Thomas Blenke, Ellen Freudenmann und Carl Christian Hirsch bei dem Talk im "Studio Heimatblick".Foto: CDU Foto: Schwarzwälder Bote

Wahl-Talk: Junge Unternehmer berichten Thomas Blenke über Gründungen während der Coronazeit

Was für unterschiedliche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf junge Unternehmen hat, wurde kürzlich bei einer Online-Veranstaltung des CDU-Landtagskandidaten Thomas Blenke deutlich. Fünf junge Unternehmer berichteten, vor welchen Herausforderungen sie in der aktuellen Krisenzeit stehen und wie die Pandemie bremsend aber auch fördernd für neue Ideen sein kann.

 

Kreis Calw/Nagold. Eine besondere Veranstaltung aus dem Studio Heimatblick in der Alten Seminarturnhalle mit fünf spannenden Gästen aus der Region gab es dieser Tage bei der CDU im Kreis Calw. Der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke wollte von jungen Unternehmern wissen, wie sich die aktuelle Krise auf Unternehmensgründungen und junges Unternehmertum auswirkt und was junge Gründer ermutigt, gerade jetzt anzupacken.

Einen sehr emotionalen Einblick in das Corona-Jahr konnte Ellen Freudenmann-Habel bieten. Für die junge Unternehmerin aus Spielberg war es kein einfaches Jahr. Nicht nur weil ihr Transportunternehmen Freudenmann-Henssler mit Sitz in Altensteig unter Auftragsrückgang litt, sondern weil ihre Mitarbeiter und auch die engste Familie vom Virus direkt betroffen waren. Noch im Februar 2020 schien es für das Familienunternehmen mit 28 Fahrzeugen und etwa 50 Mitarbeitern ein gutes Jahr zu werden. Freudenmanns Unternehmen transportiert überwiegend für die Autoindustrie. Mit dem Einbruch in der Automobilwirtschaft kamen Kurzarbeit und eine geringe Auftragsliste. Ein Kern von Fahrern machte erstmal weiter, außerdem nahm das Unternehmen jeden möglichen Auftrag an. Für Ellen Freudenmann gingen die "schlaflosen Nächte" weiter, als sie und weite Teile der Firma sich trotz Hygienemaßnahmen mit der britischen Variante infizierten. In der Spitze waren 18 Beschäftigte zeitgleich positiv auf die britische Corona-Mutationsvariante getestet. Das Virus legte das Unternehmen für viele Tage lahm. "Es ging keine Rechnung mehr raus. Wir haben mit einem eingeschränkten Notbetrieb im Homeoffice weitergemacht. Viele Kunden konnten wir nicht mehr beliefern", so Freudenmann im emotionalen Gespräch mit CDU-Zweitkandidat Carl Christian Hirsch.

"Teile der Familie leiden bis heute darunter"

Für die junge Unternehmerin stellte sich in dieser Situation die Frage, ob der Betrieb so weitergehen könne oder ob die 100-jährige Firmengeschichte ihr Ende nimmt. "Es waren harte Woche für uns alle. Meine Kinder und ich waren infiziert. Teile der Familie leiden bis heute darunter." Allen Corona-Skeptikern entgegnet Ellen Freudenmann: "Es ist keine kleine Grippe." Unternehmerisch ging die dreifache Mutter aber trotz Krise und Krankheit einen neuen Schritt voran. Ellen Freudenmann bildete sich als Gefahrgutausbilderin fort und gründete ein Schulungsunternehmen. Der Lockdown verhindert bislang aber noch, dass das junge Unternehmen Fahrer ausbilden kann.

