Knapp zwei Dutzend Kinder durften zu Zauberer Frack auf die Bühne Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Groß-Illusionen vom Magier-Weltmeister. Perfekte Verblüffung für fast 400 Zuschauer in der Stadthalle

"Willkommen in der Welt der Illusionen", sagt die tiefe Männerstimme aus dem Off. 350, vielleicht 400 Leute sitzen im Publikum der Nagolder Stadthalle. Mystische Musik, gedämpftes Licht, Nebelschwaden wabern über die große Bühne. Auftritt von Zauberkünstler Julius Frack.

Nagold. Stilecht zaubert sich der Meister erst einmal selbst in einem leeren Glaskasten herbei, der sich zuvor mit noch mehr Nebel füllt. Okay, denkt man – der war im doppelten Boden des Kastens oder so. Aber dann tritt auch Assistentin Cindy aus dem Nebel im Glaskubus heraus. Die beiden können doch unmöglich zusammen in dem bisschen Kastenboden gesteckt haben!?

Das genau – um es vorweg zu nehmen – ist die große Kunst von Julius Frack: Man glaubt seine Tricks zu kennen, tausendmal gesehen. Aber er dreht die Schraube immer ein bisschen weiter als andere vor ihm. Geht über die bekannte, man will sagen gewohnte Verblüffung hinaus. Zum Beispiel auch Fracks berühmteste Nummer dieser Art, die später im zweiten Programmteil einen der echten Höhepunkte seiner "Magic Gold" getauften Show bilden wird: die "Schwebende Jungfrau", einer der ältesten Zaubertricks überhaupt.

Frack entwickelte die Nummer weiter

Diese Schwebeillusion hat der "Vater der modernen Magie", Jean Eugène Robert-Houdin (nach dem sich später der berühmte Houdini seinen Namen wählte), einst Mitte des 19. Jahrhunderts für europäische Bühnen entwickelt. Damals schon eine Sensation, die die ganze Welt verblüffte. Noch echte Schlagzeilen machte. Frack entwickelte die Nummer weiter – schreitet an einem Punkt seiner Levitation wahrlich "durch" seine schwebende Partnerin mitten hindurch. Man ahnt vielleicht, wie er es macht. Aber wirklich wissen? Auch Frack machte mit dieser Nummer ganz große Schlagzeilen. Denn dank solcher Groß-Illusionen wurde Julius Frack bereits im Jahr 2009 zum Weltmeister der Magier in der Kategorie "Stage Illusions" bei den 24. Weltmeisterschaften der Zauberkunst der "Fédération Internationale des Sociétés Magiques" gekürt. Seine Variante der "Schwebenden Jungfrau" elektrisierte damals die Zauberer-Kollegen und die gesamte Fachwelt. Klar, dass auch das Nagolder Publikum ganz aus dem Häuschen ist. Fürs Ensemble von Julius Frack schon irgendwie auch ein Heimspiel. Viele hier kennen ihn ganz offensichtlich, wissen, was für hohe Zauberkunst sie zu erwarten haben, lassen sich gerne von dem auch großen Geschichtenerzähler in die Welt der Fantasie und großen Illusionen entführen.

Denn auch das zeichnet den in Sindelfingen geborenen, heute in Tübingen lebenden Zauberkünstler aus: Zu den meisten seiner Tricks erzählt er (nachdem er endlich als ersten "echten" Zaubertrick des Abends sein Headset-Mikrofon zum Laufen gebracht hatte) große, Atmosphäre-reiche Geschichten.

Wie jene vom Großvater, der Geldscheine per Feuer auf seine Echtheit prüfte. Jan aus dem Publikum opfert dafür einen 50-Euro-Schein. Frack, als er die Banknote vermeintlich als Fälschung in Flammen aufgehen lässt: "Jan, wo hast du den Geldschein her" – "Von meinen Papa..." Der ganze Saal lacht, während der Magier den von Jan mit seinem Namen zuvor markierten Geldschein komplett unversehrt aus einer (echten) Orange pult, die zuvor vor aller Augen aus dem Nix an einem Orangenbäumchen (aus dem Garten von Fracks Großvater) gewachsen waren.

Oh ja, wir lassen uns gerne von einem wahren Magier so unterhaltsam aufs Glatteis führen. Das Ehepaar aus Herrenberg auf den Nebensitzen zum Beispiel – mit den beiden Töchtern ganz vorne in der Reihe zwei – kann schon nicht mehr zählen, wie viele Shows sie vom "Meister" bereits besucht haben. "’Ne ganze Menge", sagt der Mann. Die Mutter und eine der Töchter tragen selbst gemachte Fan-T-Shirts mit einem Lob-Gedicht auf den Zauberer in großen, goldenen Lettern.

Als der allgemeine Gesang ins Leere verebbt

Was macht die Faszination aus von solchen Zauber-Shows, sinnieren wir in der Pause. Warum lassen wir uns so gerne einfangen von einem, der vorgibt, "wirklich" zaubern zu können? "Es ist die Emotion", überlegt die Dame nebenan. Der Rausch der vielen, ungewöhnlichen Eindrücke. Die Ahnung einer ja vielleicht doch "magischen Welt". Der schöne Schein. Jemand, der uns wirklich zu verblüffen vermag. Womit man auch bei den "leiseren" Tricks von Julius Frack angekommen ist, auch einem Meister der Mental-Magie. Des Gedankenlesens. Knapp zwei Dutzend Kinder dürfen zu ihm auf die Bühne. Er gibt einem von ihnen einen Kasten in die Hand. Dann lässt er alle Kinder Lieder aus einem Liederbuch ansingen. Der ganze Saal hilft lautstark mit bei "Jingle Bells", was noch nicht ganz zur Jahreszeit passt. Aber egal. Bei "Old McDonald..." weiß kaum einer mehr Text als den Anfang der ersten Textzeile. Alles lacht, als der allgemeine Gesang so ins Leere verebbt.

Doch dann der Trick. Eines der Kinder soll eine beliebige Seitenzahl des Liederbuchs nennen. Einfach so, was ihm einfällt. "Seite neun." Frack schlägt die Seite auf – es sind die Noten zu "Pink Panther". Reiner Zufall. Wirklich? Frack lässt den Jungen mit dem Kasten diesen öffnen – eine Spieluhr kommt hervor. "Dreh die kleine Kurbel", fordert der Magier den Jungen auf. Und es ertönt als zartes Glockenspiel die bekannte Melodie von "Pink Panther". Und die Verblüffung ist wieder einmal perfekt. Wir müssen lachen. Und einfach applaudieren.