Bis Montag werden voraussichtlich die letzten gastronomischen Betriebe den Betrieb eingestellt haben. Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Außengastronomie komplett untersagt / Bürger halten sich weitgehend an die Vorschriften

Nagold. Normalerweise freut sich Oberbürgermeister Jürgen Großmann über ein pulsierendes Städtchen. Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Beim Anblick eines verwaisten Longwyplatzes und eines leeren Spielplatzes auf dem Kleb kommt ihm ein "hervorragend" über die Lippen. Der Kontrollgang des OB und seines Ordnungsamtsleiters Achim Gräschus zeigt: Die verschärften Anordnungen der Stadt und des Landes in Zeiten von Corona zeigen Wirkung.

Bereits Anfang der Woche hatte die Stadt Bars und Fitnessstudios schließen lassen. Zwei Tage später war der städtische Anordnungskatalog schon wieder Makulatur. Die Landesregierung verschärfte die Vorschriften auch in punkto Außengastronomie. Cafés, Bistros und Bäckereien durften Kunden im Freien nicht mehr bedienen – Inhaber von Speiserestaurants aber schon. Diesem Wirrwarr setzte die Nagolder Stadtverwaltung nunmehr ein Ende.

"Das kann sich alles innerhalb von Stunden wieder ändern"

Großmann und Gräschus gingen von Tür zu Tür und überbrachten den Restaurantbesitzern die Nachricht persönlich. Auch sie mussten die Außenbewirtung einstellen. Die Betroffenen dieser Einzelanordnung hätten genauso verständnisvoll reagiert wie die Geschäftsinhaber, die von der städtischen Allgemeinverordnung Anfang der Woche tangiert waren, so Gräschus.

Nagolds Gastronomen, die in der Fachgruppe des Gewerbevereins engagiert sind, hatten sich am Dienstag getroffen, um Reaktionen auf diese Restriktionen durch Land und Stadt aufgrund der Corona-Krise abzustimmen. Was galt denn nun? Die Regelung, wonach Wirte alle ihre Gäste namentlich auf einer Liste führen mussten, galt nur kurz und wurde dann wieder einkassiert. Außengastronomie in Cafés nein – aber für Speiselokale doch?

Nagolds Wirte zogen einen Schlussstrich. Aus "Verpflichtung gegenüber ihren Gästen und Mitarbeitern", so Citymanagerin Anna Bierig, verordneten sich die Gastronomen freiwillig und sukzessive eine kollektive Schließung. Schon am Donnerstag waren "Eisenbahn" und "Bahnhof 1872" zu, bis Montag werden voraussichtlich die letzten gastronomischen Betriebe in der Stadt ihren Betrieb eingestellt haben. Wobei Citymanagerin Bierig relativiert: "Das kann sich alles innerhalb von Stunden wieder ändern."

Während auf dem sonnüberfluteten Vorstadtplatz am Freitagnachmittag die Außenbestuhlungen der bei solch frühlingshaftem Wetter ansonsten voll besetzten Restaurants und Cafés aufeinandergestapelt sind, meint der Oberbürgermeister anerkennend: "Der Stadtgesellschaft ist es gelungen, binnen zwei, drei Tagen komplett runterzufahren." Ordnungsamtsleiter Gräschus pflichtet bei: "Das spricht für gute Einsicht und Disziplin."

Die Nagolder Polizei musste in diesen Tagen kaum eingreifen. Drei Einsätze auf Bolz- und Spielplätzen, auf denen sich Jugendliche gegen die behördliche Anordnung getroffen hatten – ansonsten gab es laut Erhard Schulz, dem stellvertretenden Revierleiter in Nagold, "keine besonderen Vorkommnisse". Was aber nicht so bleiben muss: Er prophezeit, dass der häusliche Friede in diesen Corona-Zeiten mitunter arg gestört sein könnte, weil sich die Zeitgenossen im beengten Kreis "gehörig auf den Keks gehen könnten".