Ilona Burkart freut sich in diesen Zeiten über jede freundliche Geste an ihrem Arbeitsplatz, der Kasse bei Edeka. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Helden: Ilona Burkart über ihren veränderten Alltag, schlechte Kinderstube bei manchen Kunden und willkommenes Lob

Nagold. Die Politiker nennen sie systemrelevant. Dabei sind sie vor allem eines: unsere Helden in Corona-Zeiten, die durch ihre Arbeit das gesellschaftliche Leben aufrecht halten. Wie zum Beispiel Ilona Burkart (54), seit elf Jahren Kassiererin bei Edeka Rentschler. Intern gilt sie als "Kassen-Mutti". Wir haben bei ihr nachgefragt.

Wie sieht Ihr Alltag in Corona-Zeiten aus?

Häufiger Hände waschen, öfter Hände desinfizieren und die Kunden auf Pflichten hinweisen, wie die Masken oder Einkaufswagenpflicht – das ist Alltag bei mir.

Was ist seit Beginn der Pandemie anders geworden?

Die Kunden sind anders geworden. Teilweise freundlicher als davor, aber teilweise leider auch nicht. Manche Kunden vergessen leider die gute Kinderstube und sind unhöflich, teilweise sogar frech oder beleidigend. Leider nimmt der Grad der Unfreundlichkeit mit der Dauer der Pandemie zu. Wenn vor allem junge Kollegen oder Kolleginnen beleidigt werden, nehme ich diese in Schutz und führe die Debatte weiter.

Bekommen Sie von anderen Menschen Lob für Ihren Einsatz?

Ja, von manchen Kunden gibt es Lob. Nicht speziell auf den Einsatz im Zusammenhang mit Corona, aber generelles Lob, wie zum Beispiel Lob für eine gute Beratung durch die Kollegen im Markt wie an der Frischetheke. Dieses Lob wird dann von mir natürlich an die Kollegen weitergeleitet. Manchmal höre ich ein freundliches "Schön, dass Sie heute da sind Frau Burkart". Solche kleinen Aufmerksamkeiten tun gut. Vor zwei Jahren hat mir ein junger Kunde sogar zu Weihnachten eine Postkarte aus Brasilien geschickt.

Das schönste Lob war...

Eine Kundin hat mal ein kleines Blumensträußle für eine Kollegin gebracht und als sie gesehen hat, dass ich auch da bin, ist sie noch mal losgegangen und hat auch für mich ein Blumensträußle geholt. Die Kundin hat sich damit bedankt, dass ich ihr immer weiterhelfe und, weil sie es so schön findet, wenn ich da bin. Das war natürlich eine sehr freundliche Geste und ich habe mich sehr gefreut, aber ich freue mich wirklich auch über den kleinsten Dank, wie zum Beispiel ein kleines "Dankeschön" oder ein freundliches Lächeln der Kunden.

Was gibt Ihnen besonders Kraft in diesen Zeiten?

Der gute Zusammenhalt unter den Kolleginnen und auch von unserer Marktleiterin, Frau Horn. Wenn man sich mal austauschen kann und jemand einem zuhört und für einen da ist, das gibt viel Kraft. Natürlich auch meine Kinder, auch wenn ich mit diesen gerade hauptsächlich telefonisch in Kontakt stehe. Aber auch meine Katzen und Stricken. Damit kann ich zu Hause runterkommen und abschalten.

Und was stört sie am meisten?

Das Unverständnis der Kunden für die geltenden Vorgaben, wenn sie uneinsichtig sind, was die Masken- oder Einkaufswagenpflicht anbelangt. Häufig fallen dann Sätze wie: "Ja aber im Laden XY ist es so und so…"

Können Sie diesen Zeiten auch etwas Positives abgewinnen?

Ja, denn manche Kunden sind durchaus auch freundlicher geworden und äußern Anerkennung für unseren Einsatz. Sie grüßen jetzt und bedanken sich auch mal, obwohl sie das früher nicht gemacht haben.

Gehen Sie mit der Politik im Umgang mit dieser Pandemie einig oder hätten sie etwas anders gemacht?

Meiner Meinung nach hat die Politik häufig zu spät, teilweise falsch und für mich oft nicht nachvollziehbar reagiert. Bei manchen Entscheidungen wurde meiner Meinung nach nicht genug überlegt. Warum mussten zum Beispiel die Gastronomen schließen, obwohl sie viel Zeit und Geld investiert haben, um alle Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen? Warum kann man zur Fußpflege aus gesundheitlichen Gründen, aber nicht aus kosmetischen? Der Abstand der beiden Personen zueinander sowie die Maskenpflicht ist in beiden Fällen doch gleich! Warum schließt man den Einzelhandel vor Weihnachten und nimmt den Einzelhändlern damit ihre mitunter wichtigste Zeit für den Umsatz? Dadurch werden die Menschen gezwungen, online zu kaufen und haben nicht die Möglichkeit, die lokalen Geschäfte zu unterstützen. Warum wurden nicht die Schulen gleich noch mal geschlossen, als man gemerkt hat, wie sich alles entwickelt? Wie kann der Impfstoff so schnell eingesetzt werden, obwohl Impfstoffe normalerweise viel länger getestet werden und es jetzt schon Fälle von Problemen bei Allergikern gibt?

Werden Sie sich denn impfen lassen?

Nein, da ich Allergien und Unverträglichkeiten habe.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten...

2020 komplett streichen, weil es ein furchtbares Jahr war.

Name: Monika Wehrstein

Alter: 67 Jahre

Ehrenamt: Seit 30 Jahren 1. Vorsitzende der Hospizgruppe Nagold, Ortschafts-, Gemeinde und Kreisrätin, Schöffin am Landgericht Tübingen

Hobbys: Wandern, Musikhören, Radfahren

Lebensmotto: Dankbar, zufrieden und positiv durchs Leben gehen