Ein echter Nagold-Fan: Der schwäbische Kabarettist Klaus Birk blickt an diesem Wochenende wieder auf das Geschehen in seiner "Lieblings-Heimatstadt" zurück.               Foto: Birk Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Klaus Birk führt am Wochenende zum zehnten Mal ein eigens für Nagold kreiertes Programm auf

Zum Jahresabschluss gibt es in Nagold noch ein kleines Jubiläum zu vermelden: Nagolds Haus- und Hof-Kabarettist Klaus Birk führt dieses Wochenende zum zehnten Mal ein eigenes Nagold-Programm auf. "Best of" ist denn auch der Titel des diesjährigen satirischen Jahresrückblicks. Ein schöner Anlass für ein Interview.

Hallo Herr Birk. Wie die Zeit vergeht. An diesem Wochenende treten Sie bereits im zehnten Jahr mit einem speziellen Nagold-Programm in der Alten Seminarturnhalle auf. Gibt’s da überhaupt noch genug Stoff?

Ja klar, die Wunder hören nie auf. Zudem sind ja manche Poller in der Marktstraße schon seit zehn Jahren auf dem Weg in die Legalität.

Jetzt gibt’s also ein Klaus-Birk-Best-Of-Nagold-Programm? Und eine CD wird auch noch aufgenommen?

Richtig. Darauf freue ich mich auch. Ist schon erstaunlich, was sich in den letzten zehn Jahren alles in Nagaltuna, dem ehemaligen römischen Gutshof verändert hat. Und ich finde es angemessen, das mal auf einer CD festzuhalten. Schon allein des Lachens wegen, das beweist, dass auch badisch verwaltete Schwaben noch zur Lebensfreude fähig sind. Im übrigen werden auch noch ein paar außer-nagolder Themen vorkommen, damit die Gäste aus der näheren Ferne nicht nur über Nagold zu lachen brauchen.

Was war denn Ihr persönliches Highlight in diesem Nagold-Jahr?

Was wohl? Die Poller in der Markstraße. Wir machen den Weg zu .... also zu Fuß. Und natürlich der Plastik-Schwan auf der Nagold.

Und der Höhepunkt der vergangenen zehn Jahre?

Da gibt es einige. Ich werde hier nicht alle verraten, aber die Treppe war aus kabarettistischer Sicht schon was ganz Feines. Und die Kreisverkehre erst. Und wenn ich jetzt nicht Landesgartenschau sage, darf ich hier nicht mehr auftreten. Dazu kommt der Durchlass, auf Schienen gebaut und verschoben Richtung Herrenberg. Was mich besonders Schmunzeln lässt, ist, dass jedes Jahr wohl etwas gebraucht wird, über das man sich gepflegt aufregen kann. Und da hat man all die Jahre immer etwas Schönes gefunden.

Blicken wir mal kurz zurück. Vor zehn Jahren. Was war der Anlass für ihr erstes Nagold-Programm?

Wolfgang Schäfer, der Semi-Hallen-Vorsitzende kam auf mich zu und meinte, ob ich so etwas mal machen könnte. Er musste mich nicht groß überreden, weil damals die Stadt umgebaut wurde und an allen Ecken und Enden reine Freude herrschte. Deshalb hieß das Programm damals auch "Freude pur!".

Nagold ist ja ihre Geburtsstadt. Was schätzen Sie heute noch an ihrem Heimatstädtle?

Alles. Sonst würde ich nicht zehn Jahre lang ein 90-minütiges Programm schreiben, das nur in Nagold gezeigt wird. Was diese Stadt aus sich gemacht hat ist nicht nur kabarettistisch sehr bemerkenswert.

Und was geht Ihnen hier so richtig auf den Zeiger? Nur heraus damit, wir sind ja quasi unter uns...

Dass wir immer noch nicht Landeshauptstadt sind und wir uns als Württemberger von Karlsruhe bewachen lassen müssen.

Wo hat denn Nagold noch Aufholbedarf? Was fehlt?

Wie überall könnte man noch mehr für die jungen Leute veranstalten oder Räume schaffen, wo sie sich treffen können. Der Grüne Baum war so ein Ort, auch der Anker-Beach, der vier Jahre den Sommer in Nagold zu einem Erlebnis gemacht hat.

Das Ehrenamt ist in Nagold ein großes Thema. Mit dem Team der Alten Seminarturnhalle verbindet Sie ja zum Teil schon ein freundschaftliches Verhältnis. Was schätzen Sie an den Kultur-Machern der Semihalle?

Dafür reicht die heutige Ausgabe des Schwabo nicht aus. Nagold ist, was das Ehrenamt angeht an sich schon außergewöhnlich. So auch die Semihalle. Die Macher haben diese Bühne zu einer der bedeutendsten im deutschsprachigen Raum gemacht. Die Betreuung der Künstler sucht ihresgleichen. Man wird umhegt, umsorgt, bekocht und alle sitzen nach der Vorstellung gemeinsam an einem Tisch, essen, unterhalten sich und geben dem Auftretenden für einen Abend eine Heimat. Wenn ein Kulturverein es schafft, 400 Mitglieder zu gewinnen und Woche für Woche zig Helfer für die Durchführung von solch hochkarätigen Veranstaltungen zu gewinnen, dann kann ich vor solch einem Engagement, das nun schon über 20 Jahre stattfindet, nur den Hut ziehen. Es gibt aber noch jemanden, ohne den diese zehn Programme nicht zustande gekommen wären: der Schwabo. Ich habe wohl jeden Tag der letzten zehn Jahre die Artikel über Nagold gelesen. Auch ist die Unterstützung Ihrer Zeitung einmalig, was Recherche und Information anbelangt und ich möchte Ihnen dafür herzlich danken.

Da sag ich jetzt mal gern geschehen! Und wie geht’s bei Ihnen weiter? Was plant der Kabarettist Klaus Birk für 2018?

Gesund zu bleiben und jeden Auftritt dankbar als Geschenk wahrzunehmen. Das neue Jahr beginnt gleich mit einem dreitägigen Gastspiel im Stuttgarter Renitenztheater. Neben Auftritten, Kolumnen für Zeitungen, Rundfunk- und TV-Tätigkeiten werde ich weiter an meinem ersten Buch schreiben.

...und lassen Sie mich raten: Ende 2018 blicken Sie dann wieder auf das Nagolder Geschehen zurück?

Das lasse ich mir noch offen. In die Semihalle komme ich auf jeden Fall mit einem neuen Programm: "Neues aus Absurdistan!" Falls Nagold dazu einen Beitrag leisten will, werde ich das gerne mit aufnehmen. Die Fragen stellte Heiko Hofmann

Termine: "Klaus Birk – Ein Best of 10 Jahre Nagold-Programme" ist am Samstag, 16. und Sonntag, 17. Dezember, jeweils ab 20 Uhr in der Alten Seminarturnhalle Nagold zu erleben. Tickets gibt es an der Abendkasse.

Inhalt: Kabarettist Klaus Birk erinnert an die letzten zehn Jahre seines Lieblingsheimat-Ortes Nagold, bestaunt den Wandel der Stadt vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan, eine "Huldigung an eine vom Schicksal geforderte württembergische Stadt unter badischer Verwaltung". Eine Liebeserklärung an Land und Leute mit einem schelmischen Zwinkern im Auge. Geeignet für alle, die einen Abend lang mit und über Nagold lachen wollen.