Kommunales: Vertreter der Gemeinderats-Fraktionen bekommen stets Einblicke in die Argumentationen des Gremiums
Nagold. Relativ selten tritt der Gestaltungsbeirat in die Öffentlichkeit. In dessen jüngster Sitzung begrüßte er eine neue Mitstreiterin. Wahlen zur Leitung des Gremiums standen ebenfalls an.
Der Gestaltungsbeirat hat in Nagold eine beratende Funktion, erklärt Oberbürgermeister Jürgen Großmann im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Bei "wichtigen Bauvorhaben" nutze der Nagolder Gemeinderat die Beratung des Sachverständigengremiums. Damit sind Bauvorhaben gemeint, die eine bedeutsame Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild haben. Die Neuplanung des Anker-Areals und die Ansiedlung des "Ibis-Styles-Hotels" nennt Großmann als Beispiele. In städtebaulicher Ansicht spiele der Beirat eine "herausragende Rolle", so der OB.
Manchmal tagt der Gestaltungsbeirat hinter geschlossenen Türen. Dies liege laut Großmann daran, dass die Bauherren im Vorfeld bestimmen können, ob eine Beratung öffentlich oder privat ablaufen solle.
Bei der Zusammensetzung des Gremiums gibt es eine Neuerung. Alexander Wetzig aus Ulm bleibt Vorsitzender. Er war "über zwei Jahrzehnte" Baubürgermeister der Stadt Ulm und wurde nun für weitere fünf Jahre gewählt. Mit an Bord bleiben auch Alfred Ruther-Mehlis aus Nürtingen und Gabriela D’Inka aus Fellbach.
Nachdem der Freiburger Städteplaner Bernd Fahle den Gestaltungsbeirat im vergangenen Jahr altersbedingt verlassen hatte, konnte die Lücke nun wieder geschlossen werden. Petra Zeese heißt das neue Mitglied. Sie ist freie Architektin und Stadtplanerin aus Stuttgart. Die erste Sitzung hat bei ihr bereits Eindrücke hinterlassen: "Ich bin beeindruckt von der Vielfalt und Tragweite der Entscheidungen." Für ein beratendes Gremium sei die Kopplung mit der Kommunalpolitik "eines der wichtigsten Elemente".
"Auf Augenhöhe mit den Investoren"
In Nagold tagt der Gestaltungsbeirat nicht im kleinen geschlossenen Kreis, wie Wetzig erklärt. "Die Fraktionsvertreter nehmen am Prozess teil und diskutieren mit", sagt er. So bekomme der Gemeinderat einen Einblick in die Argumentation und Beurteilung des Gremiums. Denn im Endeffekt gibt der Beirat nur eine Empfehlung an den Gemeinderat weiter. Dies helfe laut Wetzig wiederum beim Entscheidungsprozess. Damit endet der Aufgabenbereich des Beirats jedoch nicht. Nachdem es im frühen Stadium der Planungsphase eingeschaltet wird, kann es die planenden Architekten und Investoren auch in der Umsetzungsphase betreuen.
Ruther-Mehlis unterstreicht, dass ein solches Gremium nicht selbstverständlich sei: "Viele Städte lassen einfach alles laufen. Andere haben strenge Reglements." Nagold arbeite hingegen "auf Augenhöhe mit den Investoren".
Die Arbeit im Gestaltungsbeirat sei anspruchsvoll und schön zugleich, freut sich Zeese über den neuen Posten. Erfahrungen hat sie bereits vielerorts gesammelt. Seit 2015 ist sie Vorsitzende des mobilen Gestaltungsbeirats in Ulm und Vorsitzende des Gestaltungsbeirats in Ludwigsburg.