Beim Informationsabend zum Defibrillator von links: Schulleiterin Irene Breitling, Feuerwehrkommandant Timo Müssigmann, Andreas Graf, Alexandra Koppenhöfer, Ulrich Schick, Daniel Steinrode, Marco Ackermann, Sonja Schaible, der Sicherheitsbeauftragte der Stadt Nagold Georg Russ sowie Ralf Braun. Foto: Faust Foto: Schwarzwälder Bote

Schulung: Neuer Laien-Defibrillator in Vollmaringens Ortsmitte / Infos sollen Hemmschwelle senken

Der Vollmaringer Ortschaftsrat hat für die Ortsmitte einen Laien-Defibrillator (AED) angeschafft. Der Defibrillator wurde an der Grundschule am Eingang zum Feuerwehrmagazin angebracht. Doch eine Anbringung alleine reicht nicht aus. Die Anwendung muss auch bekannt sein.

Nagold-Vollmaringen. Das Konzept und die Anwendung wurden jetzt bei einem Informationsabend vorgestellt. Und es ist offensichtlich ein Thema, das die Bürger interessiert. Rund 50 Besucher waren zu diesem Abend gekommen. Für Ortsvorsteher Daniel Steinrode stand dabei im Vordergrund, die Hemmschwelle mit Hilfe der Geräte bei einer Wiederbelebung zu senken.

Plötzlicher Herztod kann jeden treffen

Der plötzliche Herztod sei die häufigste Todesursache weltweit und könne jeden treffen, unverhofft und ohne Vorzeichen, jederzeit und an jedem Ort. Der plötzliche Herztod sei wie ein Kurzschluss im Herzen: Abrupt leiten die Nerven des Herzmuskels die elektrischen Erregungssignale nicht mehr richtig weiter, es kommt zum tödlichen Kammerflimmern. "Dieses Flimmern ist gefährlich. Das Herz hat keinen Rhythmus mehr. Meist zuckt das Herz unkontrolliert und schlägt immer schneller. Der Betroffene sinkt zusammen, der Kreislauf bleibt stehen, die Atmung setzt aus – bald darauf stoppt das Herz ganz. Bis zu 80 Prozent der Betroffenen könnten überleben, wenn sie innerhalb von maximal fünf Minuten nach Auftreten der Symptome defibrilliert werden", erörterte an dem Abend Ralf Braun von "R Braun Medizintechnik" in Ettlingen. Mit jeder Minute, die ohne Defibrillation verstreiche, sinke die Überlebenschance um zehn Prozent. Bei frühzeitigen entsprechenden Rettungsmaßnahmen und dem Einsatz eines "Defis" habe der Betroffene eine sehr gute Chance von mehr als 70 Prozent zu überleben.

Das sind die Daten und Fakten, die Braun präsentierte. Der "Defi" könne die Lebensrettung durch den Laien unterstützen – bis der Notarzt da ist. Sonja Schaible ergänzte: "Der Defibrillator ist nur zur Überbrückung da, er ersetzt nicht den Profi."

Die Bedienung hört sich erstmal recht einfach an: Defi aufmachen, die Anweisungen des Sprachcomputers befolgen. Doch davor liegen weitere Schritte, die schon nach komplizierter Arbeit aussehen und, laut Steinrode, eine Hemmschwelle seien. Erstens: Prüfen, ob die Person noch atmet. "Sehen und Hören sind hier wichtig. Prüfen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und hören Sie hin, ob der Mensch noch atmet. Rufen Sie, egal, was ist, immer die 110", so Ralf Braun.

Zweitens: Die Kleidung schnellstmöglich entfernen. "Das können Sie am besten mit der beigefügten Schere machen. Der Notarzt schneidet nachher so oder so." Drittens: Nach der Anwendung des "Defis" muss eine Herzdruckmassage durchgeführt werden. "Das muss so auf jeden Fall gemacht werden. Das kann die Maschine nicht für Sie tun, das müssen Sie machen. Sie sind die Hände des Geräts und das Gerät ist Ihr Gehirn. Das Gerät gibt den Rhythmus vor."

Und hier liegt, das wurde bei der Schulung im Feuerwehr-Magazin deutlich, das Problem: die Herzdruckmassage – also das schnelle, kräftige Eindrücken des Brustkorbs, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Der Brustkorb müsse dabei fünf bis sechs Zentimeter eingedrückt werden. Es können, so Braun, Rippen brechen oder Knorpel geschädigt werden. "Das kostet ja richtig Überwindung, das muss man sich trauen", so Daniel Steinrode, der mit dem Ortschaftsrat zur Vorstellung und Schulung eingeladen hatte. "Wenn Sie der Meinung sind, Sie müssen wiederbeleben, mit Aufschneiden der Kleidung, dem ›Defi‹ und der Herzdruckmassage, macht Ihnen keiner einen Vorwurf. Sie haben im Zweifelsfall jemandem das Leben gerettet."