Die Geschäftsidee von Max Dettling aus Hochdorf wäre ohne Corona vielleicht gar nicht zustande gekommen. Der 25-Jährige hat zwar mit seinem Projekt "HADi" noch kein Unternehmen gegründet, aber nebenberuflich bereits eine vielversprechende Idee entwickelt. Vor dem Hintergrund, dass Desinfektion auch in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens sein wird, hat sich der junge Tüftler überlegt, wie Desinfektion ansprechender gestaltet und mit Werbung verbunden werden kann. Mit einem Bildschirm auf dem Edelstahl-Desinfektionsständer, der in Nagold produziert wird, können örtliche Geschäfte kooperativ auch für andere Unternehmen in der Region werben. Bereits jetzt helfen sich Nagolder Unternehmen gegenseitig, angeknüpft an die Aktion und Botschaft von #Supportyourlocals. Da der HADi bislang nur eine Projektidee von Max Dettling ist, sind die wenigen Standorte in den Nagolder Geschäften derzeit dort als Tests für die Geschäftsidee gedacht. "Die bisherigen positiven Resonanzen geben Anlass, die Idee weiter zu verfolgen", so Dettling im Gespräch mit Co-Moderator Patrick Walz.

Einen deutlichen Schritt weiter als Dettling ist Julian Heusel aus Ebhausen. Mit 15 Jahren hat der Software-Entwickler sein erstes Unternehmen gegründet. Mit zwei Partnern hat er zu Beginn des Jahres die Suited Technologies GmbH, mit Sitz in Calmbach, gegründet und bietet seither die verschiedensten Formen von Software-Lösungen, Apps und Websites an. Für ambulante Pflegedienste hat er beispielweise eine App entwickelt, mit der die Pfleger einfach kommunizieren und ihre Dienstpläne koordinieren können. "Durch Corona strömen die Kunden zu uns, viel läuft auch über Mund-zu-Mund-Propaganda", erzählt der junge Unternehmer im Gespräch mit Thomas Blenke. Durch Corona würden viele Kunden gerade jetzt die Digitalisierung vorantreiben wollen und deswegen auf das junge Unternehmen zukommen. Große Erwartungen hat Heusel an die Politik in Bezug auf Technologieförderung und Wirtschaftskompetenz. Junge Gründer und Quereinsteiger bräuchten noch mehr Unterstützung vom Land. "Wir müssen die Leute motivieren, ihnen Mut machen, einen Schritt zu gehen und Ihnen die Bürokratie nehmen."

"Das hält die Wirtschaft nicht auf Dauer aus"

Zu den Profiteuren der Corona-Krise würden sich Joachim und Diana Theurer nicht zählen. Nach den ersten Messe- und Veranstaltungsabsagen im Frühjahr 2020 war für das junge Unternehmerpaar aus Rohrdorf schnell klar, dass ihre Firma peoplesound im restlichen Jahr keine Veranstaltung mehr umsetzen kann. Dennoch haben sie die Situation als Chance begriffen: Im Juni 2020 gründeten Diana und Joachim Theurer die Firma J.D. Eventagentur. Joachim Theurer schulte sich außerdem als TÜV-Infektionsschutzbeauftragter fort. So kann sich das Gründerpaar derzeit mit virtuellen und Hybridveranstaltungen sowie der Erstellung von Hygienekonzepten über Wasser halten. "Wir versuchen, was irgendwie möglich ist, umzusetzen. Lieber können wir etwas aktiv machen, als das wir nur rumsitzen", so Joachim Theurer. "Einfach machen!" ist die Devise. "Die Traumvorstellung sind Präsenzveranstaltungen mit 100 Personen im Sommer. Sobald wir dürfen, gehts wieder los", zeigte sich Diana Theurer zuversichtlich.

Einigkeit bestand bei allen darüber, dass es einen Strategiewechsel geben müsse. "Wir müssen weg von pauschalen Schließungen. Das hält die Wirtschaft nicht auf Dauer aus", appellierte auch Thomas Blenke. Er zeigte sich beeindruckt von dem jungen Unternehmergeist. "Solche Anpacker sorgen dafür, dass unser Wirtschaftsstandort Kreis Calw zukunftsfest bleibt und auch im Jahr 2030 Arbeitsplätze schafft." Mit dem Unterstützungsprogramm "Start-up BW Pro-Tect" für junge Unternehmen mit Engpässen habe die Wirtschaftsministerin gezeigt, dass die CDU junges Gründertum ausdrücklich fördere.

Die Veranstaltung kann auf dem YouTube-Kanal von "Studio Heimatblick" nachgeschaut werden.