorausgegangen war.

Entsprechend kurz fasste sich Experte Stefan Eckl vom Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung aus Stuttgart, der nun auch für die Öffentlichkeit die wesentliche Aspekte des knapp 90 Seiten starken Abschlussberichts vorstellte. Zur Erinnerung: Für die Sportentwicklungsplanung hatten sich im Auftrag des Gemeinderats die Experten um Eckl und der Stadtverwaltung mit Vertretern der Nagolder Vereine und Schulen zusammengetan, um zum Einen den Ist-Zustand im Schul- und Vereinssport zu analysieren. Und zum Anderen daraus – auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2030 – Forderungen und Prioritäten für die künftige Sportförderung abzuleiten.

Weitere Halle hat höchste Priorität

Die Mitglieder der dafür gebildeten Planungsgruppe erhielten dafür unter anderem die Möglichkeit, die im Planungsprozess ermittelten konkreten Empfehlungen und Vorschläge zur Sportentwicklung nach ihrer (persönlichen) Wichtigkeit zu bewerten. Aus diesen Angaben wurden dann Mittelwerte gebildet, um so eine echte Prioritätenliste zu erhalten. Wichtigste Erkenntnis dabei – die aber eigentlich niemand im Gemeinderat überraschen konnte: Dem Neubau mindestens einer Zweifeldhalle für den Schulsport wird insgesamt die allergrößte Bedeutung für die Sportentwicklung in Nagold zugestanden. Auf Platz zwei und drei aber sind bereits Punkte, der deutlich günstiger zu haben sind: die Begleitung und Fortführung der (Sportentwicklungs-)Planung selbst im Rahmen eines Runden Tisches; sowie die Verbesserung der (digital verfügbaren) Informationen über das Sport- und Bewegungsangebot in Nagold.

Im Folgenden dann wieder Themen, die mit verfügbaren Sportstätten zu tun haben: Ausbau der Kapazitäten von Gymnastikräumen, wie auch die Erarbeitung eines Konzeptes zur Schwimmfähigkeit – in Form zum Beispiel eines Hallenbad-Neubaus. Aber auch allgemein die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher oder die bessere Würdigung des ehrenamtlichen Engagements stehen auf der Prioritätsliste ziemlich weit oben.

Eine Diskussion im Gemeinderat entzündete sich unter anderem an dem Punkt, inwieweit die privaten Sportstätten – also Fitness-Studios – in die Sportentwicklungsplanung hätten mit aufgenommen werden sollen. Wolfgangs Schäfer, CDU-Fraktionssprecher, etwa – unterstützt von FDP-Kollege Jürgen Gutekunst – hätte sich zumindest eine statistische Betrachtung zur Nutzung dieser Sportstätten in der Datenbasis der Sportentwicklungsplanung gewünscht. "Erfahrungsgemäß schwierig zu bekommen", so Experte Eckl – weil die Betreiber dieser Studios solche Zahlen üblicherweise nicht gerne herausgeben.

Mehr Angebote für Alte und "Höchstaltrige"

Außerdem war der Auftrag der Sportentwicklungsplanung der Stadt ein ganz anderer: Da ging es eben explizit um den Vereins- und Schulsport. Und wie man den für die Zukunft – im Hinblick auf die finanzielle Förderung durch die Stadt – optimal an den sich verändernden Bedarf ausrichtet. Denn, so eine der Grundannahmen der Analyse: Auch in Nagold wird die Gesellschaft immer älter. Was mehr Angebote für Alte und "Höchstaltrige" nach sich ziehen müsse; daher zum Beispiel die hohe Bedeutung der verfügbar- und nutzbaren Gymnastikräume.

Thema neue Zweifeldhalle: Hier verwies Oberbürgermeister Jürgen Großmann auf die (bekannte) Vision der Stadt, eine weitere, sogar Dreifeldhalle im Bächlen errichten zu wollen – auf dem Gelände, auf dem sich aktuell die Straßenmeisterei des Landkreises befindet (OB: "Wenn wir die dort mal raus haben"); in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Dreifeldhalle des Berufschulzentrums. Allerdings immer unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit, denn – da waren sich alle Räte im Grunde einig – die anstehenden, wahrscheinlich extrem kostspieligen Schulsanierungen (OHG, Zellerschule) haben eben eine noch sehr viel höhere Priorität. Vor allem in Zeiten immer knapper werdender Finanzmittel.

Weshalb die Räte dem Vorschlag des OBs letztlich einstimmig folgten, alle insgesamt 17 Leitziele und 52 Empfehlungen der Sportentwicklungsplanung "mit derselben hohen Priorität" zu versehen – und je nach Machbarkeit seitens der Stadt kontinuierlich abzuarbeiten. "Wie wir das auch beim Klimaschutz bereits machen." Außerdem einigte sich das Gremium mit der Verwaltung darauf, die Sportentwicklungsplanung mindestens jährlich zu aktualisieren und fortzuschreiben – um so in einen sich kontinuierlich optimierenden Entwicklungsprozess hineinzukommen.