INGpark-Geschäftsführerin Simone Hurtz freut sich, dass die Verbesserung der Mobilfunkversorgung auf dem Eisberg jetzt Wirklichkeit wird. Foto: Kunnert

Katastrophale Mobilfunkversorgung im gesamten Industriegebiet. Bis jetzt nur Telekom als Nutzer.

Nagold - Es war ein hartes Stück Arbeit – bis zuletzt – den neuen Mobilfunkmast für das interkommunale Industriegebiet INGpark Wirklichkeit werden zu lassen. Mehr als drei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Und zur Montage – vor einigen Tagen bereits, noch vor den Einschränkungen der Corona-Krise – gab’s dann reichlich Regen, zeitweise Schnee. Und Sturm.

"Es heißt hier nicht umsonst ›Eisberg‹", lacht trotz der Wetterunbilden Simone Hurtz, Geschäftsführerin des INGparks. Und der Eisberg macht an diesem Morgen seinem Namen wirklich alle Ehre. Schrecklich kalt ist es. Und erst der Wind – der macht’s noch schlimmer. Die Jungs vom Montage-Team aus dem thüringischen Altenburger Land kann das nicht schrecken. "Da haben wir schon Schlimmeres erlebt."

Auf zwei großen Tiefladern werden die Einzelteile des Mobilfunkmastes pünktlich um 8 Uhr früh angeliefert. Vier Stunden Fahrt habe es gedauert – von Neumarkt in Oberpfalz, wo der Stahlturm gefertigt und vormontiert wurde. Bis auf den Eisberg. Hier wartet schon der große mobile 15-Tonnen-Kran, der nachher den über 30 Meter hohen Mast präzise in seine richtige Position hieven soll. Jetzt hilft er aber erst einmal, die beiden Tieflader zu entladen. Der Schwabe an den Steuerhebeln des Krans sei arg wortkarg, wundern sich die Monteure mit dem starken sächsischen Dialekt. Aber die Verständigung klappt trotzdem gut – alle sind hochkonzentriert. Profis bei der Arbeit eben.

Mobilfunkversorgung im gesamten Industriegebiet sei einfach katastrophal

Derweil berichtet Simone Hurtz, dass der Auslöser für diese ganze Aktion im Herbst 2016 der INGpark-Dialog mit den damals hier bereits ansässigen Betrieben gewesen sei. "Die Mobilfunkversorgung im gesamten Industriegebiet sei einfach katastrophal", so ein eindringlicher Hinweis der Unternehmen damals. Ob die INGpark-Leitung da nicht etwas unternehmen könne? Sofort setzte sich INGpark-Geschäftsführerin Hurtz ans (Festnetz-)Telefon, nahm mit den einschlägigen Mobilfunkunternehmen Gespräche auf. Wie könnte man eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung auf dem Eisberg tatsächlich hinbekommen?

Einzig die Telekom zeigte sich letztlich offen für die Nöte der INGpark-Unternehmen. Wenn man nachweise, dass es wirklich einen nennenswerten Bedarf für einen (weiteren) Mobilfunkmast vor Ort gebe, würde man die Sache prüfen. Heißt: Wieviele Betriebe hier oben sind es bisher – wieviele werden es einmal werden? Und wieviele Arbeitsplätze sind betroffen – werden es einmal sein, wenn das ganze Areal bebaut sein wird? "Damals hatten wir 700 Beschäftigte hier oben, heute sind es über 1000." Läuft es nach den Wünschen der INGpark-Verwaltung, werden es irgendwann sogar so 2500 Arbeitskräfte sein – die sich täglich hier mit ihren Smartphones in ein Mobilfunknetz einloggen wollen.

Solche Zahlen überzeugten schließlich auch die Telekom – sonst im Kreis Calw wegen des zähen Ausbaus der Mobilfunkversorgung bekanntlich nicht besonders wohl gelitten; gerade bei den Verantwortlichen im Calwer Landratsamt. In Nagold mahlen die Mühlen anders. Weshalb schließlich die "Deutsche Funkturm GmbH" als Bauherr und künftiger Betreiber des Mobilfunkmastes im Auftrag der Telekom auf Standortsuche ging für die geplanten neuen Antennen. Auch das sei nicht so ganz einfach, wie Simone Hurtz berichtet – während ein paar Meter weiter die Monteure mit dem Zusammenbau der Einzelteile des 30-Meter-Turms beginnen. "Lego für große Jungs", feixt einer von ihnen.

Eigener Turm als Antennenträger

Eigentlich hätten die Mobilfunk-Antennen gut auf vorhandene Gebäude montiert werden können. Aber so sehr sich die Betriebe besseren Mobilfunk wünschten, so wenig waren die angesprochenen Unternehmen bereit, ihre Dächer für solche Antennen zur Verfügung zu stellen – wegen der Statik, wegen der Optik, wegen der Strahlung. Also musste es doch die große Lösung sein – ein eigener Turm als Antennenträger. Der ideale Standort war bald ermittelt: der höchste Geländepunkt zwischen ehemaliger Eisberg-Kaserne und dem neuen INGpark-Gelände in Richtung Jettingen. Zum Glück liegt dieser kleine "Gipfel" genau in einem Grünzug, also abseits der reinen Gewerbeflächen – womit der Turm, ohne weiter irgendjemand zu stören, problemlos hier errichtet werden konnte.

Seit einen Dreivierteljahr gebe es daher bereits eine Baugenehmigung für die Errichtung des Mobilfunkmastes. Warum erst jetzt Baubeginn ist? Wahrscheinlich der Lauf von Ausschreibung und Fertigung des Stahl-Turms. Das kleine Grundstück, auf dem der Turm künftig steht, hat die INGpark-Verwaltung der "Deutschen Funkturm" – für einen eher symbolischen Preis – vermietet, wie Simone Hurtz berichtet. Bestückt wird der Turm – natürlich – erst einmal mit den Antennen der Telekom. Aber es gebe ausdrücklich die Option, dass künftig auch andere Mobilfunkanbieter – wenn sie es denn wollen – den Mast mit ihren Antennen mitnutzen dürften.