Nagold - Mit einem Billardtisch in einer Kneipe fing alles an. Heute hat Thomas Dürr schon zahlreiche internationale Titel und Medaillen in der Tasche und ist auch als Trainer unterwegs. Nicht nur für ihn ist die Sportart außerdem eine Lebenseinstellung.

Glänzende Medaillen liegen auf dem Tisch vor Thomas Dürr. Gold, Silber, Bronze – es ist alles dabei. In der beleuchteten Glasvitrine nebenan stehen zahlreiche Spielstöcke, sogenannte Queues, sorgfältig aufgereiht.

Seit rund 35 Jahren widmet sich Dürr in seiner Freizeit bereits dem Pool-Billard. Nicht nur im Nagolder Verein, dessen Vorstand Dürr ist, ist er aktiv, sondern auch außerhalb der Landesgrenzen: In Liechtenstein ist der 54-Jährige nun in der fünften Saison mit dabei.

Abgeräumt hat er in den vergangenen Jahren schon ordentlich. Unter seinen Gewinnen sind unter anderem eine Silber- und eine Bronzemedaille von den liechtensteiner Staatsmeisterschaften, mehrere Landesmeister-Titel von Spielen im österreichischen Vorarlberg und, für den gebürtigen Nagolder besonders wertvoll, die Ehrennadel der Stadt Nagold.

Auch für sein ehrenamtliches Engagement wurde Dürr bereits ausgezeichnet, denn für fast zehn Jahre trainierte er im Rottenburger Gefängnis einmal wöchentlich 18 Häftlinge. Begonnen hat dieses Projekt als Sozialprojekt des Nagolder Vereins, weiter getragen hat es Dürr nach einem Jahr allerdings alleine. Einfach war es jedoch auch für den 54-Jährigen nicht: "Das ist eine große psychische Belastung und man muss erst mal lernen, mit der Situation klarzukommen."

Vor allem für die Persönlichkeitsentwicklung sei so eine Erfahrung von großem Vorteil, ist sich Dürr sicher. Und auch die Wertschätzung der Häftlinge, die der Trainer erfahren hat, hat ihn in seinem Tun bestärkt. Für die Häftlinge selbst sei das Pool-Billard-Training außerdem die einzige Möglichkeit gewesen, sich durch Regeltreue zu beweisen, anstatt wie sonst durch fliegende Fäuste. Seit vergangenem Jahr ist mit dem Training im Gefängnis allerdings auch für Dürr Schluss. Zu groß war der zeitliche Anspruch und die psychische Belastung.

Doch was fasziniert ihn so sehr an der Sportart, dass er auch nach vielen Jahren Spielerfahrung noch nicht genug hat? "Pool-Billard ist ein Mindgame", erklärt Dürr, "wenn du deinen Gemütszustand zeigst, hast du schon verloren". Deshalb helfe das Training extrem, zu lernen, wie man auch in Drucksituationen funktioniert und sich weder Freude noch Enttäuschung anmerken lässt. "Wer das kann, ist ein Profi", betont der Hobby-Spieler.

Gegen die Profis der Szene hat auch Dürr schon gespielt. Beim Kreml-Cup in Moskau beispielsweise, der 2018 in der Olympiahalle stattfand. Dort trat er unter anderem auch gegen den russischen Meister an.

Zu gewinnen, war dabei allerdings nie die Motivation. "Ich wollte gegen so viele gute Leute wie möglich spielen und mich zeigen", erklärt Dürr. Und das ist ihm gelungen. Sogar übertragen wurde seine Leistung bei manchen Spielen.

Ganz nebenbei bleiben an das Spiel in Moskau oder dem Training im Gefängnis auch einzigartige Erinnerungen. "Einmal hat uns sogar Peter Maffay beim Training im Gefängnis besucht", erzählt Dürr stolz von einem der vielen Highlights, das sein Hobby schon mit sich brachte.

In der Vitrine glänzen immer noch die Pokale. Manche stehen für sich allein, an andere sind Bilder oder sonstige Erinnerungsstücke angelehnt. Eine ganz eigene, persönliche Geschichte, steckt jedoch hinter jeder von Dürrs Trophäen.

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Voll mein Ding

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