Offiziell erhielt Nagold am Wochenende die Auszeichnung als Fairtrade-Stadt. Foto: Priestersbach

Nagold ist jetzt 538. Fairtrade-Stadt in Deutschland. Auftakt zu weiteren Aktionen.

Nagold - Nagold ist die 538. Fairtrade-Stadt in Deutschland. Am Wochenende wurde die Zertifizierung im Rathaus gefeiert. Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz betonte bei der Verleihung: "Nagold spielt ab heute in der Champions League mit Metropolen wie London oder Amsterdam".

Das wurde am Samstag natürlich gebührend gefeiert. Nach einem Fairtrade-Frühstück stand im Rathaus-Foyer die offizielle Übergabe der Zertifizierungsurkunde auf dem Programm. Und dabei wurde natürlich kräftig gesungen: Die Grundschüler aus Vollmaringen präsentierten ein selbst gedichtetes Lied zum fairen Handel und sangen dabei: "Es gibt nur eine Welt – und es liegt an uns, ob es allen gut gefällt". Die Kindergartenkinder der Kita Lemberg stellten ebenfalls ein passendes Lied vor und stimmten "gemeinsam fair – ja, das sind wir" an.

"Ein schönes Beispiel für die Zivilgesellschaft in Nagold"

Oberbürgermeister Jürgen Großmann sprach von einem "wichtigen Etappenziel", das mit der Zertifizierung als Fairtrade-Stadt erreicht worden sei. Gleichzeitig bezeichnete er den Prozess bis hin zur Verleihung der Fairtrade-Urkunde als "schönes Beispiel für die Zivilgesellschaft in Nagold". Denn viele Akteure hatten in den letzten Jahren daran mitgewirkt. Bei dieser Gelegenheit dankte Jürgen Großmann vor allem Jutta Benzing und Peter Widmann-Rau, bei denen die Fäden der Zertifizierung zusammengelaufen waren. Gleichzeitig sprach der OB von einem "klaren Appell an uns alle, dass jeder in seinem Verbraucherverhalten gefordert ist". Denn klar ist für ihn: "Wir wollen Fairtrade leben und dessen Anliegen zum Erfolg führen".

Jutta Benzing erinnerte anschließend daran, dass es mit der Gründung des Weltladens in Nagold bereits seit 1981 lokales Engagement für den fairen Handel gegeben hatte. Jetzt hofft sie natürlich, dass fair gehandelte Produkte in der Stadt noch stärker Einzug halten. Denn die Kampagne solle schließlich den fairen Handel auf lokaler Ebene fördern.

Nicht ohne Stolz erinnerte Jutta Benzing dran, dass der Prozess bis zur Zertifizierung als Fairtrade-Stadt seine Zeit gebraucht habe, doch im Oktober vergangenen Jahres waren die Kriterien erfüllt. Doch damit ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, denn wie Jutta Benzing anmerkte, sei jetzt geplant, einen fairen Einkaufs- und Gastronomie-Führer für Nagold zu entwickeln.

"Willkommen im Club der Fairtrade-Städte", erklärte CDU-Staatssekretär Hand-Joachim Fuchtel. Ziel sei es dabei, Systeme zu schaffen, die Bauern in der dritten Welt und andernorts regelmäßige Einkommen verschaffen und die Kinderarbeit abschaffen. Doch dazu brauche es auch hier Menschen, die diese Idee vor Ort umsetzen – und Nagold habe das Potenzial dazu. So müssten durch die Macht des Verbrauchers Zeichen gesetzt werden und Hans-Joachim Fuchtel betonte: "Wir dürfen nicht nur darüber reden – sondern müssen mit dem Geldbeutel und den Füßen helfen."

"Familienfreundliche Stadt mit hoher Lebensqualität"

Positiv beeindruckt von Nagold als "familienfreundlicher Stadt mit hoher Lebensqualität" zeigte sich der Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz, der eigens aus Neuss zur Verleihung der Zertifizierungsurkunde gekommen war. Er sprach von einem "geballten Engagement für fairen Handel" – mit dem alle Kriterien der Zertifizierung erfüllt wurden. Wie Manfred Holz deutlich machte, "lebt der faire Handel vom Handeln – um einen konkreten Beitrag gegen die Armut zu leisten". Und da fand er es schon bedauerlich, dass fair gehandelter Kaffee beispielsweise nur vier Prozent Marktanteil habe, denn "viele Deutschen haben teure Kaffeemaschinen, aber trinken billigen Kaffee".