Das VBN-Kundencenter am Zentralen Omnibusbahnhof in Nagold soll bald endgültig geschlossen werden. Foto: Buck

Zuständiger Verkehrsbetrieb gibt Standort auf. Klare Verschlechterung für Kunden. Große Empörung. Mit Kommentar

Nagold - Rollladen runter – zumindest bis auf Weiteres. Am Nagolder ZOB wurde das Kundencenter zugesperrt, der zuständige Verkehrsbetrieb VBN gibt den Standort auf, arbeitet aber an einer Lösung. Wie die konkret aussehen soll? Das weiß noch niemand.

Der Aufschrei war groß, als Ende vergangener Woche die Nachricht durchsickerte, dass das VBN-Kundencenter am Zentralen Omnibusbahnhof in Nagold geschlossen wird. Gerade für viele ältere Mitbürger war das Kundencenter eine Anlaufstelle, um Fahrkarten zu kaufen. Auch Zeitschriften und Getränke konnte man dort finden, ähnlich einem Kiosk. Den Wegfall sieht Nagolds Pfarrer Reinhard Hauber, der selbst viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, als Problem: "Das ist eine deutliche Verschlechterung für die Kunden. Gerade Ältere haben zum Beispiel mit den Automaten Schwierigkeiten." Das bestätigt auch die Mitarbeiterin hinter dem Schalter, die seit zwei Jahren im Kundencenter tätig war: "Die Bürger bedauern es und können es nicht fassen."

Kiosk trägt sich finanziell nicht mehr

Aber wieso schließt das Kundencenter überhaupt? Jörg Dettling, Prokurist der betreibenden VBN, formuliert es so: "Das finanzielle Delta hat nicht mehr gestimmt." Zu Deutsch: Der Kiosk macht Verluste und rentiert sich nicht mehr. Aber es gäbe ja noch den Fahrkartenverkauf auf dem Nagolder Betriebshof in der Reuchlin-Straße. Gleichwohl räumt Dettling ein, dass der Fußmarsch für ältere Personen wohl kaum praktikabel sei. Man werde allerdings nicht Hals über Kopf den Schlüssel herumdrehen, beschwichtigt er: "Wir arbeiten gerade an Lösungen, damit wir zu Stoßzeiten zwischen 5 und 8 Uhr sowie mittags noch einen Service anbieten können."

Gestern Mittag war jedenfalls noch nichts gelöst, der Schalter verschlossen. Fakt ist also, dass das Kundencenter derzeit geschlossen ist. Wie auch immer die Lösungen aussehen sollen, Hinweise darauf sucht man am Schalter vergebens. Übrigens ist auch auf der Homepage des Unternehmens nichts zum Kundencenter zu finden, außer dem Bericht von der feierlichen Eröffnung 2014.

Information würde Kunden verwirren

Angesprochen auf die in dieser Sache nicht vorhandene Informationspolitik des Unternehmens meint Dettling: "Wir haben den Kiosk von der Stadt gepachtet und den Verpächter frühzeitig informiert. Es würde die Kunden verwirren, wenn wir sagen würden, wir schließen und haben dann doch noch geöffnet." Man prüfe auch Möglichkeiten über den 1. Januar 2018 hinaus, etwa mit einer mobilen Verkaufsstelle. Laut Dettling sei auch eine Fortführung des Kiosk durch die Stadt in Betracht gezogen worden, doch daraus wurde nichts.

Im Rathaus bestätigt Pressesprecherin Tina Block, dass es über das Thema zumindest Beratungen gegeben hat. Mit einem klaren Ergebnis: "Die Kosten sind nicht darstellbar." Die Stadt will den Kiosk anderweitig vermieten, ausgeschrieben sei aber noch nichts.

Die Verlierer sind eindeutig die Kunden, die jetzt keinen direkten Ansprechpartner mehr haben, ihre Tickets im Bus lösen müssen. Jedenfalls so lange, bis die VBN eine Lösung präsentiert. Die ist bis jetzt aber noch nicht in Sicht.

Kommentar: Zu stilles Ende

Sebastian Buck

Das Kundencenter am ZOB ist geschlossen. Herauszufinden war das am Montag allein an den geschlossenen Rolläden vor Ort. Ein Unding. Es scheint so, als wollte der zuständige Verkehrsbetrieb VBN die Sache still und heimlich erledigen. Kein Aushang vor Ort, kein Hinweis auf der Homepage und keine Pressemitteilung. Kurzum eine informationspolitische Wüste. Dass ein Standort aus finanziellen Gründen geschlossen werden muss, kann man einem Wirtschaftsunternehmen kaum verübeln. Doch damit transparent umzugehen, ist das Mindeste. Vor allem für einen Verkehrsbetrieb, der mehr als andere von zufriedenen Kunden abhängig ist. Selbst direkt damit konfrontiert, flüchtet man sich in hohle Phrasen. Die muss der VBN jetzt mit Inhalt füllen. Alles andere wäre ein Affront den verunsicherten und zahlenden Kunden gegenüber.