Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Über die Öffnung des Youz herrscht große Freude / Weitere Veranstaltungen könnten noch stattfinden

Ab Mitte März blieb das Nagolder Jugendhaus Youz geschlossen. Umso größer war die Freude bei Mitarbeitern und Jugendlichen, als am Mittwoch, 3. Juni, wieder geöffnet werden durfte.

Nagold. Die knapp zweimonatige Schließung fühlte sich für viele der jungen Menschen sehr lange an. Als das Youz wieder öffnen durfte, sei die Freude bei der Jugend riesengroß gewesen, erzählt Marina Sismanidou, Jugendhausmitarbeiterin, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Durch die Kontaktbeschränkungen war es schwierig, sich untereinander zu treffen und sich zu sehen. "Es gab zwei, drei, die sich nach zwei Monaten das erste Mal wieder gesehen haben", teilt Sismanidou mit. Viele seien darüber erfreut "wieder hierher kommen zu dürfen", fügt sie an.

Doch einfach hereinspazieren darf das Klientel nicht. Strenge Vorschriften müssen eingehalten werden. Die Prozedur ist simpel. Man läuft wenige Treppen hoch; dort wartet ein Jugendhausmitarbeiter an einem Tisch. Darauf ein Formular, auf dem sich jeder Besucher eintragen muss, erklärt Youz-Geschäftsführer Gerd Hufschmidt. Danach geht es direkt zum Händewaschen und zum Desinfizieren. Erst dann dürfe man sich in die Räume begeben.

Betrieb ist in zwei Schichten eingeteilt

Den Betrieb hat man in zwei Schichten aufgeteilt, erklärt Stefan Mohr, ebenfalls Jugendhausmitarbeiter. Denn im Jugendhaus dürfen sich maximal 15 Personen gleichzeitig befinden. Dienstag bis Freitag sieht es dann wie folgt aus: Die erste Schicht geht von 16 bis 17.30 Uhr. Nach einer 30-minütigen Pause geht es von 18 bis 20 Uhr weiter. Viele kämen dann einfach wieder. Doch durch die kurze Pause hätten auch andere die Möglichkeit, zu Besuch zu kommen.

Im Aufenthaltsraum sind deutlich weniger Tische zu sehen. Die Sitzplätze sind markiert. Das Billardspielen ist problemlos möglich. "Da stehen die Spieler weit voneinander entfernt", merkt Hufschmidt an. Am Tischkicker stehen sich die Jugendlichen dann jedoch näher gegenüber. Daher wird dabei ein Mund-Nasen-Schutz getragen. Das Fenster steht meistens weit offen und Tische werden regelmäßig desinfiziert. Der Thekenbereich ist mit Plexiglas abgesichert.

Mit den Regeln sind alle Anwesenden vertraut. Mohr erklärt, dass man über die sozialen Medien ein witzig verpacktes Video hochgeladen hat. Darin erklären er und Sismanidou die geltenden Auflagen, Verhaltens- und Hygieneregelungen. Damit hat Mohr gute Erfahrungen gemacht: "Durch das Video kannte jeder die Regeln. Man muss wenig daran erinnern." Auch Sismanidou bestätigt, dass die Jugendlichen alle Vorschriften gut annehmen. Lediglich die Jüngeren würden "es gerne mal vergessen."

Bei den Angeboten musste das Youz viele Dinge absagen. Darunter das Night-Soccer-Turnier und das Internationale Workcamp – bei dem Jugendliche aus verschiedenen Ländern einreisen und im Youz zu Gast sind. Auch hatte man Besuch aus Italien – organisiert von der Organisation "Xenia", mit Jugendlichen aus der Region Neapel – erwartet. "Das ist super schade", sind sich die beiden Mitarbeiter und der Geschäftsführer einig. Kooperationen mit Nagolder Schulen fielen ebenfalls ins Wasser.

Für die heutigen Besucher des Youz kann das Angebot ebenfalls nicht aufrechterhalten werden. Übungen zur Selbstverteidigung sind nicht möglich. Auch der "Zeitvertreib Nummer eins" – das gemeinsame Kochen – kann momentan nicht stattfinden. Den Mittagstisch, der immer donnerstags angesetzt ist, "hatten wir erst kürzlich wieder eingeführt. Jetzt ist es schon nicht mehr möglich", so Mohr.

