Im Stationären Hospiz sorgen die eingeführten Lockerungen bei den Corona-Regeln wieder für ein leichteres Arbeiten. Foto: Fritsch

Verein Stationäres Hospiz Region Nagold ist dauerhaft auf Spenden und Unterstützung angewiesen.

Nagold - Die Corona-Krise hat auch den Alltag des Nagolder Hospiz St. Michael verändert. Besuche wurden auf ein Minimum begrenzt. Selbst Seelsorger und ehrenamtliche Helfer durften zeitweise die Räume nicht betreten. Lockerungen sorgen mittlerweile für ein leichteres Arbeiten.

Der Verein "Stationäres Hospiz Region Nagold" verfolgt das Ziel, schwerstkranken Menschen, die nicht mehr zuhause versorgt werden können, in ihrer letzten Lebensphase ein Haus anzubieten, in dem sie ihren Bedürfnissen entsprechend in einer familiären Umgebung pflegerisch, medizinisch und seelsorgerlich betreut werden können.

"Das Abschiednehmen hat sich verändert"

Als Folgen des Coronavirus fallen der Vorstandschaft nicht nur die negativen Dinge auf. "Das Abschiednehmen hat sich verändert", erklärt Jutta Benz, Leiterin des Hospiz St. Michael, im Gespräch mit unserer Zeitung. Es habe viele bewegende Momente gegeben. Generell habe die Pandemie viel Ruhe in das Hospiz gebracht. "Dadurch fand ein ganz bewusstes Abschiednehmen statt. Es kam zu besonderen und guten Begleitungen", sagt Benz. "Ich bin stolz auf mein Team", fügt sie an.

Die körperliche Nähe zu "den Menschen, denen es schlecht geht" habe jedoch sehr gefehlt, merkt Bärbel Reichert-Fehrenbach, zweite Vorsitzende des Vereins Stationäres Hospiz Region Nagold, an. Räume, wie das gemeinsame Wohnzimmer, waren zeitweise sogar gesperrt.

Freier Platz für Angehörige "ein Segen"

In der insgesamt "ganz schwierigen Zeit" sieht Reichert-Fehrenbach jedoch auch etwas Gutes: "Man konnte sich auf das Eigentliche besinnen. Im Vordergrund steht nur der Mensch und die Begleitung bis zum Ende." Die Rückmeldung der Gäste fällt laut Benz stets positiv aus: "Sie sind alle enorm glücklich, dass sie hier sein dürfen." Auch für die Angehörigen sei ein freier Platz im Hospiz "ein Segen".

Inzwischen kam es zu Lockerungen. Das Wohnzimmer ist wieder zugänglich, Seelsorger dürfen das Haus wieder betreten. Durch Ehrenamtliche, die nun ebenfalls wieder dabei sein dürfen, kommt es zu einer "riesigen Entlastung", so Benz.

"Gelder fließen zu Krisenzeiten nicht wie gewohnt"

Das Haus ist mit acht Gästen voll belegt. Neuaufnahmen hat man laut Benz "wie Covid-19-Patienten behandelt." Dabei galten die "klaren Auflagen", und die neuen Gäste wurden 14 Tage lang isoliert. Lockerungen würden stets mit der Heimaufsicht und dem Gesundheitsamt besprochen werden. Für die Zukunft seien auch wieder Gedenkfeiern - die in den vergangenen Wochen nicht möglich waren – mit allen Angehörigen geplant.

Aus finanzieller Sicht, erklärt Barbara Fischer, Vorsitzende des Vereins, seien monetäre Spenden elementar und wichtig. "Gelder fließen zu Krisenzeiten nicht wie gewohnt", ist sich Bärbel Reichert-Fehrenbach bewusst. Dies könne den Verein vor eine "Riesen Herausforderung" stellen.

Auf Spenden und Unterstützung angewiesen

Die Kranken- und Pflegekassen übernehmen 95 Prozent der laufenden Kosten. Die restlichen Kosten tragen die Hospize selbst. Das bedeute, dass Hospize nicht kostendeckend betrieben werden können, erklärt Fischer. "Als Verein schaffen wir das nicht", merkt sie an. Daher sei das Hospiz dauerhaft auf Spenden und Unterstützung angewiesen.

"Wir sehen die finanziellen Probleme. Wir stecken aber nicht den Kopf in den Sand. Wir werden irgendwie Wege finden", blickt Fischer optimistisch voraus. Auch Benz pflichtet ihr bei: "Nur Schlechtes zu sehen, bringt im Leben nicht weiter. Wir wollen das Beste aus der aktuellen Situation machen."