Die Zahl der Ausbildungsplätze überschreitet die der Interessenten deutlich. Foto: Karmann

Hunderte Ausbildungsstellen in Region bleiben offen. Wirtschaft fehlen die Nachwuchskräfte.

Nordschwarzwald - Viele reden davon. Spätestens jetzt dürfte es jedem klar sein: In der Wirtschaft der Region wird der Nachwuchs knapp. Jüngste Zahlen der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim zeigen, dass hunderte Ausbildungsstellen im aktuellen Ausbildungsjahr unbesetzt bleiben.

Anfang September hat das neue Ausbildungsjahr begonnen, jetzt zog die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim Bilanz. Leicht rückläufige Bewerberzahlen bei einem steigenden Ausbildungsplatzangebot eröffneten den Jugendlichen beste Chancen für ihren Start ins Berufsleben. Die Kehrseite: Da die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen (523) die der noch nicht vermittelten Bewerber (72) deutlich übersteigt, bedeutet das, dass gut 450 Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben werden.

Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim insgesamt 4193 Ausbildungsstellen gemeldet, 81 oder 2,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Eine Lehrstelle mit Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim suchten 3487 Bewerberinnen und Bewerber, das waren 322 oder 8,5 Prozent weniger als 2015/2016.

Die Ursachen für den weiteren Anstieg bei den gemeldeten Lehrstellen sieht die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, in der guten und stabilen Konjunktur. "Unsere Unternehmen benötigen dringend Fachkräfte und setzen deshalb zurecht verstärkt auf eigene Ausbildung."

Den rückläufigen Trend auf der Bewerberseite führt Lehmann auf drei wesentliche Ursachen zurück: Die demografische Entwicklung mit rückläufigen Schulabgängerzahlen, dem anhaltenden Trend in Richtung weiterführender Schulen und der daraus resultierenden steigenden Studierneigung. "Das Interesse der jungen Menschen an einem direkten Einstieg in die duale Ausbildung wird leider zunehmend geringer. Dabei eröffnet eine duale Ausbildung in der Region Nordschwarzwald hervorragende Karrierechancen", so Lehmann weiter.

Erschwerend kommen erhebliche regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte hinzu. So können beispielsweise Ausbildungsplätze, die weit abgelegen sind, von Jugendlichen ohne Führerschein schlecht erreicht werden. Oft erfüllen die Bewerber aber auch nicht die Anforderungen der Betriebe oder sie versteifen sich nur auf einen bestimmten Beruf. Aufgrund dieser Faktoren ist es nicht allen Bewerbern gelungen, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Erfreulich ist, dass auch Jugendliche mit schlechteren Startchancen nun immer häufiger ein Ausbildungsplatzangebot bekommen. Mit Beratung und finanzieller Unterstützung durch die Arbeitsagentur können diese Jugendlichen zu Fachkräften ausgebildet werden, auch wenn ihre Noten oft nicht den Auswahlkriterien der Betriebe entsprechen.

Gleichzeitig blieben aber viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Für die Unternehmen wird es also zunehmend schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. "Mit unserer Initiative ›Zukunftsstarter‹ wirken wir diesem Trend entgegen und motivieren junge Erwachsene ab 25 Jahren ohne Berufsabschluss, noch eine Ausbildung zu beginnen", sagte Lehmann.

Für Jugendliche, die im nächsten oder übernächsten Jahr die Schule verlassen, sollte der Weg zur Berufsberatung der Arbeitsagentur zum Pflichtprogramm gehören. "Wir informieren und beraten kompetent und neutral rund um das Thema Berufswahl. Die Auswahlverfahren der Unternehmen beginnen immer früher. Wer klug ist, kommt also frühzeitig zur Beratung und sichert sich so die besten Chancen auf den passenden Ausbildungsplatz", so Lehmann abschließend.

Eine gute Möglichkeit, sich schnell und kompakt über viele Ausbildungsberufe zu informieren, bieten wieder die Aus- und Weiterbildungsmesse "Beruf aktuell" der Arbeitsagentur im CongressCentrumPforzheim (CCP) am 3. Februar 2018 sowie die kommenden Top-Job-Bildungsmessen am 14. April 2018 in Calw, am 9. Juni 2018 in Nagold, am 19. Juli 2018 in Freudenstadt und im Oktober 2018 in Mühlacker.