Prüftermin in der Gewerbeschule Nagold (von links): Theorielehrer Andreas Schittenhelm, Prüfling Robert Wörner und Stefan Mirus. Foto: Wind

14 Kfz-Mechatroniklehrlinge legen Prüfung zur Fachkraft für Old-und Youngtimer ab. Einzigartig in Deutschland.

Nagold - Egal ob 911er Porsche oder VW Käfer: Oldtimer lassen die Herzen von Autoliebhabern höher schlagen. Doch das Wissen um die alte Technik geht langsam verloren. An der Gewerbeschule Nagold versucht man mit einer Zusatzqualifikation gegen zu steuern.

"Im Handwerk geht die alte Technik mehr und mehr verloren", so Stefan Mirus der Gesellenprüfungsvorsitzende der Kfz-Innung Calw/Freudenstadt: "In ihrer Ausbildung lernen die Kfz-Mechatroniker jetzt viel über Elektronik und den Einsatz von Computern. Die alten mechanischen Techniken kommen im Lehrplan zu kurz." Doch die Nachfrage nach Oldtimerwartungen sei vorhanden und sogar am wachsen.

"Den Lehrling und seinen Betrieb kostet das nichts"

Darum haben sich die Kfz-Innung und die Gewerbeschule zusammengschlossen und zum Schuljahr 2016/17 erstmals eine 80-stündige freiwillige Zusatzausbildung für werdende Kfz-Mechatroniker im Umgang mit Young- und Oldtimer gestartet. "Dazu kommen die Lehrlinge von Betrieben in den Kreisen Freudenstadt und Calw in ihrem zweiten und dritten Lehrjahr einen zusätzlichen Tag an die Gewerbeschule in Nagold", erklärt Mirus. "Den Lehrling und seinen Betrieb kostet das nichts." Nur der Lehrling müsse eben für die Ausbildung einen Tag die Woche freigestellt werden. Laut Mirus ist die Gewerbeschule Nagold die einzige Schule in Deutschland, die diese Zusatzqualifikation kostenfrei und parallel zur Ausbildung anbietet.

Der erste Jahrgang wurde dieser Tage geprüft. Morgens um 7 Uhr mussten die 14 Prüflinge in Nagold antreten. Dann hieß es fast fünf Stunden lang sein Können an verschiedenen Stationen zeigen.

Auf dem Plan standen das Reparieren einer mechanischen Bremse, das Prüfen eines Winkers, eine Fahrzeugbewertung und das Dokumentieren einen Oldtimerreparatur am PC. Ergänzt wurde das Ganze durch eine zweistündige schriftliche Prüfung und ein Fachgespräch. "Die Lehrlinge müssen sich mit Materialen und Techniken aus dem ganzen Spektrum auskennen", so Mirus: "Von den jüngsten Oldtimern aus dem Jahr 1988 bis hin zu Modellen von 1915."

Auch Restaurierungsethik stand auf dem Stundenplan der Zusatzqualifikation. "Fahrzeuge sind schließlich immer auch Zeitzeugen, das gilt es zu bedenken, wenn eine Entscheidung zwischen Restaurierung und Neuaufbau zu treffen ist", sagt der Prüfungsvorsitzende. Denn gerade bei Young- und Oldtimern gehe der ideelle Wert oft über den materiellen hinaus.

Nach bestandener Prüfung erhalten die Lehrlinge nun ein Zertifikat, das sie als Fachkräfte für Young-und Oldtimerfahrzeuge ausweist.