Die Tage der Straßenmeisterei im Bächlen scheinen gezählt. Das Areal direkt neben der Bächlenhalle und dem Sportplatz könnte nach einem Umzug neu genutzt werden. Zum Beispiel mit dem Bau einer weiteren Dreifeld-Halle. Foto: Fritsch

OB träumt von hochmoderner Wettkampfhalle. Sportentwicklungskonzept soll Fakten liefern.

Nagold - Auch wenn der Umzug der Straßenmeisterei in die Altensteiger Straße für den Kreistag bislang nur eine Option ist, hat Nagolds OB Jürgen Großmann schon große Pläne für das dann frei werdende Gelände neben dem Berufsschulzentrum. Im Kreis von CDU-Parteifreunden schwelgte er jüngst von einer "Dreifeldhalle von allerhöchster Güte", die an dieser Stelle entstehen könnte.

Was Großmann unter Parteifreunden hier wörtlich als "vollständig neues Thema" öffentlich platzierte, überraschte auf Nachfrage auch André Dieringer, beim Kreis zuständig für Gebäudemanagement und Liegenschaften. Der Abteilungsleiter weiß wohl um den Zustand der alten Bächlenhalle, die noch aus den Siebzigern stamme. Nagolder Sportler, die die Halle regelmäßig nutzen, nahmen die sich bei Regen bildenden Pfützen im Inneren bislang genauso achselzuckend hin wie die zahlreichen defekten Leuchtkörper. Doch Dieringer verspricht Besserung. Die Sanierung des Flachdaches sei beschlossene Sache: "Da müsste man schon dran sein." Nur von einem weiß er nichts: von einem geplanten Neubau einer millionenschweren Dreifeldhalle. Der Abteilungschef gegenüber unserer Zeitung: "Wir planen definitiv keine. Sonst würden wir ja nicht sanieren."

Also nur Wahlkampfgetöse? Mitnichten, sagt Nagolds Bürgermeister Hagen Breitling, der für das abwesende Stadtoberhaupt auf Anfrage Stellung bezieht. Rathausintern sei dieses Thema bereits erörtert worden. Und die Idee, neben der Bächlenhalle eine weitere Sporthalle zu bauen, die für publikumswirksame Wettkämpfe geeignet wäre, sei ja "kein abwegiger Gedanke", meint Breitling. Zumal Nagolds Hallen durch den Vereins- und Schulsport ja schon sehr gut ausgelastet seien: "Wir sind an der Kante", konstatiert Breitling. Nicht umsonst will die Stadt investieren: Fürs OHG plant man eine neue zusätzliche Zweifeld-Halle parallel zur Nagold, im Boden unterhalb der Fachklassen versenkt, und für die Eisberghalle laufen bereits die Förderanträge für eine Sanierung.

Wie entwickelt sich der städtische Vereins- und Schulsport in der Zukunft?

Um für die Investitionen in Nagolds Sporttempel Entscheidungen auf gesicherten Grundlagen treffen zu können, hat die Stadt ein externes Büro mit einem Sportentwicklungskonzept beauftragt. Dieses Institut soll Antworten auf Fragen liefern, wie der städtische Vereins- und Schulsport sich in der Zukunft entwickeln wird und welcher Bedarf an Hallen dafür entsteht. Eine Projektgruppe von Akteuren begleitet dieses Konzept.

Auch wenn Breitling als Kämmerer bei den nunmehr öffentlich gemachten Plänen seines Chefs reflexartig eher auf die Bremse treten will: "aufpassen, aufpassen!", so kann er dem Gedanken an eine neue Dreifeldhalle beim Berufschulzentrum doch viel abgewinnen. Nicht nur in punkto Schulnutzung macht das aus seiner Sicht Sinn, auch der Hallenstandort wäre mit Blick auf dort stattfindende sportliche Großereignisse perfekt: Die anreisenden Fans fänden auf dem unmittelbar in der Nachbarschaft gelegenen Teufel-Gelände hinreichend Parkplätze vor.

Bei der Frage, wer die Halle zahlen soll, stehen Nagolds Kämmerer allen Optionen offen: "Stadt und/oder Kreis". Aber Breitling weiß auch, dass bis ein solches Projekt mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich realisiert werden kann, noch viel Wasser die Nagold hinunterfließt: "Wir sind im visionären Stadium."

Info: Straßenmeistereien

Nagold (sgb) - Im März vergangenen Jahres hat der Calwer Kreistag einen Grundsatzbeschluss gefasst, der die Neuordnung der Straßenmeistereien im Kreis Calw zum Ziel hat. Diese Neuordnung beinhaltet einen Neubau einer Straßenmeisterei im Norden des Kreises im Bereich Calw mit integrierter Zentralwerkstatt sowie einem Winterstützpunkt im östlichen Kreisgebiet. Dazu kommt der Neubau einer Straßenmeisterei im Süden des Kreises im Bereich Nagold sowie der Ausbau des bestehenden Stützpunktes Simmersfeld. Als Kosten für dieses Gesamtprojekt stehen derzeit 20 Millionen Euro im Raum. Mittlerweile hat sich der Landkreis auch auf die Suche nach Standorten gemacht. Für den Bereich Calw hat man einen Standort im neuen Gewerbegebiet am Würzbacher Kreuz im Visier. Im Bereich Nagold soll der Standort an der ehemaligen B 28 gegenüber des Autohauses Wackenhut und – von Nagold aus gesehen – hinter den bestehenden Parkplätzen des Autohauses liegen. Der projektbegleitende Ausschuss des Kreistags hat diese Platzwahl in Nagold ausdrücklich begrüßt. Während man in Sachen Grundstück in Calw lediglich mit der Stadt Calw reden muss, sind es im Fall von Nagold gleich fünf Grundstückseigentümer. Mit vieren davon habe man schon Einigkeit erzielt, verkündete der Erste Landesbeamte des Kreises, Zeno Danner. Mit einem weiteren befinde man sich in "guten Gesprächen". Im Fall von Calw hat man ebenfalls noch Gesprächsbedarf, allerdings nur, was den Zuschnitt des Areals im Gewerbegebiet angeht, der laut Kreistagsvorlage "nicht optimal" sei.