Mit bestempelten Bannern markiert die Vorsitzende des Ortschaftsrates Mindersbach Heiderose Rück die städtischen Streuobstbäume.Foto: Schillaci Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Der Ortschaftsrat Mindersbach ruft die Aktion "Pflück mich!" ins Leben, um Bürgern erntereife Streuobstbäume anzuzeigen

Im Nagolder Ortsteil Mindersbach werden immer weniger Streuobstbäume abgeerntet. Um dem entgegenzuwirken hat sich der Mindersbacher Ortschaftsrat etwas einfallen lassen.

Nagold-Mindersbach. "Pflück mich" nennt sich die vom Ortschaftsrat Mindersbach ins Leben gerufene Aktion, bei der Stoffbanner um Streuobstbäume gebunden werden. Diese sind mit einem Pflück-mich-Stempel versehen und signalisieren, dass jedermann sich an den Früchten des jeweiligen Baumes bedienen darf.

Idee von Daniel Rentschler

Die Idee stammt von einem der – seit Sommer 2019 – vier neuen Mindersbacher Ortschaftsräte, Daniel Rentschler. In einer Sitzung im Februar fragte Ortsvorsteherin Heiderose Rück in die Runde, welche Anliegen es gebe. Dabei stieß Rentschler das Thema Streuobstbäume an. Diese könne man mit Schildern versehen, damit Bürger auf das Pflücken aufmerksam werden.

Rück gefiel die Idee. Und so recherchierte sie im Netz. "Um zu sehen, wie andere so etwas handhaben", erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei wurde sie bei der Gemeinde Erdmannhausen im Kreis Ludwigsburg fündig. Dort wurden – statt Schilder – Banner aus Stoff genutzt. Eine laut Rück bessere Variante: "Schilder werden oft als Trophäen gesammelt." Außerdem muss man bei den Bannern keine Nägel verwenden. Eine klimaneutrale Aktion, so Rück.

Und so trat die Ortsvorsteherin mit den Verantwortlichen der Aktion in Erdmannhausen in Kontakt. Diese haben ihr von der Aktion berichtet und ihr einen Banner "gespendet". Heiderose Rück war direkt Feuer und Flamme und besorgte gemeinsam mit dem Ortschaftsrat für knapp 80 Euro einen Stempel mit der Aufschrift "Pflück mich!".

Im Anschluss habe sie von einer Bürgerin aus Mindersbach eine umfangreiche Stoffspende erhalten. "Zu meiner Hochzeit habe ich vor 25 Jahren eine Zackenschere geschenkt bekommen. Jetzt weiß ich auch wofür", sagt Rück und lacht. Denn damit schneidet sie den Stoff zu.

Insgesamt ist der getätigte Aufwand somit sehr gering, erklärt die Ortsvorsteherin schulterzuckend. Schneiden, bügeln und stempeln lautet die Prozedur. In der Hoffnung, "dass der nachhaltige Wert viel größer wird". Einige zugeschnittene und abgestempelte Banner liegen laut Rück bereits im Nagolder Rathaus aus. Eigentümer, die ihre Bäume in der Erntezeit nicht selbst abernten können oder wollen, können sich im Sitz der Stadtverwaltung bedienen, und die Banner um ihre zur Ernte freigegebenen Bäume schnüren.

Erweiterung denkbar

Dadurch könnte es dazu kommen, dass Bürger das Abernten übernehmen, und weniger Obst – hauptsächlich Birnen und Äpfel – am Boden oder am Straßenrand verfault. Auch helfe das Abernten den Bäumen. Haben diese einen zu starken Obstbehang, könne es laut Heiderose Rück dazu kommen, dass Äste oder gar ganze Bäume zusammenbrechen. "Ich hoffe, dass es in das Bewusstsein der Mitbürger übergeht", so Rück. Und wohl auch, dass vermehrt Birnenkuchen und Apfelmus zubereitet werden.

Einen Banner habe sie bereits zum Ausprobieren an einem Baum angebracht. Regen werde gut vertragen und die Stempelfarbe verschwimme zu ihrer Freude nicht.

Nun wolle sie die städtischen Streuobstbäume mit Pflück-mich-Bannern bestücken – beispielsweise am Ortsausgang Mindersbach in Richtung Nagold. Laut Rück habe Ortschaftsrat Jörg Dürr diese jüngst unten rum zugeschnitten. "Um die Wertigkeit des Streuobstes hervorzuheben", erklärt die Ortsvorsteherin.

Eine künftige Erweiterung und Kooperation mit weiteren Stadtteilen oder Gemeinden kann sich die Mindersbacher Ortsvorsteherin zudem ebenfalls gut vorstellen. Stoff sei momentan in jedem Fall genügend vorhanden.