Mittendrin: Bei der Bogenabteilung des Ebhauser Schützenvereins kommt das Gefühl von Robin Hood auf
Ein bisschen fühlt man sich schon wie Robin Hood, wenn man den Bogen spannt und den Pfeil (mehr oder weniger) treffsicher durch die Luft fliegen lässt. Doch was in Outlaw-Filmen so leicht aussieht, erfordert Koordination, Konzentration, etwas Kraft und Zielgenauigkeit.
Ebhausen. Mit dem Wissen aus eben diesen Erzählungen und Filmen nehme ich meinen Übungsbogen von Helmut Spathelf, Bogenschütze der ersten Stunde bei der Bogenschützenabteilung des Schützenvereins Ebhausen, entgegen. Der Anfängerbogen ist größer als erwartet, die Wurfarme sind aus Metall, die Sehne aus Kunstfaser, die Pfeile aus Carbon. Zwar gibt es auch Pfeil und Bogen aus Holz, doch diese sind für Anfänger weniger geeignet und vielmehr eine Art "Nostalgieding".
Sicherheit ist oberstes Gebot
Während des Trainings auf dem Bogenplatz am Ortsausgang erklärt Spathelf mir, wie ich den Bogen richtig halte, wie ich den Pfeil korrekt an die Sehne anlege und welche Regeln auf dem Bogenplatz zu beachten sind. Denn obwohl heute niemand mehr in Deutschland mit Pfeil und Bogen auf die Jagd geht, darf man nicht vergessen, dass es sich bei Pfeil um Bogen um ein Schießgerät handelt, das verletzen kann. Deswegen zur Sicherheit: Der Pfeil wird nicht vor der Schusslinie angelegt, geschossen wird erst, wenn sich keiner mehr auf dem Bogenplatz befindet. Aber auch meine Sicherheit als Schütze ist wichtig. Spathelf legt mir einen Unterarmschoner an, damit es nicht schmerzt, falls die Sehne gegen meinen Unterarm schlägt. Den Fingerschoner lege ich zwischen Zeige- und Mittelfinger. Mit diesen beiden Fingern spanne ich schließlich den Bogen und löse den Schuss aus.
Das Prinzip klingt simpel: Ich halte den Bogen in der linken Hand vor mir, mit Zeige- und Mittelfinger ziehe ich die Sehne zurück und spanne damit den Bogen. Das Öffnen der Finger verleiht dem Pfeil die Kraft, schnell und präzise nach vorne zu schießen.
Rückenmuskulatur wird beanspruchst
Zwar braucht man zum Spannen des Bogens schon etwas Kraft in den Oberarmen, doch wird die Rückenmuskulatur viel mehr beansprucht als ich erwartet habe. Mit dem gespannten Bogen ziele ich auf die etwa 25 Meter entfernte Zielscheibe. Ich korrigiere meine Haltung nach Spathelfs Anweisungen und löse schließlich den Schuss. In der ersten Runde nach der Einweisung bleibt der erste Pfeil direkt in der Mitte der Scheibe im Gold stecken. Ich bin unheimlich stolz, weiß aber, dass das vielmehr ein Glückstreffer war, als ein präziser und sauber ausgeführter Schuss. Dennoch bin ich nun motiviert, an diesen Glückstreffer anzuknüpfen.
"Es gibt x verschiedene Schießstile. Wie genau man es macht, ist egal, aber man muss es immer gleich machen", erklärt Spathelf. Dabei helfe auch, stets seinen eigenen "Ankerpunkt" anzuhalten. Das heißt, die Finger, die den Bogen spannen, werden stets an derselben Stelle im Gesicht, meist irgendwo zwischen Nase und Kinn, fixiert. "Der sollte immer gleich sein, wenn man treffen möchte." Und das möchte ich schließlich. Aber an meinen Erfolg vom ersten Schuss kann ich nicht mehr anknüpfen, doch sammle ich fleißig Punkte in den niedrigeren Zahlenbereichen und freue mich, dass ich in meinem ersten Training zumindest zuverlässig die Scheibe treffe.
Vor jedem Schuss achte ich ganz genau auf meine Haltung, gehe im Kopf eine Art Checkliste durch. "Bogenschützen stehen da wie ein T", erklärt Spathelf. Heißt: Die Arme stehen in etwa im rechten Winkel zum Körper. Das was bei mir noch viel Denkarbeit erfordert, geht bei trainierten Bogenschützen ganz automatisch, sodass sie sich auf das Ziel fokussieren können. "Beim Bogenschießen wird die Koordination trainiert. Man muss mehrere Sachen gleichzeitig machen. Deswegen müssen manche Dinge schon automatisch ablaufen", erklärt Spathelf.
Nachdem der Pfeil den Bogen verlassen hat, ist der Schuss noch nicht beendet. Denn ich lerne, dass "Nachzielen" nicht außer Acht gelassen werden darf. "Erst wenn der Pfeil eingeschlagen hat, darf man mit dem Bogen runter gehen", so Spathelf, der 1976 die Bogenabteilung des Schützenvereins mitgegründet hat und seither sowas wie der "Bogenvater" in Ebhausen ist. "Das Schöne am Bogenschießen ist, dass man draußen an der frischen Luft ist", sagt Spathelf über seine Passion zum Bogensport. Bei Wind und Wetter trainiert er gemeinsam mit circa 15 weiteren Schützen auf dem Bogenplatz am Ortsrand von Ebhausen. Im Winter findet das Training in der Bogenhalle im Schützenhaus statt.
Weitere Informationen: Trainiert wird mittwochs von 18 bis 21 Uhr und freitags zwischen 18 und 22 Uhr. Von Oktober bis März findet das Training in der Bogenhalle im Schützenhaus statt.
Nummer
, .