Mit dem Klimaschutzkonzept sollte Nagold grüner werden. Doch passiert ist wenig. Foto: Fritsch

In der Versenkung verschwunden. ANU fordert mehr Engagement der Stadt.

Nagold - Die Enttäuschung ist groß: Vor noch nicht ganz einem Jahr beschloss der Gemeinderat das Klimaschutzkonzept für die Stadt Nagold – und schon jetzt ist es nahezu in Vergessenheit geraten.

Enttäuschung ist groß: Vor noch nicht ganz einem Jahr beschloss der Gemeinderat das Klimaschutzkonzept für die Stadt Nagold – und schon jetzt ist es nahezu in Vergessenheit geraten. Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Nagold (ANU), in der verschiedene Natur- und Umweltschutzgruppen zusammenarbeiten, veranstaltet am Mittwoch, 10. Mai, ab 19 Uhr eine Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus in Iselshausen, um das Thema Klimaschutz wieder ins Bewusstsein der Bürger zu rufen.

Auf 231 Seiten beschreibt das Klimaschutzkonzept der ENBW die aktuelle Situation der Stadt Nagold, Potenziale und Maßnahmen, um einem Klimawandel möglichst entgegenzuwirken. Das Konzept basiert auf einem Leitfaden, den interessierte Bürger gemeinsam mit dem Gemeinderat – damals innerhalb sehr kurzer Zeit – erstellt hatten. Es wurde auch gesagt, dass Mittel für entsprechende Projekte beim Land beantragt werden sollen, dass eine Bürgerversammlung zum Thema stattfinden soll und dass der Gemeinderat eine Klausurtagung einberufen wird. "Nichts davon ist geschehen", beklagen Günter Vollmer, Wolfgang Herrling sowie Dieter Laquai von der ANU. Das Klimaschutzkonzept sei einfach in der Versenkung verschwunden. Dem Gemeinderat und der Verwaltung falle es offenbar schwer, das Konzept umzusetzen, vermuten die Umweltschützer.

Dabei bestreite kaum jemand mehr, dass der Klimawandel ein großes Problem ist, bekräftigt Vollmer, der auch in der Arbeitsgemeinschaft Schönes Dorf Mindersbach aktiv ist. Aber man habe oftmals das Gefühl, dass andere dafür verantwortlich seien, etwas zu tun. "Das stimmt aber nicht. Jeder Einzelne ist gefragt", betont er. Dafür brauche es aber konkretere Projekt-Vorschläge als jene, die im Klimaschutzkonzept enthalten seien. So gelte nämlich vor allem eines: Das Schriftstück ist überaus komplex und nicht gerade kurz gehalten.

Oberste Priorität hat deshalb für die ANU die Einstellung eines Klimatschutzbeauftragten für die Stadt Nagold. "Man braucht jemanden, der das Ganze fachlich in die Hand nimmt", sagt Herrling vom Naturschutzbund Vollmaringen. Die Stelle werde sogar vom Bund mit einem 65-prozentigen Zuschuss über drei Jahre unterstützt. "Das muss man doch mitnehmen", meint Herrling.

Für den Informationsabend hat die ANU Lisa Zernickel, Klimaschutz-Managerin der Stadt Herrenberg, als Referentin engagiert. Sie soll zeigen, wie wertvoll eine solche Arbeitskraft für eine Stadt sein kann. "Die ANU möchte einen Beitrag dazu leisten, dass man dieses Thema wieder aufgreift und engagiert vorgeht", sind sich die drei Männer einig. "Auch Nagold steht in der Verantwortung."

Info

Am Mittwoch, 10. Mai, findet ab 19 Uhr die Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus in Iselshausen statt. Eingeladen sind alle interessierten Bürger sowie die Gemeinderäte.

Kommentar

Gute Vorsätze

Von Bianca Rousek

Man kennt es ja mit den guten Vorsätzen – ebenso zügig, wie man sie gefasst hat, sind sie wieder vergessen. Das scheint bei Nagolder Gemeinderäten und der Verwaltung nicht anders zu sein: Kaum ein Jahr, nachdem das Klimaschutzkonzept beschlossen wurde, kräht kein Hahn mehr danach. Offenbar hat sich der Klimawandel aus dem Bewusstsein der Beteiligten verabschiedet.

Und das nach all der Mühe, die sich die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz (ANU) gegeben hatte, um die Leitlinien für das von der ENBW verfasste Konzept auszuarbeiten. Auch noch unter Zeitdruck – man hatte es ja eigentlich eilig mit der Umsetzung. Lediglich einige Vertreter der ANU haben dabei wohl die Botschaft des Konzepts verstanden: 231 Seiten gute Vorsätze allein halten den Klimawandel ebenso wenig auf, wie ein Sportmuffel nach Silvester zum Läufer wird.