Anker-Areal: Stadträte reiben sich an den Kosten für die Freianlagen in Höhe von 836 000 Euro
Déjà-vu-Erlebnis im Nagolder Gemeinderat: Wie einst bei der Innenstadterneuerung steht man wieder vor der gleichen, alten Frage: Wie viel und vor allem welches Pflaster soll’s denn sein, das auch den Nagolder Fußgängern genehm ist? Im Stadtparlament gehen da die Meinungen auseinander.
Nagold. "Grüne für Asphalt!". Für Oberbürgermeister Jürgen Großmann war das Statement der Grünen-Stadträte Brigitte Loyal der Schenkelklopfer des Abends. Loyal hatte in der Diskussion über die Freianlagen des Anker-Areals den Vorteil des Asphalts gegenüber einer Pflasterung betont. Vor allem ältere und gebrechliche Menschen seien "über ein Stück Asphalt dankbar", weil sie darauf besser laufen könnten.
Kurz zuvor hatte FWV-Stadtrat Michael Stikel indes als "störend" moniert, dass in diesem Bereich hinter der Stadtmauer eine Asphaltfläche bis zum Longwyplatz unangetastet, also ungepflastert bleibe. "Reine Sparsamkeit", entgegnete das Stadtoberhaupt.
Auch Großmann weiß um die Beschwerden von Fußgängern, die mit dem gepflasterten Geläuf in der Innenstadt nicht zurechtkommen: "Auf dem Longwyplatz gibt’s keine Beschwerden, auf der Marktstraße haben wir sie." SPD-Stadtrat Rainer Schmid verwies auch auf die schlechte Pflasterung auf dem Gerichtsplatz und mahnte an, die Steine künftig so zu verlegen, dass sie auch begehbar sind.
Fürs Anker-Areal nimmt die Stadt 836 000 Euro in die Hand, um die Freianlagen rund um die H & M-Filiale, die hier im Herbst 2018 eröffnet werden soll, im Stil einer "neuen Stadt" (Stadtplaner Ralf Fuhrländer) herauszuputzen. FWV-Fraktionschef Eberhard Haizmann war nicht der einzige, der die Kritik an den Planungskosten für diese überschaubare Fläche erneuerte. Mehr als 100 000 Euro seien hier "bei Weitem überzogen". OB Großmann verwies auf den Vergabebeschluss des Technischen Ausschusses: "Dia Katz’ isch der Boom nuff."
Verwendet werden soll bei der Pflasterung laut Stadtplaner Fuhrländer wieder der gelbliche Naturstein – diesmal aber nicht im Block-, sondern im Fischgrätverband, der sich besser für Geländemodellierungen eigne. Geplante Fertigstellung des – wie Fuhrländer es nannte – "Stücks Stadtreparatur": Oktober 2018.
Während sich Nagold für den schwedischen Kundenmagneten herausputzt, steht H & M selbst unter Druck. Trotz einer Ausweitung seines Filialnetzes auf 4553 Läden verfehlte der Konzern 2017 seine Ziele. In Deutschland schrumpfte der Umsatz. Als Grund für die schlechte Performance nennt man die Verlagerung zum E-Commerce. Als Konsequenz will H & M Mietverträge neu verhandeln und 90 Läden schließen.