Das Comedy-Duo Mundstuhl gastierte in der Alten Seminarturnhalle. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Duo bespaßt die Alte Seminarturnhalle am Samstag mit seinem knüppelharten Humor

Mundstuhl sind ein Phänomen. "Erbarmen, die Hesse komme!", sangen einst die Rodgau Monotones. Mundstuhls Name ist Programm. Mit seinem fäkalischen Brachialhumor füllt das Frankfurter Männerduo immer noch mühelos die Säle. Auch die Alte Seminarturnhalle war rappelvoll am Samstag.

Nagold. Jaja, das ist auch Protest gegen die allgegenwärtige Political Correctness. Gegen den erhobenen Zeigefinger und die ewige elterliche Ermahnung, sich doch ja ordentlich und anständig zu benehmen. Aber es hat auch was von der Kinderzeit, der Kinderstube und dem Kindergarten. Da musste irgendwer nur oft genug "Kaka" sagen – und mit der Zeit kringelten wir Knirpse uns in tränenreichen Lachkrämpfen.

Bei Mundstuhl fängt es schon mit dem Titel und dem ersten Dress der neuen Show an. Mit "Flamongos" hat es keine besondere Bewandtnis. Das krassrosa Kostüm mit dem sinnfreien Schnabel auf dem Kopp hat keine besondere Bedeutung, auch keine irgendwie absurd dadaistische. Aber das Schulhof-Schimpfwort "Mongo" ist drin, die Kurzform für eine antiquierte Bezeichnung für (übrigens besonders liebenswerte!) Menschen mit dem Gendefekt eines zusätzlichen 21. Chromosoms.

"Nicht lang genug, aber vier Kilometer breit"

"Die Wahrheit ist kein Mobbing!" heißt das Motto. Und der Porno von den "Transen-Pimmeln, die auf die Straße kacken" soll am Ende wieder auftauchen. In dieser ersten Nummer kreisen und staksen die Flamongos irgendwie um Florida und das nicht gefundene Disneyland, um inkorrekte Küsse und Zigeuner und verbotene Schwarzafrikaner. Sie werden dann endlich doch fündig und landen beim halbwegs originellen "Negerschnitzel".

Aus seinem Diesel seien damals Briketts gekommen, kein Feinstaub, versichert der eine Flamongo. Er fahre ihn immer noch, "aber jetzt mit H-Kennzeichen".

Unter dem zweiten Motto "Magersucht im Kopf" dürfen Lars Niedereichholz und Ande Werner als die alleinerziehenden Ossi-Schnallen Peggy und Sandy dann alle strotzenden Assi-Klischees von den arbeitslosen, saufenden, tätowierten Nazis aus dem Plattenbau von Zölenroda auffahren, samt ihrem schon im Kindesalter wieder schwangeren Nachwuchs mit den einschlägigen Namen Justin, Doreen oder "Schantalle, der fetten Sau". Uralt zwar, und doch immer wieder, immer noch manchen befreiten Lacher wert. Mit dem Frieden und der Tierrettung haben es die beiden Aktivisten der "Sea Shepards" bei ihrer Aktion Hashtag "No Pressure!". Bei den Bärchen, um die es dann irgendwann in einem Lied geht, handelt es sich wohl um Kotreste in der Unterwäsche – womit man endlich mal wieder krass korrekt beim Kaka wäre. Von dem es später natürlich irgendwie auch die "Kanaksprak"-Kultfiguren "Dragan und Alder" haben, die "konkret, korrekt" Katzen grillen, jetzt Tesla statt 3-er und AMG fahren und Griffkraft-Kraftsport treiben – oder bringen wir da wieder was durcheinander? Die Landebahn in Antalya muss noch unbedingt mit rein, "nicht lang genug, aber vier Kilometer breit!" Das Zauberduo "Sickfried und Roooy" bringt den vom weißen Tiger zum Krüppel gebissenen Las-Vegas-Schwulen am Rollator zum Schweben – "der war so warm, der konnt mit der flachen Hand bügeln". Oder gehört das zum Wüterich Andi? Der darf sich jedenfalls über tinder-gestiftete Hochzeiten auskotzen: "Könnt isch grad widda ausraste..." Frei nach dem Motto: "Was ist warm und schmeckt nach Banane? – Affenkotze!" So geht das witzauf, witzab. Mal fäkal, mal anal und immer brachial.

Die Stimmung ist gut, ja bestens. Aber bis zum tränenreichen Biegen vor Lachen fehlt dann doch noch meist ein Stück. "Kokain und Stroh-Rum ist nicht zu empfehlen", heißt der finale sinnfreie Mallorca-Song, zu dem das Publikum aufstehen und händewedeln soll. Die kackenden Transen-Pimmel tauchen noch mal auf. Man muss ausgestattet sein für diesen Humor. Oder nach der finalen Nummer fluchtartig von dannen eilen – bevor Zugaben drohen. Erbarmen, zu spät!