Guido Grüner vom Stadtplanungsamt zeigt den Besuchern den erstplatzierten Entwurf. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wettbewerb: Sechs Teams aus Architekten und Stadtplanern gestalteten Entwürfe

Nagold. Eine Ausstellung der etwas anderen Art ist aktuell im Rathaus zu finden. Das Dachgeschoss hängt voller Pläne, die große Einflüsse darauf haben könnten, wie die Stadt Nagold sich innerhalb der nächsten Jahre entwickelt. Sie wurden von Architekten in der Umgebung bis Stuttgart und Tübingen entworfen. Sehr verschieden sind sie, doch sie gleichen sich in einem: Die Stadtkirche steht bei jedem von ihnen im Zentrum.

"Es ist ein ungewöhnlicher Ort für eine ebenso ungewöhnliche Situation", fand Oberbürgermeister Jürgen Großmann, als er die Ausstellung eröffnete. Er sprach von der anspruchsvollsten und reizvollsten städtebaulichen Aufgabe, die nun bevorstehe. Die Entwürfe sind das Ergebnis eines "Gemeinschaftsprojekts der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt Nagold", wie der OB erklärte. An dem Wettbewerb um die "Neugestaltung Umfeld Stadtkirche" nahmen sechs Teams aus Architekten und Stadtplanern teil. Ausgeschrieben wurde die Planungskonkurrenz im September letzten Jahres. 13 Wochen hatten die Teilnehmer zur Entwicklung ihrer Entwürfe Zeit. Eine Kommission, bestehend aus Mitgliedern des Gestaltungsbeirats Nagold und Vertretern der Kirchengemeinde, wählten schließlich zwei Pläne aus. Der zweite Platz ging an den Entwurf der Freie Architekten und Stadtplaner GmbH "Humpert&Kösel-Humpert" und den Landschaftsplaner Stadt Landschaft Plus aus Karlsruhe. Den ersten Platz erreichte das Architektenbüro "Thomas Schüler" aus Düsseldorf/Stuttgart mit dem Grünplaner "faktorgruen" aus Freiburg.

Großmann zeigte den Besuchern der Ausstellungs-Eröffnung eine alte, bräunliche Karte von Nagold, die Grundkarte aus dem Jahr 1836. Auf ihr war die Stadtkirche, die 1876 eröffnet wurde, noch nicht verzeichnet. "Erst mit dem Bau der Kirche wurde die Kirchstraße angelegt." Hinzu gekommen seien über die Jahrhunderte viele weitere Achsen. Heute liege die Kirche exponiert da, wie eine Krone, und dann gebe es da noch die Stadt, die außenrum gewachsen sei, erklärte Guido Grüner vom Stadtplanungsamt. "Die Herausforderung besteht nun darin, den Flickenteppich zusammenzufügen. Wir wollen die Stadtkirche bautechnisch näher an die Innenstadt bringen, damit sie sich ins Bild einfügt." Dazu gehöre auch, Bahnhofstraße und Gerichtsplatz architektonisch einzubeziehen.

Genau das haben die Architekten mit ihren Plänen versucht. Auf dem erstplatzierten Entwurf war viel Grün um die Stadtkirche herum zu sehen, außerdem eine großzügige Treppe, die auch als Ort zum Verweilen dienen könnte. Mit weiteren kleineren Gebäuden außenrum wurde versucht, neue Räume für die kirchengemeindliche Nutzung zu schaffen. Auch über die Umgestaltung der Hinterhöfe und des Spielplatzes machten sich die Architekten Gedanken. "Plan zwei hatte ebenfalls große Vorteile, könnte sich aber für die Kirchengemeinde finanziell als schwer realisierbar herausstellen", befürchtete Dekan Ralf Albrecht.

Im weiteren Schritt müsse man sich überlegen, wie das Konzept umzusetzen sei, möglicherweise auch in Modulen, also schrittweise. Bis zum 26. April bleibt die Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich, Rückmeldungen zu den Entwürfen seien erwünscht, so der Dekan. "Die Bürger sind eingeladen, sich bei mir oder dem Kirchengemeinderatsgremium zu melden."

Bis zum Ende dieses Jahres wollen sich Gemeinderat und Kirchenrat darüber im klaren sein, wie die Vision aussehe. "Dann soll der Plan stehen", kündigte der Oberbürgermeister an. Durch die langfristige Umsetzung, so Großmann, solle dann der historische Teil der Innenstadt aufgewertet werden.