Viele Neugierige kamen zur Ankunft der Elektroautos nach Böblingen. Foto: Schwarzwälder-Bote

"Zero Race" soll zeigen, dass es heute schon möglich ist, emissionsfrei mobil zu sein

Böblingen. In 80 Tagen um die Welt. Eine Geschichte, die seit dem Erscheinen des gleichnamigen 1873 erschienenen Romans von Jules Verne fasziniert. Ein Thema, das zurzeit von einem Mann namens Louis Palmer einen ganz neuen Anstrich verpasst bekommt: Der Schweizer hat ein Rennen für Elektrofahrzeuge rund um den Globus organisiert. Das Zero Race. Es machte jetzt Halt in Böblingen.

Vier seltsame Vehikel huschen auf den Elbenplatz. Lautlos. Eines, das aussieht wie ein überdimensional großes und mit einer Abdeckung versehenes Motorrad, dazu ein Elektro-Bike, das leicht kastenförmig daherkommt, ein Cabrio, das so groß ist wie ein Smart, aber vom Aussehen eher einem Mini Cooper ähnelt und ein grünes Irgendwas mit zwei Sitzen auf drei Rädern.

Alle vier Fahrzeuge werden von Elektromotoren betrieben und von Teams betreut, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Sie wollen ihre Idee in die Welt transportieren, dass es heute schon möglich ist, emissionsfrei mobil zu sein. Dafür werden sie insgesamt 27 000 Kilometer rund um den Erdball zurücklegen – so denn Technik, Geist und Körper mitspielen.

2008 hat Louis Palmer so eine Weltumfahrung bereits erfolgreich bewältigt. Er ist der erste Mensch, der diese mit einem Solarauto geschafft hat – 534 Tage war der Schweizer dafür unterwegs. Nun steht er auf dem Böblinger Marktplatz und spürt eine große Begeisterung für das Projekt. Genau genommen sind es mehrere Projekte, die sich zu einem gemeinsamen Schaulaufen rund um den Erdball aufgemacht haben. Neben dem Organisator Palmer stechen zunächst die beiden weiteren Eidgenossen vom Team "aerlikon solar" mit ihrem überdeckelten futuristisch anmutenden Doppelsitzer-Motorrad hervor. Frank Loacker und Tobias Wülzer heißen die beiden Piloten. Beide haben ihr Gefährt auch zusammen entwickelt – und haben allen Grund, mit ihrem 300 000 Euro teuren Prototypen hausieren zu gehen, den es demnächst für 80 000 Euro zu kaufen geben soll. "Damit kann man in der Spitze 240 Stundenkilometer erreichen", erklärt Loacker. "Wir bekommen umgerechnet eine Leistung von 180 PS, haben mit einer Batterieladung eine Reichweite von 350 Kilometern – wobei die Ladezeit rund zwei Stunden beträgt."

Ein paar Meter weiter steht eine Frau etwas fröstelnd in ihrer Lederkluft neben ihrem blauen Elektro-Bike. Ihr Name ist Sandra Lust, sie startet im deutschen Team Vectrix und muss sich bis Berlin als Einzelkämpferin auf ihren zwei Rädern durchschlagen. Dann erst kommt mit Sven Lehmann ein Partner hinzu, mit dem sie sich die Reisestrapazen teilen wird. Mühen, die sie gerne auf sich nimmt, winkt sie ab, schließlich gehe es beim Zero Race darum, eine Botschaft zu verbreiten. Die Chemikerin findet es nicht hinnehmbar, dass Menschen einen so wertvollen Rohstoff wie Öl nehmen und einfach verbrennen. Ihre Mitstreiter, die im grünen Dreirad den Globus umkurven wollen, kommen aus Adelaide. Freiwillige wie Nick Jones, für den die Weltumfahrung ein großes Abenteuer ist. "Ich möchte beweisen, dass es gute Alternativen zu herkömmlichen Transportmitteln gibt", erklärt der Student.

Losgefahren ist die Gruppe am 15. August in Genf. Weitere Etappenziele sind Brüssel, Berlin, Wien, Budapest, Moskau, Shanghai, Los Angeles oder San Francisco. "Ich hoffe nur, dass alle Fahrzeuge durchkommen", sagt der Schweizer zum Abschied.