Der Kubus als Austragungsort der Ausstellungseröffnung zum 120. Geburtstag von Otto Dünkelsbühler war proppenvoll. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Ausstellungseröffnung Retrospektive des Künstlers Otto Dünkelsbühler stößt auf großes Interesse

"In seiner Wahlheimat Nagold ist Otto Dünkelsbühler nicht vergessen", bemerkte Oberbürgermeister Jürgen Großmann als er auf die zahlreichen Gäste im Kubus blickte. Anlässlich des 120. Geburtstages des Künstlers wurde die Retrospektive im Steinhaus eröffnet.

Nagold. Ursprünglich war die Vernissage im Foyer des Rathauses geplant, doch da die Ausstellung bereits im Vorfeld auf großes Interesse gestoßen ist, wurde als Ort für die Feier zur Ausstellungseröffnung kurzerhand der Kubus gewählt: Dieser war proppenvoll, mehr Leute, als es Stühle gab, waren gekommen, darunter zahlreiche Ehrengäste wie zwei der vier Kinder des Künstlers – Gaspard Dünkelsbühler und Gertraud Pahlke – sowie Enkel und Urenkel Otto Dünkelsbühlers.

Fast sein halbes Leben verbrachte Otto Dünkelsbühler, der 1898 in München geboren wurde, in Nagold. Von 1938 bis 1977 – nahezu 40 Jahre – lebte er in seiner Wahlheimat, wo er auch seine letzte Ruhe fand. "Nagold war für ihn Heimat und Refugium", erwähnte Großmann in seiner Begrüßung. Denn hier verbrachte der Künstler während des Zweiten Weltkrieges die wohl schwerste Zeit seines Lebens.

Seit 1977, dem Todesjahr des Künstlers, richtete die Stadt Nagold bereits mehrere Ausstellungen aus, die letzte im Rahmen der Landesgartenschau. Seinen besonderen Dank richtete Großmann an Gaspard Dünkelsbühler, der mit seinen zahlreichen Leihgaben Tor und Tür für die Ausstellung in Nagold öffnete. Aber auch viele Nagolder Bürger steuerten ihre privaten Gemälde des Künstlers, vorrangig mit Motiven aus der Stadt, als Leihgabe bei. Aus diesem großen Fundus eine Ausstellung zu konzipieren, lag in den Händen von Judith Bruckner, Kuratorin der Ausstellung und Herma Klar, Leiterin des Museums im Steinhaus.

Gaspard Dünkelsbühler, der das Lebenswerk seines Vaters in die Welt hinausträgt und so auch Tor und Tür für die Ausstellung in Nagold öffnete, ist mit dem Ergebnis mehr als zufrieden: "Hut ab, das ist wunderbar", so der Sohn des Künstlers, der bereits an den zurückliegenden Ausstellungen in Nagold maßgeblich beteiligt war. "Mein Hauptanliegen ist es, meinen Dank auszusprechen, für die Beschäftigung mit dem Lebenswerk meines Vaters."

Was nach der Ausstellung im Steinhaus und Rathausfoyer bleibt, ist ein Begleitheft zur Ausstellung, das vorrangig Andreas Bühler vom Stuttgarter Kunsthaus Bühler verfasst hatte. Darin enthalten: Die Lebensstationen Otto Dünkelsbühlers sowie ein Überblick über dessen künstlerisches Schaffen. "Doch keine Abbildung, kein Katalog und kein Bildschirm kann die Begegnung mit dem Original ersetzen", so Bühler.

Arbeitsverbot zwischen 1933 und 1945 auferlegt

Als letztes trat der Kunstsammler aus Tutzing, Joseph Hierling, ans Rednerpult. Er widmet sich in erster Linie den Künstlern des Expressiven Realismus und unterhält einen Förderkreis für die Kunst dieser Epoche. Seine Sammlung, der unter anderem auch Werke von Otto Dünkelsbühler angehören, ist dauerhaft in der Kunsthalle Schweinfurt ausgestellt.

Wie Otto Dünkelsbühler auch, wurde ein großer Teil der Expressiven Realisten zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten ins Abseits gedrängt. Dünkelsbühler wurde zu dieser Zeit ein Arbeitsverbot auferlegt. Zunächst malte er noch in geringem Umfang im Verborgenen, im Dachgeschoss eines Hause nahe des Nagolder Friedhofs. Später zerschlugen verstärkte Kontrollen der Gestapo diese Möglichkeit.

Expressiv-realistisch schaffende Künstler und ihre kunstgeschichtliche Leistung wurden in der breiten Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen, was sie zur "verschollenen Generation" werden ließ.

Ausstellungen und Malreisen nach dem Krieg

Nach dem Weltkrieg intensivierte Dünkelsbühler seine Arbeit, erzählte Hierling. Er zeigte viele Ausstellungen, unternahm Malreisen, hielt Vorträge und verfasste Schriften. Nach 1957 stellte Otto Dünkelsbühler seine Werke nicht mehr aus, blieb jedoch weiterhin künstlerisch aktiv. Den Festakt beschloss Hierling mit einigen Zitaten Otto Dünkelbühlers zur Kunst: "Bilder gehören geschaut, nicht nur mit den Augen und dem Intellekt, sondern auch mit dem Herzen".

Bilderschauen – das taten die Besucher im Anschluss im Steinhaus, wo das Lebenswerk eines der herausragendsten Nagolder Künstler noch bis 25. November ausgestellt ist. Dünkelsbühlers künstlerisches Schaffenswerk ist vielfältig: Es umfasst Ölgemälde, Werbegrafiken, Collagen, Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen.

Margret Hummel an der Geige und Eugenia Hermann am Akkordeon verliehen der Vernissage eine feierliche Stimmung.