Ziel ist es zurzeit ohnehin das Hauptangebot zu stemmen. "Wir wollen erst mal einfach nur aufmachen. Den Jungen einen Raum zum treffen bieten", erklärt Sismanidou.

Außerhalb der Öffnungszeiten wollen die beiden Mitarbeiter auch Radtouren anbieten. Dabei könne man laut Mohr mit "vier bis fünf Jugendlichen eine schöne Zeit verbringen." "Sport verbindet", fügt er an. Weitere Nutzer des Jugendhauses sind laut Hufschmidt der Internationale Bund mit einer maximal dreiköpfigen Schülerhilfe-Gruppe und die Jugendmusikschule mit dem Trompetenangebot für maximal zwei Personen.

Während der Schließung hatte man den Kontakt zu den Jugendlichen hauptsächlich über Social Media gehalten. Über Facebook, Instagram und primär über WhatsApp. Sismanidou erzählt, dass beispielsweise Kochrezepte hochgeladen wurden. Als Rückmeldung kam laut der Jugendhausmitarbeiterin stets die "Standardfrage". "Wann dürfen wir wieder kommen?", habe diese gelautet. "Das war schwierig zu beantworten. Wir wussten es selber nicht", äußert sich Mohr. Die Jugendlichen vermissten das Jugendhaus und sehnten die Wiedereröffnung herbei. Die Zeit während der Schließung soll für sie laut Sismanidou jedoch "nicht so schlimm" gewesen sein. Es habe "eine kleine Frustration" gegeben, da der soziale Kontakt fehlte. "Die Schule wurde nicht vermisst", fügt sie hinzu.

Die "Kurzbesucher" sind jetzt seltener da

Momentan kann man noch nicht sagen, ob das Youz durch die Schließung Klientel verloren hat. Zum jetzigen Stand komme das Stammklientel regelmäßig. "Der Thekendienst ist sehr kontinuierlich da", freut sich Mohr. Er hat allerdings schon bemerkt, dass diejenigen, die in der Regel nur kurz in das Youz "hereinschneien" und dann wieder weiterziehen, seltener da sind. "Viele kommen, checken die Lage, schauen ob ihre Freunde da sind, und gehen dann wieder, wenn diese nicht da sind", erklärt Sismanidou. Hindernis ist hierbei das Eintragen in das Formular. Die Beteiligten wünschen sich dahingehend baldige Lockerungen, sodass die jungen Besucher jederzeit kommen und gehen können. Denn wer sich einträgt und das Gelände verlässt, darf in derselben Schicht nicht mehr in das Jugendhaus hinein. Damit lohne sich eher ein längerer Aufenthalt. "Viele möchten sich nicht binden", meint Mohr dazu.

Dem versuche man entgegenzuwirken. Bei gutem Wetter würden die Mitarbeiter aufsuchende Jugendarbeit betreiben. Dabei gehe man an Orte, wo sich bekanntlich Jugendliche oft aufhalten, und spreche sie an. "Wir haben ein schönes, warmes Plätzchen", mache man sie laut Mohr auf das Jugendhaus aufmerksam.

Sicher ist, dass neben der Notbetreuung, die das Youz anbietet, das gesamte System umgearbeitet werden musste. "Das ist wahnsinnig viel Arbeit", unterstreicht Hufschmidt.

Ein großes Fragezeichen schwebt weiterhin über dem Projekt "Daxburg". Die Anmeldung wurde zuvor auf "ein späteres Datum" verschoben. Organisatorisch kein einfaches Projekt. Vor allem durch die Pandemie und sich ändernde Verordnungen. Man erwarte schließlich rund 150 Teilnehmer. Dazu müsse man noch Busse und Verpflegung planen. Innerhalb der nächsten Tage wisse der Geschäftsführer vielleicht etwas mehr dazu. Den Kontakt mit Neapel hat er auch nicht aufgegeben. Dazu könnte es gegen Ende des Jahres noch kommen: "Das habe ich noch nicht gestrichen. Der gute Wille ist da."

Aus der knapp zweimonatigen Schließung hat Sismanidou gelernt: "Jugendarbeit macht ohne Jugendliche keinen Spaß!" Als bei der Öffnung die Musik, von der sie in der Regel "total genervt" ist, erklang, freute sie sich. Dadurch wusste sie: "Es geht endlich wieder los."