Gerda und Gerhard Rudolf steht ein aufregendes Jahr 2016 ins Haus: Goldene Hochzeit, der 70. Geburtstag von Gerda Rudolf und das 35-jährige Bestehen des Polstershop wollen gefeiert werden. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Unternehmer: 2016 wird zum Super-Jubiläums-Jahr für das Ehepaar Gerda und Gerhard Rudolf

Von Axel H. Kunert

Goldene Hochzeit, 70. Geburtstag und 35 Jahre Polstershop – Das Jahr 2016 wird ein besonderes für das Unternehmerehepaar Gerda und Gerhard Rudolf.

Nagold. Seit 50 Jahren werden die beiden 2016 verheiratet sein. Und Gerda Rudolf wird zudem ihren 70. Geburtstag feiern können. Und weil aller guten Dinge nun mal "drei" sind: Der Polstershop von Gerda Rudolf wird auch noch sein 35-jähriges Bestehen feiern können.

Eigentlich, erzählt die Unternehmerin, hätten sie und ihr Mann sich längst zur Ruhe setzen wollen. Ganze drei Möbelhäuser habe sie einst in Nagold geführt – neben dem Polstershop direkt neben dem "Rolf Benz"-Showroom in der Brunnenstraße noch das Domizil- und das Ambiente-Möbelhaus am Ortseingang Richtung Jettingen. Aber diese habe man 2007 an die Familie Benz abgegeben, die dort unter der Führung von Barbara Benz das "Architare"-Objekteinrichtungshaus und Outlet aufgebaut hätten.

"Schnäppchen stehen in lausig-kalter Lagerhalle"

Auch der Polstershop sollte eigentlich längst in andere, jüngere Hände übergeben worden sein. "Aber irgendwie hat es bisher nie gepasst", lacht Gerda Rudolf. Genau zu der Zeit, als sie sich eigentlich in den Ruhestand verabschieden wollte, habe sich die Möglichkeit für den Polstershop ergeben, neue, größere und schönere Ausstellungsflächen am angestammten Standort zu beziehen. Bis dahin nutzte man für den Verkauf von Outlet-Ware der Nobelmöbelmarke Rolf Benz, auf die man sich spezialisiert hatte, Flächen, die seinerzeit der Schnäppchen-Führer Baden-Württemberg so beschrieb: "In der kalten Jahreszeit warm anziehen. Die Schnäppchen stehen im Untergeschoß einer lausigkalten Lagerhalle."

Dem Erfolg des Polstershop tat dieses eher provisorische Ambiente keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. "So hatten die Kunden wohl das Erlebnis eines jeden Schatzsuchers." Einen Schatz zu finden dort, wo man ihn eigentlich niemals erwarten würde. Aus ganz Deutschland und oft auch darüber hinaus kamen die Neugierigen, um in Nagold ihr Spitzen-Schnäppchen zu schlagen. "Die Zeit war damals so – die Deutschen entdeckten die Outlets", dessen Idee Gerda Rudolf mehr oder weniger "nebenbei" erfunden hatte.

Nachdem ihre drei Kinder aus dem Gröbsten raus waren, wollte sie unbedingt wieder zurück in den Beruf. Vor der Geburt ihrer Kinder war sie Rolf Benz’ erste Sekretärin gewesen, hatte in dessen Unternehmen auch ihren Mann Gerhard kennengelernt, der sich dort als gelernter Techniker von der Konstruktion über den Verkauf bis in die Geschäftsführung hochgearbeitet hatte. Und dessen Schwester Hilde wiederum Rolf Benz selbst geheiratet hatte. Man kennt sich also, ist familiär verbunden.

So entstand bei Gerda Rudolf nach einem glücklosen Versuch mit einer Boutique in Nagold die Idee, "irgendetwas mit Möbel" zu machen. Was entstand, war eine Symbiose aus Polstershop und der Polstermöbelfabrik Rolf Benz, von der man Präsentations- und Messe-Ware für das eigene Outlet übernahm. Und mit zum Teil drastischen Preisabschlägen als B-Ware zum Kauf anbot.

Bei Rolf Benz betrachtete man sie ambivalent

Wobei Gerda Rudolf keinen Hehl daraus macht, dass man bei Rolf Benz anfangs den Polstershop auch mit ambivalenten Gefühlen betrachtete. Denn "unser aggressives Preis-Konzept passte ja nicht zur eigentlichen Produktstrategie des Unternehmens als Luxushersteller". Aber mittlerweile habe man wohl nebenan in der Benz-Zentrale längst seinen Frieden mit dem ungewöhnlichen Outlet-Shop gemacht. Vor allem, weil sich dessen Geschäftsstrategie inzwischen komplett gewandelt hat. "Wir konnten über die Jahre eine große Stammkundschaft aufbauen, die mittlerweile ihre zweite oder dritte Benz-Garnitur bei uns gekauft haben." So sei es gekommen, dass der Verkaufsbereich für nach Kundenwunsch bestellte Neuware mittlerweile deutlich größer sei als das "Schnäppchen"-Segment, das aber natürlich als Einstiegssegment immer noch gerne mit bedient werde. "Wir verkaufen heute zu 90 Prozent Neuware."

Diese Weiterentwicklung auf Seiten der Kunden, aber auch die große Treue der überwiegend langjährigen Mitarbeiter, seien auch der Grund, warum es bisher nicht geklappt habe mit dem Ruhestand bei den Rudolfs. "Es bringt einfach zuviel Spaß. Und mit den neuen Ausstellungsräumen, die uns ab 2007 zur Verfügung standen, konnten wir noch einmal so richtig durchstarten."

Zwar seien sie und ihr Mann auch oft auf Reisen, spielten gemeinsam viel Golf und nutzten "unsere Insel Sylt" als Lieblings-Rückzugsgebiet, aber "wenn wir zwei Wochen unterwegs waren, freuen wir uns auch wieder riesig auf Nagold und den Polstershop".

Und doch: "Klar denkt man immer wieder auch über eine Nachfolgeregelung nach. Denn die Uhr dreht sich ja weiter. Und auch wir werden nicht jünger." Da könnte 2016 mit all den Jubiläen und Geburtstagen vielleicht zur Zäsur werden – "wenn wir einen geeigneten und wirklich motivierten Nachfolger finden würden, dem wir vor allem das Wohl unserer Mitarbeiter anvertrauen könnten." Wer sich jetzt angesprochen fühlt und diese Leidenschaft der Rudolfs für "wirklich tolle Polstermöbel" teilt, soll sich einfach bei ihnen melden. "Vielleicht ist ja der Richtige dabei." Aber wenn nicht: "Dann machen wir weiter, solange es eben geht." Denn, so Gerda Rudolf abschließend: "Ich empfinde große Dankbarkeit, da ich bei allen meinen Aktivitäten immer großes Glück hatte."

Weitere Informationen: Infos im Internet: polstershop-nagold.de