Auch in der evangelischen Kindertagesstätte Hohe Straße gibt es eine Not-Betreuung.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: In kirchlichen und kommunalen Kindergärten werden nur noch wenige Einzelfälle betreut

Um die Arbeitsfähigkeit der Eltern zu gewährleisten, die in Bereichen arbeiten, die für die Sicherstellung des gesellschaftlichen Lebens notwendig sind, bieten die Stadtverwaltung und die kirchlichen Kindertagesstätten in Nagold für Kinder bis zum Grundschulalter eine sogenannte Notfallbetreuung an.

Nagold. Wer von dem Angebot Gebrauch machen möchte, muss bei der Stadtverwaltung einen entsprechenden Antrag stellen. Formulare zur Antragstellung gibt es in den Kitas und auf der Homepage der Stadt. Genehmigt werden nur Anträge von Erziehungsberechtigten, die in der kritischen Infrastruktur tätig sind. Dazu gehören insbesondere Berufe in den Bereichen der Gesundheitsversorgung, der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der öffentlichen Infrastruktur sowie der Lebensmittelbranche. Beide Erziehungsberechtigte müssen in Bereichen der kritischen Infrastruktur tätig sein. Im Fall von Alleinerziehenden muss der Alleinerziehende in einem der genannten Berufsfelder tätig sein.

Die "Notbetreuung" kann laut Birgit Maier, Sachgebietsleiterin der Kindertagesstätten, nur dann in Anspruch genommen werden, wenn für die Erziehungsberechtigten keine andere Betreuungsmöglichkeit gegeben ist, bei den Eltern oder deren Kinder keine Krankheitssymptome vorliegen, und kein Aufenthalt der Kinder und Eltern in einem Risikogebiet in den letzten 14 Tagen erfolgt ist.

Von den genannten "Voraussetzungen" müssen die Erziehungsberechtigten bei Antragstellung allerdings nur angeben, in welchem Bereich der kritischen Infrastruktur sie tätig sind und die Kontaktdaten des Arbeitgebers hinterlassen. Ob die Eltern oder deren Kinder Krankheitssymptome aufweisen, oder, ob die Kinder oder deren Eltern sich in den letzten zwei Wochen in einem Risikogebiet aufgehalten haben, werde von Seiten der Stadt nicht überprüft: "Das liegt in der Verantwortung der Eltern", sagt Birgit Maier. Die Nachfrage sei bislang "gering". Es habe nur "sehr vereinzelte Nachfragen" gegeben, erklärt Birgit Maier. Die Kinder in der "Notbetreuung" würden in den Kitas betreut werden, in die sie auch sonst regelmäßig gingen. "Unser Ziel ist eine gute Betreuung für Ihre Kinder in Nagold zu bieten", so Birgit Maier.

Notfallbetreuungen werden aber nicht nur in städtischen Kindertagesstätten, sondern auch in kirchlichen Kindertagesstätten angeboten. So etwa im Katholischen Kindergarten St. Michael. Laut Kindergartenleiterin Andrea Frey werden dort derzeit lediglich zwei Kinder "notfallbetreut". Sie werden an zwei Tagen in der Woche von 8 bis 14 Uhr, beziehungsweise bis 16.30 Uhr betreut, so Andrea Frey. "Wir bemühen uns, den Kindern Alltag zu ermöglichen", erzählt Andrea Frey, "was aber angesichts der wichtigen Maßnahmen und geringen Kinderzahl immer Ausnahmezustand bedeutet", fügt die Kindergartenleiterin hinzu. Anfragen würden über den Träger, den Zweckverband katholischer Kindertagesstätten in den Dekanaten Calw und Freudenstadt mit Sitz in Horb am Neckar, abgeklärt. Grundsätzlich könne man im Katholischen Kindergarten St. Michael zwar noch mehr Notfallbetreuung leisten, "allerdings sind nach unserem Wissen in unserer Elternschaft nach den Vorgaben der Landes- und Bundesregierung keine weiteren berechtigten Eltern", so Andrea Frey.

Auch die katholische Kindertagesstätte in Vollmaringen wird vom Zweckverband katholischer Kindertagesstätten in den Dekanaten Calw und Freudenstadt getragen. Dort würden zur Zeit insgesamt nur zwei Kinder von einer Erzieherin betreut, wie Kita-Leiterin Vanessa Hamann unserer Zeitung auf Nachfrage mitteilte. Man versuche mit den "notfallbetreuten" Kindern den Alltag weiterhin "normal" zu gestalten. Kapazitäten, noch mehr Kinder in die Notfallbetreuung aufzunehmen, hätte man in Vollmaringen zwar auch. Allerdings sei eine Grundvoraussetzung, nämlich dass beide Elternteile in der kritischen Infrastruktur tätig seien, häufig nicht erfüllt, so Vanessa Hamann.

In der Notfallbetreuung der Evangelischen Kindertagesstätte Hohe Straße wird laut Carmen Tiefenbacher, Abteilungsleiterin der Kinderbetreuung im Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald, nur ein einziges "Notfallkind" betreut. "Wichtig war, dass das Kind in seiner gewohnten Kita und von seinen Bezugserzieherinnen betreut wird", sagt Tiefenbacher. Das Kind werde von zwei pädagogischen Fachkräften betreut. "Diese spielen mit dem Kind und geben ihm immer wieder verschiedene Spielanregungen." Sofern möglich würde dabei der Mindestabstand eingehalten. "Aber natürlich braucht ein Kind in diesem Alter auch Unterstützung und Zuwendung", so Carmen Tiefenbacher. Jedenfalls würde großen Wert auf die Einhaltung der Hygieneregeln gelegt: "Die Erzieherinnen desinfizieren regelmäßig ihre Hände und achten auf die Sauberkeit und Hygiene des Spielmaterials", macht Carmen Tiefenbacher deutlich. Auch würde mit Handschuhen gearbeitet, oft Hände gewaschen und das Kind wird direkt an der Türe in Empfang genommen, "damit die Personenanzahl im Gebäude klein gehalten wird", erklärt Carmen Tiefenbacher. Die Notfallbetreuung könne direkt vor Ort in der Kita beantragt werden. Die Antragstellung sei auch auf digitalem Wege per E-Mail möglich. Allerdings gebe es bislang keine weiteren Anfragen, da beide Elternteile in systemsensiblen Bereichen tätig sein müssten.