Nagold - Neue, zusätzliche Parkplätze für die Nagolder Innenstadt – Technischer Ausschuss (TA) und Gemeinderat mussten sich auf ihren Sitzungen diese Woche gleich mit zwei Projekten in diesem Bereich auseinandersetzen. Wobei sich eine Grundsatz-Diskussion nicht ganz vermeiden ließ.

Top eins – im TA, und noch eigentlich unproblematisch: Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen für die Neugestaltungs-Planung der Freianlagen für die künftige neue Tiefgarage "Nord II", die zwischen Stadthalle, Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) und Calwer Straße die bestehende Tiefgarage unter dem OHG ergänzen soll. Knapp über 150000 Euro wird diese Planung kosten, der Auftrag dazu ging (noch einstimmig beschlossen) an das Büro "frei raum concept Sinz-Beerstecher Landschaftsarchitekten" aus Rottenburg.

Dann aber war auch bereits Schluss mit der Einstimmigkeit in den Gremien. Top zwei – mit Vorberatung im TA und – direkt anschließend – Beschlussfassung im Gemeinderat: Der Ausbau der Parkierungsanlage "Nagold-Ost" (ehemals Weihergässle; Zitat Oberbürgermeister Jürgen Großmann: "Wie heißt das noch?"), für den die "zweite Änderung und Ergänzung des Bebauungsplans" abgesegnet werden sollte. Vorgesehen ist hier, die vorhandenen Parkplätze um weitere 75 Stellplätze auszubauen – was durch eine zusätzliche Auffahrt vom Osten der Anlage her sowie die Verlängerung des bestehenden, oberen Parkdecks realisiert werden soll.

Ausfahrt weiter in Richtung Umgehungsstraße

Auf diese Weise würden, so Richard Kuon, Leiter des Hoch- und Tiefbauamtes der Stadt Nagold, "eine weitere Fahr- und eine weitere Parkspur entstehen" – mit dann insgesamt zwei Parkspuren, eine zum angrenzenden Grundstück der Volksbank hin, die andere zur Bergseite. Die Ausfahrt der Parkierungsanlage würde wie bisher zur Umgehungsstraße (Bundesstraße) hin belassen. Reibungspunkt vor allem für die Grünen im TA und Gemeinderat – vertreten durch Stadtrat Thomas Ebinger; und damit Start der Grundsatz-Diskussion zum Thema "Ausbau von Parkplätzen in Nagold": Der weiterhin massive Ausbau in diesem Bereich mit mittelfristigen Investitionen von über sieben Millionen Euro entspräche "keiner nachhaltigen Stadtentwicklung".

Was OB Großmann prompt mit dem Hinweis konterte, dass ganz im Gegenteil gerade der Ausbau der Parkplätze Nagold-Ost "ausdrücklich bewusst und nachhaltig" sei – weil man einerseits die zusätzlichen Stellflächen in der Innenstadt "sehr dringend für Anwohner, Arbeitskräfte und Besucher" brauche. Schließlich würden 80 Prozent in der Stadt im Individual-Verkehr unterwegs sein, und nur 20 Prozent im ÖPNV – was sich "auf Sicht" auch nicht wesentlich ändern werde. Zum anderen sei es ja auch so, dass auf den neuen Parkplätzen ja immer auch E-Autos stehen könnten, die ja auch irgendwo hin müssten – und man genau dafür mit dem Ausbau von Nagold-Ost auch die notwendige Ladeinfrastruktur für alle Arten von E-Fahrzeugen (also auch für zum Beispiel E-Bikes) schaffen werde. "Nachhaltiger geht’s kaum", so der OB.

Was Thomas Ebinger so nicht stehen lassen mochte. "Wir sind da halt unterschiedlicher Ansicht", denn aus seiner Sicht würde eben erst das Angebot von (kostenlosen/ günstigen) Parkraum den Individualverkehr in die Innenstadt locken. Genug Beispiele anderer Städte zeigten: Würde man mehr in die Infrastruktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zum Beispiel Fahrrad investieren, würde diese auch zwangsläufig stärker genutzt werden. Was wiederum Wolfgang Schäfer (CDU-Fraktionssprecher) mit dem Hinweis kommentierte, dass man in Nagold "keine politischen Erziehungsmaßnahmen" umsetzen wolle. Und es ja auch so sei, dass am Auto und dessen Nutzung "viele Arbeitsplätze" gerade in der Region hängen würden. Da könne es "nicht sehr nachhaltig" sein, wenn man sich in Verkehrskonzepten gegen die Autoindustrie stelle.

Auch oberirdisches Parkhaus für Steinrode vorstellbar

Womit das Thema "aufgemacht" wurde, doch noch mal auch an dieser Stelle über das geplante Parkhaus, beziehungsweise die Tiefgarage "Nord II" (Ergänzung OHG-Tiefgarage) zu sprechen. Daniel Steinrode (SPD-Fraktionssprecher) sieht hier einerseits die geplante Zufahrt von der Calwer Straße her "kritisch", wie er anführte. Andererseits regte er an, auch noch einmal darüber nachzudenken, ob man tatsächlich (nur) unterirdisch neue Parkplätze schaffen wolle – für ihn sei an dieser Stelle auch ein "echtes Parkhaus in zum Beispiel Gerüst-Bauweise" vorstellbar. Was Helmut Raaf mit dem Hinweis ergänzte, es sei zu bedenken, dass gerade Frauen "keine Tiefgaragen mögen".

Aber da es in diesen Vorberatungen im TA ja eigentlich ja um die Parkierungsanlage "Nagold-Ost" ging, erfolgte die Beschlussempfehlung an den (anschließend tagenden) Gemeinderat mit einer Nein-Stimme und einer Enthaltung sehr eindeutig. Der eigentliche Beschluss erfolgte dann im Gesamtgremium bei drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung, womit "das Thema jetzt durch" sei, so ein sichtlich zufriedener OB – der zuvor noch einmal daran erinnerte, dass seinerzeit einmal ein Städteplaner im Gemeinderat darauf hingewiesen habe, "dass Autoverkehr für eine Stadt immer noch Prosperität" bedeute. Da konnte auch der finale Hinweis von Brigitte Loyal (Grüne) nicht mehr punkten, dass ihr "die Schuldenentwicklung der Stadtwerke" mit den geplanten Parkhaus-Projekten "große Sorgen" mache, da ja zwangsläufig mit mehr Stellflächen "auch der Abmangel in diesem Bereich sich erhöhen" würde. Entgegnung OB: "Es werden ja aber auch die Einnahmen steigen" aus Parkgebühren.

Kommentar: Untergrund

Von Axel H. Kunert

Nagold investiert in neue Parkplätze – an den bestehenden Standorten Nord und Ost. Insgesamt werden rund 175 zusätzliche Stellflächen entstehen – 100 im Bereich des OHGs als  Erweiterung der bestehenden Tiefgarage dort, 75 am Weihergässle – oberirdisch. Was anwesende Anwohner in der TA-Sitzung durchaus auch kritisch begleiteten, denn (mehr) Autos vorm eigenen Wohnzimmerfenster sind kein schöner Anblick. Was die Frage aufwirft: Warum bringt man eigentlich nicht mehr (stehenden) Verkehr unter die Erde – und nutzt alles darüber für offensive, ästhetische Stadtgestaltung? Nagold ist auf soliden Fels gebaut – da müssten Tiefgaragen überall möglich sein. Vielleicht darüber noch mal mehr nachdenken: Parken – bitte nur im Untergrund. Darüber Radwege, Fußwege und eine »saubere« Stadtentwicklung. Dann gäb’s auch weniger Zwist im Gemeinderat.