Siegfried Katz, Thomas Ebinger und Klaus Kälber (von links) präsentieren das nächste Projekt im Modell: Auf dem Kreisel in Iselshausen entstehen zwei Halbrunde Sofas aus Weiden. Fotos: Fritsch/Hofmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Weidenwerkstatt plant gepflanztes Kunstprojekt

Nagold. Der Trend geht zur Weide. Bau- und Kunstwerke aus wachsendem Naturmaterial erfreuen sich in Nagold besonderer Beliebtheit. Nun steht das nächste Projekt an: Der neue Kreisel in Iselshausen wurde als Baugrund auserkoren.

 

Thomas Ebinger, Klaus Kälber und Siegfried Katz – zwei Förster und ein Korbflechtmeister – kann man in Nagold getrost als echte Trendsetter bezeichnen. Vor rund vier Jahren begannen sie und weitere Mitstreiter sich in der losen Vereinigung der Nagolder Weidenwerkstatt zu organisieren.

Gemeinsam traf man sich, um erste Bau- und Kunstwerke aus Weiden zu flechten – oder sollte man besser sagen zu pflanzen? Denn genau das ist das Besondere an den Weidenbauten: Die Weidenäste werden in die Erde gesteckt, schlagen dann Wurzeln und wachsen. Durch die Verflechtung mit anderen wachsenden Weiden aber natürlich auch durch ihr eigenes Wachstum, werden die Bauwerke immer robuster. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, auf einer geheimen Pflanzfläche im Stadtwald, gab es erste Pflanzversuche. Bald ging es in die Öffentlichkeit: Mit verschiedenen Weidenworkshops gewann man weitere Mitstreiter. Die Ergebnisse sind heute auf der Schiffswiese in der Nähe der Musikschule zu sehen – "das war unser Experimentierfeld", sagt Thomas Ebinger.

"Grüne Urbanität" zu schaffen ist bekanntlich eines der Anliegen der Landesgartenschau. Und mit dieser Grünen Urbanität fühlt sich die Weidenwerkstatt besonders angesprochen. Im Landesgartenschaujahr wird man an zwei Samstagen wieder zum Weidenworkshop einladen: am 18. und 25. Februar. Es ist ein äußerst beliebter Workshop. Theorie und Praxis werden in diesem Jahr auf dem Areal der Forstklenge unterrichtet.

Vielleicht gewinnt man dann auch wieder einige Mitstreiter für das diesjährige Großprojekt der Nagolder Weidenwerkstatt: Auf Anfrage der Stadt Nagold nimmt man den neuen Kreisel in der Iselshauser Straße ins Visier. Auf einem Durchmesser von zehn Metern sind zwei übergroße halbkreisförmige Sofa- Skulpturen geplant. Bis zu 800 Weiden werden dafür benötigt. "Mit den Sofa-Skulpturen erinnern wir an die alte Nagolder Möbeltradition", verrät Siegfried Katz. Dabei soll das gewachsene Bauwerk auch des Nachts wirken: Zusammen mit den Licht-Spezialisten der Iselshauser Firma Endrich werden die geflochtenen und wachsenden Sofas von innen beleuchtet.

Speziell zur Landesgartenschau wird es weitere gewachsene Bauten geben: Tatkräftiger Ideengeber war man zum Beispiel auch für die Wachsende Kirche – der die Kirche aus Linden umgebende Zaun wird ebenfalls von der Weidenwerkstatt gepflanzt. Und auch der Platanenkubus als eine weitere Hauptattraktion der Landesgartenschau ist geflochtenes und gewachsenes Bauwerk.

Und es wird noch ein Projekt auf der Nagold geben: Studenten wollen an der neuen Brücke am OHG im Fluss schwimmende Elemente aus Weiden gestalten. "Ein Spiel zwischen Wasser, Wind und wachsenden Weiden", kündigt Katz an.

Längst experimentiert die Weidenwerkstatt auch mit anderen Pflanzen wie Kirsche oder Buche. Die Arbeit mit den Weiden ist sozusagen die Pionierarbeit, weil Weiden allgemein gut geeignet sind. Bei der Langlebigkeit aber gibt es bessere Pflanzen. Und so blicken die Männer von der Weidenwerkstatt auch über das Landesgartenschaujahr 2012 hinaus. Die Nagolder Weidenwerkstatt beendet ihre Arbeit nicht mit der Landesgartenschau. Sie setzt weiter auf Wachstum. Am liebsten noch viele Jahre lang.